[…]wutzschwitz 2½ Stunden von Döbeln, mitten zwischen […] und Oschatz gelegen.
Das Rittergut ist mit Niederstein combinirt, sowie noch zum Gute, worauf keine besondern Ritterpferdsgelder hafteten, der dritte Theil von Marschütz und ein Theil von Mahris im frühern Amte Oschatz gehören.
Oberwutzschwitz gehört zu den 8 Rittergütern die nach Zschaitz eingepfarrt sind, und diese sämmtlichen Rittergüter waren vor der Reformation auf alle Fälle der Zschaitzer Prälatur unterworfen; die Gründung dieser Ortschaften ist zwar sehr alt; aber als Rittergüter werden dieselben erst später und lange nach der Reformation genannt.
Als Besitzer von Oberwutzschwitz sind uns seit 1708 bekannt Heinrich von Birkholz, 1718 der Oberst Hans Gottdank von Hackeborn, 1734 Hans Boston von Zehmen und in der von Zehmenschen Familie befindet sich das Gut jetzt noch: der derzeitige Besitzer ist Herr Ludwig von Zehmen.
An Einwohnern befindet sich hier ein Gärtner, und 12 Häusler mit 150 Einwohnern, die dem Gerichtsamte Döbeln einverleibt sind.
Die Jahna, nachdem sie den Rittmitzer Bach aufgenommen, fliesst durch dieses Dorf und geht fast durch das Rittergut.
Die Lage ist von allen Seiten angenehm und gleicht einem schönen Garten. Der Boden ist gut zu nennen. Obstanlagen in Gärten und an den Wegen werden überall unterhalten.
Die Gewächse kommen im Frühjahre gewöhnlich später zum Vorscheine, als an andern Orten.
Sobald aber die volle Wärme eintritt, fängt in Feld und Gärten alles an mit Ueppigkeit zu wachsen.
Oderwitz ⅞ Stunden südwestlich von Pegau in sehr fruchtbarer belebter und angenehmer Gegend am Mühlgraben, jenseits dessen sich die Aue ausbreitet; der südliche Theil des Orts heisst Kleinoderwitz.
In Grossoderwitz befindet sich das Rittergut, welches stiftisches Erblehn ursprünglich war und zwar mit der Freiheit zu disponiren unter Lebenden und Todten halber. Es wurde mit 1½ Ritterpferde verdient und ist ein nicht zu schwaches Gut, hat vortrefflichen Boden und treffliche Wiesen, welche ihrer Ergiebigkeit und ihres schönen vortrefflichen Futters wegen weit und breit bekannt sind.
Das Rittergut gehörte im 16. Jahrhundert Herren von Draschwitz auf Steinbach, 1714 einem von Minkwitz 1730 aber dem Geh. Rath Heinrich von Bünau auf Kl. Korbetha, 1790 der Scharfschen, später der Mettlerschen, und zuletzt der Bachschen Familie.
Die Rittergüter Oderwitz und Greitschütz hatten sonst besondere Sitze in der Kirche zu Costewitz, später wurden sie aber in das preussische Kirchspiel Profen eingekircht.
Die Mühle, die Schenke und 3 Häuser in Oderwitz gehörten zwar in Rücksicht des Grund und Bodens in das Stift Zeitz, jedoch hatte das hiesige Rittergut gegen einen Kanon auch die Gerichtsbarkeit über diese.
Der Ort enthält 39 Häuser mit 214 Einwohnern, die nach Profen, wie schon erwähnt, eingepfarrt sind, sich aber mehr in das nahe Costewitz halten.
Unter dem Gerichtsamte Pegau müssen jetzt alle Recht leiden und natürlich auch die Einwohner, die sonst bei dem Stifte Zeitz zu Lehn gingen.
Sitten auch in den Urkunden Sytin und Sittin genannt, ist ein sehr alter Ort und hat seinen Namen auf alle Fälle von einem Dietrich von Sytin erhalten, der sich Theodoricus Camerarius schreibt und als burggräflich-leisniger Kämmerer vorkommt. […] teritz oder Kötteritzsch besessen: denn Heinrich von Kötteritz kommt nach einer Urkunde als Besitzer von Sitten vor. Vom 14. Jahrhundert aber und vom Anfange des 15. Jahrhunderts bis auf gegenwärtige Zeit ist die Familie von Kötteritz in immerwährenden Besitz von Sitten gewesen.
