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Langenhennersdorf, 2½ Stunde südlich von Pirna, 1 Stunde von Gieshübel, dessen Badegäste hier noch immer lustwandeln, ¼ Stunde vom rechten Ufer der Gottleube, an welcher höchst romantisch die schöne Grundmühle liegt.

Der Berg, an welchen sich Langenhennersdorf anlehnt, bildet das südliche Vorgebirge der Pirna-Königsteiner Gebirge.

Der oberhalb des Dorfes quellende Bach bildet ⅜ Stunde von hier, indem derselbe herab in einer Höhe von etwa 54 Ellen in die Gottleube sich stürzt, den allbekannten Langenhennersdorfer Fall, welcher zu den schönsten Partien der sächsischen Schweiz gezählt wird. Am Hauptfalle findet man hier blühenden Epheu. Neben demselben sind Stufen zu seiner Höhe hinauf ausgegraben und eine Höhle in den Berg bis unter die Kirche des Dorfes.

Die schönen Gebäude des hiesigen Rittergutes liegen in des Dorfes Mitte. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts war der Graf Hector Wilhelm von Kornfeil und Weinfelder Besitzer des Rittergutes und im 19. Jahrhundert gehörte dasselbe dem Amtsverwalter Karl Gottlob Hendel und jetzt besitzt es Frau Johanna Julianne verw. Hendel.

Lampertswalde, auch Lamperswalde genannt, zwischen Strehla und Dahlen, 1½ Stunde von Oschatz entfernt gelegen.

Wem muss bei Nennung dieses Orts nicht sofort der Name Frege beifallen.

Denn hier war es, wo der Vater des berühmten Banquier Frege in Leipzig, M. Christian Frege, von 1711–1754 als Pfarrer fungirte. Der Sohn und Begründer des Banquierhauses in Leipzig wurde hier im Jahre 1713 geboren und starb 1781.

Das hiesige sehr ergiebige Rittergut ziert ein herrliches, 3 Etagen hohes Herrenhaus, welches ein Wallgraben von dem praktisch angelegten Garten trennt; auch ein grosser, schöner Weingarten schmückt dieses Gut, in welchem ein prächtiger Pavillon steht.

Ueberhaupt besteht das Areal des Gutes aus 10 Scheffel Garten, 228 Scheffel Ackerland, 84 Scheffel Wiesen, 482 Scheffel Holzungen, 9 Scheffel Teiche, besitzt auch die Mitteljagd und zählte zu seinem frühern Gerichtssprengel 1300 Consumenten.

Die vortreffliche Schäferei befindet sich in dem zum Gute gehörigen Vorwerk Zeukritz.

Das Gut selbst wurde früher mit 2 Ritterpferden verdient und gehört zu den ältesten Gütern Sachsens, dessen erster Besitzer ein gewisser Lamprecht war, welcher im Jahre 926 vorkommt, weshalb die spätern Besitzer sich nach dem Orte nannten. Denn 1221 kommt ein Wolfang von Lamprechtswalde und später Conrad von Lamprechtswalde vor und noch bis zum 15ten Jahrhundert blieb das Gut in dieser Familie.

Nur kurze Zeit, um die Mitte des 15ten Jahrhunderts war es im Besitze der Truchsesse; aber schon 1482 kam es an die von Pflug, 1492 Georg von Pflug, 1513 Dan. von Pflug; dann finden wir wieder 1538 die Truchsesse von Wellerswalde, aber schon 1584 kam es wieder in die Hände derer von Pflug; erst im Jahre 1638 acquirirte es Hieronymus von Köckeritz, dem 1630 Wilhelm von Köckeritz folgte, worauf 1638 David von Döring damit beliehen wurde, dem 1642 Ernst und Christiane von Döring folgten. Endlich im Jahre 1657 erwarb das Gut der sächs. Geh.-Rath Johann Georg von Oppel auf Wellerswalde, welchen 1661 sein Sohn, der Vicecanzler Johann David beerbte, der im Jahre 1681 starb. Dann kam das Gut an die Familie von Thielau. Hans Gottlob von Thielau besass es von 1694–1717 und acquirirte das Holz im Limberge. Derselbe erbaute auch das jetzt noch stehende Herrenhaus.

