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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen II.djvu/115

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vielfach verewigte, und von der besonders der Ahnherr Reichbrodt noch im Munde des Volkes lebt, vererbte das Schloss bis 1736, wo es an den Chursächsischen Conferenzminister Ferdinand Bernhard Grafen von Zech verkauft wurde. Von ihm rühren viele Anlagen und Verschönerungen der Gärten, sowie der nördliche Thurm des Schlosses her. Auch vermittelte er den Neubau der sehr baufälligen Kirche, machte Schenkungen und stiftete Legate für Kirche und Schule. Sein Nachfolger war der Commissionsrath Georg Wilhelm Liebe und seit 1798 die Familie des jetzigen Besitzers Karl Heinrich Leopold Sachsse, welcher selbst im Jahre 1837 damit belehnt wurde. Unter ihm wurde es nach und nach nothwendig, die Wirthschaftsgebäude und die Brauerei zu erneuern und zu vergrössern.

Nach allen Seiten erhebt sich des Schlosses Grund und Boden, an Flächenraum 480 Acker; bietet neben gut bestandener Waldung, auch treffliche Fluren, zwar etwas schwierig in der Bearbeitung, aber gut und trocken im Boden und sehr ergiebig in den Früchten; grasreiche Gärten, sich eignend und wohl benutzt zum Obstbau, offen gegen die Sonne des Mittags und geschützt vor den kalten Winden des Nordens.

Auswärtige Besitzungen waren früher Wurgewitz, Hammer und Niederhermsdorf, deren Dienste und Gerichtsbarkeit erst in neuerer Zeit an den Besitzer von Wurgewitz, Herrn Brendel, verkauft wurden. Ebenso hatte Reichbrodt von Schrenkendorf eine Wiese von 40 Acker im Tharander Walde auf der Südseite zwischen Grüllenburg und Naundorf, gekauft, die noch jetzt zum Rittergute gehört und den Namen: „Reichbrodt’s Wiese“ führt.

Vom Schlosse aus streicht westwärts ein nicht zu breites Thal, an dessen Seiten das Dorf Klingenberg liegt, mit ungefähr 100 Baustellen, darunter einige 20 Bauergüter, und mit 700 Seelen. Für den Landbau wird rüstig gearbeitet und zeigen sich rege Fortschritte, sowie auch der Obstbau nicht vernachlässigt wird. Besonders zahlreich sind die Maurer und Zimmerleute, die seit 200 Jahren Innungen hier haben. – Höchst verderblich war für den Ort der Hussitenkrieg, indem Kirche, Pfarre und Schule eingeäschert wurden, und nach demselben nur Erstere aufgebaut werden konnte. Darum fehlen dem hiesigen Pfarrgut die Gebäude, die Kirche ist Schwesterkirche von Dorfhain und die Collatur ruht mit auf dem Rittergute. – Die Kirche, welche vielfache Andenken an die Gutsherrschaften alter und neuerer Zeit aufzuweisen hat, feierte 1842 ihr Jubiläum; die Schule, im vorigen Jahrhundert gegründet und theilweise durch herrschaftliche Legate dotirt, wurde 1852 neugebaut, und sind Beide eine Zierde des Ortes? –

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Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/115&oldid=- (Version vom 3.6.2018)