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am Abhange, am Süd-Ost-Rande des Ortes und begreift, ausser einem alten hölzernen Hinterflügel, einem dicken, alten, niedrigen Thurmgebäude und einem kurzen, neuen Seitenflügel, besonders ein prachtvolles, 13 Fenster breites, in edlem Style ausgeführtes Hauptgebäude nach dem sehr grossen Wirthschaftshofe hin, dem das neue und musterhaft gebaute Rinderstallgebäude, sowie die schöne Wirthschafterwohnung nicht wenig zieren; er begreift zugleich die Schäferei und die starke Essigfabrik. Daneben steht die Jägerwohnung. An den Gehängen im Osten und Süd-Osten verbreiten sich grosse Obstpflanzungen. Auch gehören die sehr einträglichen Kalkbrüche dazu (die schon vor 400 Jahren in starkem Betriebe waren) und Kalköfen, sowie das nordostwärts unterm Orte etwas entfernt stehende, neu eingerichtete Mineralbad. Sonst war auch ein Weinberg hier, wozu ein Winzerhaus gehörte. Der Weinberg ist in eine Kirschplantage und das Winzerhaus in ein Hahnhaus verwandelt worden. Ausgezeichnet ist die Schäferei, aus welcher Stähre nach Schweden, Italien, Ungarn, ja selbst Südamerika geschafft worden sind.

Der Boden ist ziemlich gut und der Wiesen giebt es genug; das Laubholz und Schwarzholz ist in bestem Zustande; der Obstbau aber vortrefflich zu nennen. Man zieht hier die besten Arten von Kirschen, Pflaumen und Nüssen, sowie treffliche Kastanien. Das Getreide ist sehr mehlreich und dünnschälig, weshalb es hier lieber gekauft wird, als an andern Orten.

Unter der von Schönberg’schen Familie war das Schloss Maxen der Sammelplatz der berühmtesten Gelehrten und Diplomaten, die als Einheimische oder Fremde in Dresden sich aufhielten. Vorzüglich war dies der Fall während der Besitzzeit der Hofmarschallin von Schönberg, einer gebornen Reichsfreiin von Erffa, einer sehr gelehrten und geistreichen Dame. Von jener Zeit existirt auch folgende Anekdote: Die Hofmarschallin von Schönberg erhielt einen Besuch vom Oberhofprediger Reinhardt. Letztrer liess sich das Innere der Kirche zeigen und dieser fand unter den Gemälden Melanchthons, Jonas und anderer Reformatoren und vieler sogenannter Heiligen an der Decke einen seiner Vorgänger, den bekannten sächsischen Oberhofprediger Hoe von Honeck. Bei seiner Rückkehr aus der Kirche wurde er von der ersten Hofmarschallin gefragt, wie es ihm gefallen habe? worauf er antwortete: Sehr wohl, Ihre Excellenz, ich habe mich selbst sehr geschmeichelt in Ihrer Kirche gefunden, denn noch nirgends habe ich einen sächsischen Oberhofprediger unter die Heiligen versetzt gesehen, wie hier den Hoe von Honeck!

Die von Schönberg’sche Familie hat sich um Alles, was Gutes hier geschehen ist, grosse Verdienste erworben und unter den Bewohnern von Maxen und der dazu gehörigen Ortschaften lebt das Andenken an solche fort und fort. Wohin man tritt, wohin man sieht, so erblickt man Früchte von dem ausgesäeten Samen dieses Geschlechts.

Zum Rittergute Maxen gehörten bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation die Dörfer Mühlbach mit Häselich, Schmorsdorf und Crotta, Hausdorf und der grösste Theil von Schlottwitz.

Der Besitzer von Maxen ist auch Collator über die dasige Kirche und Schule. In die Erstere sind die der Gerichtsbarkeit von Maxen einverleibt gewesenen Dörfer gepfarrt. In dieser Kirche befinden sich viele Inschriften und Gemälde, welche sich auf die von Schönberg’sche Familie, sowie auf mehrere andere mit ihnen verwandte Geschlechter beziehen.

Zum Andenken an die von Schönberg’sche Familie ist eine Gedächtnisspredigt gestiftet, die alljährlich in dieser Kirche abgehalten wird.

In topographischer Hinsicht ist Maxen vor vielen andern Orten ausgezeichnet durch seine ausserordentlich schöne und fruchtbare Lage und durch seine mannichfaltigen Erzeugnisse sowohl über als unter der Erde.

Die Erzeugnisse über der Erde haben wir schon erwähnt und wir haben blos noch zu untersuchen, was unter der Erde hier liegt. Es sind die oben schon erwähnten Kalkstein- und ausserdem die Marmorgebirge, die im Süden zwischen den Dörfern Gersdorf, Borna, Nenntmannsdorf und besonders Maxen in horizontaler Richtung von verschiedener Stärke aufgesetzt sind.

Früher wurde der hier gebrochene Marmor viel häufiger benutzt. Es ist bekannt, dass zum Bau der kathol. Kirche in Dresden Maxener Marmor verwendet worden ist. Herr Major Serre liess auch vor einigen Jahren eine Marmorschleiferei hier errichten, die aber wieder eingegangen ist. Jetzt wird sämmtlicher Marmor theils mit Holz, theils mit Steinkohlen zu Kalk gebrannt.

Die herrschaftlichen Kalkwerke, zu welchen auch eine besondere Bergschmiede gehört, werden bergmännisch betrieben, unter der Leitung eines Ober- und Untersteigers, eines Oberbrenners und mehrerer Unterbrenner und der Absatz des gebrannten Kalks, wovon in Dresden eine eigne Niederlage ist, die den meisten Bedarf zur Gasbeleuchtung daselbst liefert, ist sehr bedeutend. Der hiesige Holzkalk ist vorzüglich zum Bauen vortrefflich.

In den frühern Jahren, wo die Herren von Schönberg Besitzer von Maxen waren und die hiesigen Kalksteinbrecher als Bergleute förmlich eingekleidet jährlich mehrere Male bei Geburtstagen und andern feierlichen Gelegenheiten solenne Bergaufzüge mit Fackeln und Grubenlichtern veranstalteten, wurde auch jährlich am 9. Januar, als dem Geburtstage der Frau von Schönberg, geb. von Döring, eine besondere Bergpredigt in hiesiger Kirche gehalten.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/294&oldid=- (Version vom 17.1.2018)