Im Jahre 1752 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr der General-Maj. Hans von Thielau, dann der Obrist Carl Gottlob und dann der gleichnam. Amtshauptmann. Im 19ten Jahrhundert 1816 der Lieutenant Gottlob Friedrich, 1828 der Kammerherr von Thielau, bei welcher Familie das Gut jetzt noch sich befindet.

Die zum Gute gehörige Schäferei liefert sehr vorzügliche Landwolle und eben so veredelte Wollensorten.

Die dasige Pfarrkirche und Schule steht unter dem Patronat von Lampertswalde; eingepfarrt ist das Dorf Leisenitz und die Inspection übt der Superintendent von Oschatz.

Lampertswalde der Ort, wird in Ober-, Mittel und Nieder-Lampertswalde eingetheilt, die Kirche steht in Nieder-Lampertswalde und in jedem Theile ist eine Mühle.

Der ganze Ort besteht aus 100 Häusern, in welchen 500 Einwohner leben, die dem Gerichtsamte Oschatz einverleibt sind.

Mannschatz, ½ Stunde von Oschatz, merkwürdig als alter Ort und durch seine frühere Geschichte.

Der erste Besitzer von Mannschatz, zwar mit Namen nicht bekannt, war einer von den freien Ackersassen, welchem Heinrich I. im Jahre 926 eine Fläche Landes gab, das von ihm mit einem Vorwerke bebaut und zur Landwirthschaft eingerichtet wurde und viele Vermuthungen sprechen dafür, dass der erste Besitzer von Mannschatz ein Zeschau gewesen.

Denn im Jahre 1399 kommen ein Jenchinus und Seifert von Zeschau vor, von denen man nicht genauer wüsste, woher sie auf ein Mal kamen, wenn ihre Vorfahren nicht schon auf dem Vorwerke Mannschatz gehauset hätten.

Noch 1407 war es in den Händen derer von Zeschau und später noch, denn erst 1480 finden wir einen Nicol Meissner hier, dem Liborius Meissner folgte, der es noch 1520 besass. Dann kam es an die Familie von Leimbach, die es von 1552–1568 besass. Jetzt im Jahre 1569 wird die Familie Runge damit beliehen. Diese Herren Runge besassen das Gut bis 1638 und später noch; denn erst 1660 finden wir als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn Johann Rahnisch, sächs. Kavallerielieutenant und von diesem übernahm es Johann Adam von Witzleben 1676, welcher die Schriftsässigkeit erwarb.

Gegen 1691 finden wir einen neuen Besitzer in Johann Heinrich von Wendessen, von dem es 1716 der Oschatzer Amtsvoigt Johann Paul Vockel acquirirte, dessen Erben bis zum Anfange des 19ten Jahrhunderts das Gut behaupteten. Von dem Lieutenant von Vockel kam es an Ferdinand Meise und von diesem an Christian Gottlieb Steiger auf Altoschatz, dessen Familie noch damit belieben ist.

Die Hofrhede besteht aus einem schöngebauten und modernen Herrenhause mit mehrern Seiten- und Wirthschaftsgebäuden.

Ausserhalb dieser Gebäude liegen die Schäferei, die Gärtnerwohnung und das Winzerhaus.

Vor dem Herrenhause stand bis zum Jahre 1790 eine Acacie, die jede Linde und Eiche an Alter übertraf.

Das Gut wurde mit einem Ritterpferde verdient.

An Areal hat das Gut 7½ Scheffel Garten, 283 Scheffel Ackerland, 35 Scheffel Wiesenland, ein Stück hinter Striesa liegendes Holz, einen Antheil am Kabelholze, 3 Scheffel an 2 Teichen, ½ Scheffel an einem Weinberge. Die Zinsen-Gefälle und Jagdgerechtsame betrugen 45½ Thlr., welche abgelöset sind.

Der Ort mit seinen 20 und einigen Häusern und 150 Einwohnern ist in’s Gerichtsamt Oschatz gewiesen, wohin dieselben auch eingekircht sind.