Im Jahre 1421 war Dietrich von Kötteritz Besitzer von Sitten, welcher mit Barbara, Burggräfin von Dohna vermählt war. Ihm folgte sein Sohn Niclas von Kötteritz, welcher sich mit Barbara von Nischwitz aus Thecla ehelich verband und erhielt nebst Sitten auch Krostewitz. Dem Niclas folgte sein ältester Sohn Sebastian von Kötteritz, welcher im Jahre 1528 und 1533 die Kirchenvisitation mit verrichten half und im Jahre 1530 nach Augsburg ging, um daselbst die Confession zu übergeben.
Er war des Churfürsten zu Sachsen Johann Friedrichs Hofmeister, Rath und Amtmann zu Altenburg und Bitterfeld. Aus seiner Ehe mit Mechtild Spiegel von Gruna hatte er 4 Söhne mit Namen Wolf, Christian, Sebastian und Hans. Dieser jüngste Sohn überkam nach des Vaters Tode die Güter Sitten und Krostewitz. Die Gemahlin Hansens war eine geb. von Saalhausen aus der Herrschaft Brenzen in Böhmen. Nach Hansens Tode übernahm dessen erster Sohn August von Kötteritz die väterlichen Güter, während dessen Minderjährigkeit sie von Heinrich von Birkholz verwaltet wurden, weshalb von mehrern Geschichtsschreibern die irrige Ansicht ausgesprochen worden ist, die von Birkholz hätten Sitten besessen. August von Kötteritz war zwei Mal verheirathet, das erste Mal mit Charitas von Kötteritzsch, der Tochter des Geheim-Raths in Berlin, das zweite Mal mit einer geb. von Einsiedel aus dem Hause Scharfenstein. Nach dem Ableben dieses von Kötteritz, welcher zuletzt Consistorial-Präsident war, übernahm dessen Sohn August Friedrich, Sitten. Derselbe besass auch gleichzeitig Ober- und Niederberka. Er war Oberst-Wachtmeister von der Infanterie. Nach seiner Vermählung mit Anna Elisabeth, Caspar von Löbens auf Milkel einziger Tochter, übernahm er die Bewirthschaftung seines Gutes Sitten und brachte es sehr in die Höhe. Bald verkaufte er aber das Gut an Christian Gundermann Churfürstl. Sächs. Commissar im Leipziger Kreise, für 14000 Fl. Von diesem kaufte es der Rechtscandidat Förster, nach dessen Tode kam das Gut wieder an August Friedrich von Kötteritz.
Derselbe hatte auch schon vorher das Schlossdorf Frohburg gekauft, weshalb er Sitten wieder verkaufte und zwar an den Rittmeister Richard von Vittingshofen. Unter diesen Besitzer wurde das Gut für altschriftsässig erklärt und erhielt die Obergerichte über Sitten, Doberquitz und Röda.
Nach seinem Tode haben 5 hinterlassene Söhne Sitten gemeinschaftlich 5 Jahre lang besessen, bis Christoph Rupert von Vittingshofen das Gut allein kaufte und als Churfürstl. Sächs. Kammerherr mit Fräulein Anna Sophie von Kötteritz aus dem Hause Frohburg sich vermählte. Nach ihm hat Herrmann von Wolframsdorf, Oberhofmarschall, Erb- Lehn- und Gerichtsherr auf Mügeln seit 1691 das Rittergut Sitten besessen. Seine Herren Söhne wurden in den Grafenstand erhoben und eine Fräulein Tochter von ihm, Ida Lucia heirathete den Gothaischen Hofrath Johann Heinrich von Schleinitz auf Schieritz. Dieser Frau Hofräthin fiel Sitten zu. Ihre beiden Söhne Herrmann Heinrich von Schleinitz auf Saalhausen und Limbach und Friedrich von Schleinitz auf Schieritz erbten Sitten mit Börtewitz. Von diesen ist Sitten an Bodo Gottlob von Koseritz gekommen. Nach ihm hat es im Jahre 1741 Heinrich Rudolph von Bindof, Geh.-Rath und Kammerdirector zu Weimar übernommen. Von dessen Sohne Heinrich Siegismund von Bindoff kaufte es der Amtshauptmann von Metzsch. Nach dessen Tode haben die hinterlassenen Kinder seiner […] ammer auf Priestewitz, Frau Oberlieutenant von Klitzing un[…] verw. Frau Major von Kracht als hinterlassene Erben dasselbe gemeinschaftlich besessen, bis es im Jahre 1816 die verw. Frau Major […] Kracht allein in Lehn nahm, welche es im Jahre 1823 ihrem ä[…]n Sohne dem Rittmeister von Kracht allein übergeben hat.
