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und der Seckelmeister Vischer Klosterverwalter in Zelle, die ältesten Brüder aber fanden lebenslängliche Pflege. Die Altäre, heiligen Gefässe und das übrige Kirchengeräth schenkte Herzog Moritz an evangelische Kirchen, so empfing Schneeberg die herrliche Orgel, Rosswein den starkvergoldeten Hochaltar, Etzdorf einen kleineren Altar, Belzig einige Altarbilder und die Dresdner Frauenkirche sowie die Kirche zu Mochau die Glocken; die Universität Leipzig aber erhielt des Klosters beträchtliche Bibliothek, dessen Archiv kam nach Dresden und die bedeutenden Klostergüter verwandelten sich in ein Kammergut.

Verwaist und verödet stand nunmehr die alte berühmte Stiftung Markgraf Ottos, verfallen lag die Gruft in der Sachsens Fürsten fast drei Jahrhunderte hindurch ihre letzte Ruhestätte gefunden und als 1599 ein Blitzstrahl die stolzen Gebäude des Klosters in Flammen setzte, als die prachtvolle Marienkirche in eine Gluthmasse zusammenstürzte, verschwand das berühmte Kloster von der Erde und nur wenige obgleich herrliche Ruinen zeugen noch von seiner einstigen Grösse.

Während Tanneberg Eigenthum des Klosters Altzelle war, soll sich nach der Volkssage, in diesem Dorfe ein kleines Nonnenkloster befunden haben, doch spricht davon weder eine Urkunde noch lässt sich ein anderer Beweis dafür auffinden. Vielleicht befand sich hier ein Spital. Dagegen stiftete hier ein Herr von Schönberg, Besitzer des Rittergutes, das sogenannte Jungfernhaus, einen Zufluchtsort für bejahrte Frauen der Familie, wie ein solches auch in Gnandstein bestand.

Das Rittergut Tanneberg blieb nur kurze Zeit landesherrliches Eigenthum, denn schon 1547 gehörte es dem Junker Nikol von Staupitz, der in einem Erbamtsbuche wegen des Gutes Amtsasse des Meissner Amtes genannt wird. Nach ihm gehörte Tanneberg dem Bürgermeister zu Freiberg und Herrn auf Oberschaar Steinbach und Kleinwaltersdorf, dem reichen Peter Alnpeck, dessen Geschlecht das Gut bis in die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts besass und eine seiner Linien nach dem Gute Tanneberg benannte. Wol durch Erbschaft gelangte von den Alnpecks Tanneberg an Rudolf von Miltitz auf Batzdorf, Robschitz und Eyla und von diesem an die in hiesiger Gegend reichbegüterte Familie von Schönberg. Von den Herren von Schönberg wird als Besitzer Tannebergs zuerst genannt Hans Heinrich von Schönberg, vermählt mit Magdalene von Degenfeld, der 1718 mit Tode abging. Bis 1852 gehörte das Rittergut dem Kammerherrn Gustav Adolf von Schönberg, der jetzige Eigenthümer desselben ist Herr Oberleutnant Carl Friedrich Rudolf von Schönberg-Pötting.

Wie in den Kriegen des funfzehnten und siebzehnten Jahrhunderts litt Tanneberg auch in dem letzten Kriege bedeutend. Die Landleute hatten sich bei der Annährung Russischer Heere namentlich einen schauderhaften Begriff von den Kosaken gebildet, von denen man glaubte, dass sie, je sechs Mann mit Ketten zusammen geschlossen, gleich wilden Thieren auf ihre Gegner losgelassen würden, ja Viele behaupteten, die Kosaken wären mit kleinen grässlichen Feueraugen und statt der Lippen mit Vogelschnäbeln ausgestattet. Der damalige Pastor zu Tanneberg bemühte sich angelegentlichst die Kosaken in ein günstigeres Licht zu stellen, indem er sie als harmlose Naturmenschen schilderte, die, grösstentheils selbst Familienväter, als einfache Hirten mit allen Tugenden genügsamer Menschen ausgerüstet wären und namentlich fremdes Eigenthum ehrten. Als nun endlich die gefürchteten Söhne der Steppe anlangten fand es sich dass sie zwar anderen Menschen ganz ähnlich waren, aber die Tugenden, welche ihnen der Pfarrer zugeschrieben fehlten gänzlich, und der wackere Prediger selbst hatte viel von der Rohheit und Plünderungssucht der von ihm verkannten Nomaden zu leiden.

Die Kirche zu Tanneberg war vor der Reformation dem heiligen Maximius geweiht und stand bis zum Jahre 1539 unter dem Erzpriester zu Wilsdruf, worauf sie der Meissner Ephorie einverleibt wurde. Die Collatur über Pfarre und Schule haftet auf dem hiesigen Rittergute.

O. M.     




Deutschenbora.


Dieses Dorf wurde früher Bor, Bore und Bohra geschrieben und Deutschenbora zum Unterschiede von dem eine halbe Stunde westlich entfernten Dorfe Wendischbora genannt. Der Ort zählt achtundvierzig Feuerstätten mit dreihundertachtzehn Einwohnern, dehnt sich in ziemlicher Länge an einem ostwärts dem Neukirchner Bache zufliessenden kleinen Gewässer hin und liegt, eine Stunde von Nossen entfernt, in einem seichten Grunde an der Freiberg-Meissner Chaussee in hügeliger, fruchtbarer Gegend, die nach Südwesten ziemlich hoch ansteigt und hübsche Aussichten bietet.

Schon im elften Jahrhundert geschieht des Dorfes Deutschenbora Erwähnung, wo es „deutsch Barl“ genannt wird und zu der Zupanie Weythessen oder Weitschen gehörte. Zu jener Zeit besass, nebst anderen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/087&oldid=- (Version vom 3.6.2018)