Merschwitz, 3 Stunden südwestlich von Grossenhain an der frühern grossen Heerstrasse von Leipzig nach der Oberlausitz mit Leckwitz, Golzsch und Seusslitz rainend.

Das hiesige Schloss ist schön und massiv und im modernen Styl erbaut und gehörte das Gut nach der Reformation der Familie von Pistoris. Der berühmte Kanzler Simon von Pistoris hat im 16ten Jahrhundert hier eine Bibliothek gegründet, welche auf dem Schlosse stand und später nach Seusslitz geschafft wurde.

Später im 18ten Jahrhundert war es Eigenthum des Königsteiner Commandant Gen.-Major von Geyer, zu Anfang des 19ten Jahrhunderts Herrn Hausmann und von 1827 an wieder der Familie von Pistorius.

Zum Rittergute gehört ausser dem Orte weiter Nichts und das Gut wurde mit einem Ritterpferd verdient.

Der Ort nebst Kirche und Rittergut ist meistentheils in Folge mehrerer Brände neu gebaut und das Rittergut ist auch im neuerem, modernen Styl schlossartig erbaut.

Die Kirche ist eine Tochter-Kirche von Seusslitz und dazu gepfarrt ist Naundorf.

Merschwitz war von jeher schon im 13ten Jahrhundert wegen der grossen Fähre, welche 800 Thlr. Pacht bezahlte, bekannt.

Seit dem 18ten Jahrhundert hat der Ort sich bedeutend vergrössert und hat derselbe jetzt 1000 Einwohner, die zum Gerichtsamte Wermsdorf gehören.

Meusche mit Gommern, auch Meuschau genannt, eine halbe Stunde von Pirna auf hohem durch seine italienischen Pappeln kenntlichem Berge.

Am südlichen Abhange desselben soll die alte Burg Thorau, welche bald aus der Reihe der Burgen verschwand, gestanden haben.

Meusche, eigentlich das Vorwerk genannt, hat nur Wirthschaftsgebäude und schriftsässig gehörte dazu das Dorf Gommern und die Erlichtmühle.

Meusche gehört eigentlich als Vorwerk zum Rittergute Gamig und hat also mit diesem ein und dieselben Besitzer gehabt.

In den ältern Zeiten war Meusche ein aus 4 Bauergütern, 1 Erbgericht und einigen Häusern bestehendes Dorf, gehörte damals dem Rathe zu Dresden, kam aber durch Tausch an die Dohnaische Kirche und dann zu Gamig.

Die Bernstein, die Grafen Hoffkirchen, General von Hanau, Geheimrath von Heinicke, Geheimrath von Bose, die Grafen von Vitzthum und dann die Herren von Lüttichau haben es nach der Reihe mit Gamig mit besessen und als eine Meierei betrachtet. Gommern, welches zu Meusche gehört, hat in älteren Zeiten Jommern geheissen und war 1575 ebenfalls ein Dresdner Amtsdorf, kam durch Dr. Lindemann zu Grosssedlitz, worauf es Hildebrand von Einsiedel auf Scharfenberg besessen hat, von welchem es zu Gamig oder Meusche überlassen wurde.

Die Einwohner von Meusche mit Gommern sind, wie schon erwähnt, nach Dohna eingepfarrt.

Muschelwitz, in der früheren wendischen Pflege des Amts Stolpen, 2 Stunden westlich von Bautzen gelegen an der Strasse nach Camenz.

Schon im Jahre 1249 kommt dieser Ort in den Urkunden vor wo derselbe vom Probst zu Wischerad an das Stift Meissen verkauft wurde.

Nach der Reformation war das Vorwerk Besitzthum der Herren von Haugwitz, dann besassen das Gut oder Vorwerk die Herren von Bolberitz, die es bis ins 18te Jahrhundert behaupteten, 1764 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr der Minister Georg Ernst von Gersdorf, von welchem es an die Marschalle kam, die es jetzt noch besitzen.

Das Gut wurde mit ¼ Ritterpferd verdient und hatte weiter kein Zubehör.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/371&oldid=- (Version vom 24.3.2018)