Gegenwärtig gehört Sitten einem Herrn Pazschke.
Das Schloss Sitten liegt ungefähr 600 pariser Fuss über dem Meere angenehm und imposant in einem flachen fruchtbaren und angenehmen Thalgrunde, von der Polckenbach oder dem Sittener Bache durchflossen.
Die Gegend gehört, wegen der grossen Nähe einer Menge Ortschaften, zu den belebten und ist von Natur angenehm.
Zum Rittergut, welchem die Collatur über Kirche und Schule zusteht und welches die Obergerichte über Sitten, Doberquitz und Röda hatte, gehört auch ein Hausplatz nebst Garten auf dem Burglehn zu Leisnig; desgleichen ein Kirchenstuhl beim Altare in der Stadtkirche daselbst.
Der Ort hat nach neuester Volkszählung 237 Einwohner in 34 Häusern, welche nur 5⅝ Hufen guten Feldes besitzen, sie treiben aber ziemlich guten Obstbau.
Sitten gehört jetzt zum Gerichtsamte Leisnig.
Steinbach bei Lausigk liegt 1¾ Stunden nordöstlich von Borna, 1 Stunde von Lausigk, 2½ Stunden von Grimma, in einer buschigen, ebenen Gegend am Jordanbache, der früher ebenfalls Steinbach geheissen haben mag, unweit Lauterbach entspringt und in Kitzscher die Eyla erreicht.
Steinbach gehörte vor der Reformation zum Kloster Pforta und nach der Reformation wurde Steinbach als Rittergut an die Familie von Holleufer verliehen. Niclas und Hans von Holleufer werden uns als Besitzer genannt, von welchen Hans von Einsiedel für 30000 Gulden erkaufte, der es aber schon nach 1662 an Georg von Draschwitz auf Oderwitz überlies. Im Jahre 1680 ist die Familie von Zehmen damit beliehen, 1700 dessen Schwiegersohn der Geh.-Rath von Kötteritz auf Beucha, 1719 der Oberst Pflugk und 1753 eine Wittwe Pflug. Im 19. Jahrh. war Dr. Joachim Moritz Wilhelm Baumann auf Trebsen auch langjähriger Besitzer von Steinbach, welches nach dessen Tode in der Erbtheilung an Dr. Moritz Wilh. Baumann gelangte.
Das Herrenhaus ist gross, schön und in einem gefälligen Styl erbaut, es hat vortreffliche Felder, Wiesen und auch schöne Teiche. Doch ist über die ganze Oeconomie des Guts schon das Nöthige bei der Beschreibung von Trebsen gesagt, so dass man nur Wiederholungen sich zu Schulden kommen lassen würde, wenn man in das Detail weiter eingehen wollte.
Im J. 1859 hatte Steinbach 67 Häuser und 435 Einwohner.
Taucha 2 Stunden von Leipzig nordöstlich, fast 3 St[…] von Eilenburg 3¼ Stunde von Wurzen, 3½ Stunde von Deli[…] ½ Stunde von der Landesgrenze, an welche dessen eigne F[…] stossen, in einer nicht ganz reizlosen Gegend, in dem sich am re […] Ufer der Pardc, an welchem auch die Stadt liegt, oberhalb ders[…] mehrere steile Hügel mit, mannigfaltiger Bekleidung erheben, […] gehören sie mehr zu Dewitz als zu Taucha.
Die Burg Taucha oder Tuch, welche mit ihrem 80 Ellen […] Thurme und Schlosse eine gefällige Ansicht gewährt, gründete […] Erzbischoff Albert von Magdeburg, als er 1220 Dietrich den Bed[…] ten bekriegte: denn bis an die Parde erstreckte sich das erzbischö[…] Gebiet, so dass Taucha eine Grenzfestung abgab, die aber Mar[…] Dietrich von Lan[…] des Unartigen Bruder, im […] 1279 aus Rache […] gdeburger Erzbischof Erich, der […] gefangen gehalte […] te. Später wurde das Schloss w[…] aufgebaut und 13[…] Schloss den Marschällen von Mokk[…]
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen I. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1860, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_I.djvu/383&oldid=- (Version vom 9.4.2019)