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Lohmen


in Urkunden Lohmen, Chlom, Clum, Cluhmen, Clomen genannt, liegt auf der rechten Seite der Elbe, 1 Stunde nordöstlich von Pirna, am Wege nach Hohenstein.

Seinen Namen selbst verdankt der Ort wahrscheinlich den Erbauern oder ältesten Besitzern des Schlosses, den Herren von Chlumen, (Lohem Clomen).

In Urkunden wird blos eines Johannes de Lom gedacht, welcher in einem von dem Provinzialrichter des Meissner Landes (Günther von Crimmitzschau) im Jahre 1223 zu Altenburg ausgestellten Bestätigungsbriefe als Zeuge genannt wird.

Dies beweiset indessen bloss das hohe Alter des Geschlechts. Ein Johannes von Lohme kommt auch im Jahre 1413 als Zeuge vor.

Diese Herren waren Anhänger der Hussiten und lebten dieserhalb mit den benachbarten meissnischen Bischöffen in beständiger Fehde. Ein Johann von Cluhmen begleitete mit dem Besitzer von Hohenstein, einem Wenzel von Dubra,[VL 1] Hussen auf das Concilium zu Costnitz.

Im 15. Jahrhundert verschwinden diese Herren von Cluhmen, indem sie vom Markgraf Wilhelm dem Einäugigen ihrer Güter entsetzt und in’s Elend geriethen.

In den Jahren 1457–80, wo der letzte Hans von Clomen die ganze Herrschaft Wehlen besass, wozu Lohmen gehörte, hatte letzteres schon einen eignen Besitzer, nämlich in der Person des Landvoigts von Meissen, Nickel von Köckeritz. Es ist dies derselbe, welcher im Jahre 1464 die Pfarre zu Sturze stiftete und Hochburkersdorf dazuschlug, während beide vorher zur Hohnsteiner Kirche gehört hatten. Herr von Köckeritz kaufte dann auch dem Hans von Clomen die ganze Herrschaft Wehlen ab.

Dieser Nickel von Köckeritz verkaufte die ganze Herrschaft Wehlen mit Lohmen an den Schneeberger Berghauptmann Heinrich von Starschedel mit allen Nutzungen.

Im Jahre 1504 nahmen die von Starschedel die Herrschaft beim meissnischen Bischof mithin so, als wäre es ein Zubehör von Stolpen, in Lehn. Kurze Zeit darauf und zwar 1513 kam die Herrschaft an die Gebrüder Hans, Friedrich und Wolf von Saalhausen auf Tetschen, wovon der Letztere auch Lauenstein besass.

Doch auch diese veräusserten sie bald wieder, vielleicht 1523 an die Herren Wolff und Ernst von Schönburg, die die Nutzungen derselben sehr verbesserten; bei der Theilung übernahm Wolff 1524 Wehlen ausschliesslich.

Dieser erbaute das Hintergebäude des Schlosses Lohmen, nachdem von Ernst schon vorher das eigentliche herrschaftliche Wohnhaus aufgeführt worden war.

Nach Wolffs Tode fiel die Herrschaft an Ernst zurück, dessen Söhne es nebst Hohenstein gegen Tausch dem Herzog Moritz im Jahre 1543 überliessen. Lohmen hatte also von der Zeit des letzten von Köckeritz bis zu ebengenanntem Jahre keinen besondern Besitzer gehabt, aber Moritzens Nachfolger, der Kurfürst August, schenkte es im Jahre 1567 als Lohn treuer Dienste seinem Geheimsekretär Johann Jenitz.

Nach dessen, im Jahre 1590 erfolgten Tode, kaufte es der Churfürst Christian I. von den Erben zurück, und Christian II. verschenkt es an Hans Georg Wehse, Hauptmann der Aemter Stolpen und Radeburg.

Von diesem kaufte es 1611 Rudolph von Bünau auf Radoschütz, dem es 1620 Churfürst Johann Georg I. wieder abkaufte. Dessen Sohn und Nachfolger schenkte es seiner Gemahlin zum Wittwensitze, welche nach seinem Tode zu Lohmen residirte.

Von dieser Zeit wurde das Schloss Lohmen nicht mehr verschenkt, sondern man wandelte die ganze Besitzung in ein Königl. Kammergut um.

Das hiesige Schloss steht auf einem hohen, in der Mitte geborstenen Sandsteinfelsen, unter welchem die Weiseritz[VL 2] fliesst.

Erwartungsvoll zwar, ein Denkmal des alten Ritterthums zu finden, tritt man in den Schlosshof. Stall eines engen mit halbverfallenen Thürmen umgebenen Hofes, breitet sich aber ein weiter Wirthschaftshof aus, wo Scheunen und Ställe und ein langes modernes Wohngebäude den Beschauer schnell enttäuschen, und das ihm entgegenstehende alte Gebäude und ein Gleiches zur linken Hand, beide Schüttböden ähnlich, geben ihm noch eine kleine Hoffnung, er müsse doch Alterthümliches noch hier finden.

Doch die schlanken Gestalten der in moderner Tracht von der Hausthür des Schlosses ihn begrüssenden Frauen, die aufgeschürzten hin-

     Meissner Kreis, 26. Heft oder 126 d. g. F.

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: Duba
  2. handschriftliche Korrektur: Wesenitz
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/302&oldid=- (Version vom 17.1.2018)