Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section | |
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Die Einwohner sind nach Gödau eingepfarrt und haben im Gerichtsamte Bautzen Recht zu leiden.
Mühlbach, 2 Stunden östlich von Grossenhain, an einem mit der Dober sich einenden Bache gelegen, in seichter Gegend voll grosser Teiche nordwestlich von der Kienhaide.
Das Gut ist Allodium und nicht allzu gross ohne bedeutende herrschaftliche Gebäude, es hat aber eine starke Ziegelei und 1 Mühle.
Es wurde 1820 auf 20580 Thlr. ohne die Waldung taxirt. Zum Gute gehörten schon früher weiter keine Unterthanen und so lange man sich erinnern kann, war das Gut in der Kühnschen Familie.
Eingepfarrt ist Mühlbach nach Lampertswalde und zum Gerichtsamt Grossenhain gewiesen.
Mügeln, ¾ Stunde südlich von Pillnitz, ⅛ Stunde vom linken Elbufer ein von Sorben erbauter Ort, so genannt nach seiner Lage.
Im Jahre 1470 hat Eppin von Mögelin einige Zinsen und die Fischerei in der Megelitz an die Gebrüder Ziegler vom Vorwerke weg verkauft. Später erlangte das hiesige Vorwerk die Schriftsässigkeit und wurde zu einem Rittergute erhoben.
Im 18ten Jahrhundert kam das Gut an den Oberberghauptmann von Tettau, 1782 an die Hofräthin Schade, mit Anfang des 19ten Jahrhunderts an Herrn Kleinheimpel, 1827 an Herrn von Oppel, bei welcher Familie es sich jetzt noch befindet.
Eingepfarrt ist der Ort nach Dohna, bei Mügeln ist die Mündung der Müglitz und die Gegend überhaupt hier schon reizend.
Die Einwohner mit 40 Gütern und Häusern und über 200 Einwohnern gehören zum Gerichtsamte Pirna.
Nausslitz im Kreisamte Meissen, 1 Stunde südostlich von Döbeln.
Das hiesige Rittergut war nach alter Verfassung neuschriftsässig, hatte weiter kein Zubehör und ist mit dem Rittergute Hermsdorf combinirt, deshalb ist der Artikel „Hermsdorf“ nachzulesen.
Neidberg, ¼ Stunde nördlich von der Stadt Sebnitz entfernt gelegen.
Früher gehörte dieses Gut zum Rittergute Krummhermsdorf und war der Wittwenstuhl desselben.
Im 15ten Jahrhundert besassen das Gut die von Maxen und ?n Hans Keseling, dessen Wittwe mit Hauser von Liebenau ? verheirathete, wodurch das Gut an letzteren kam.
Dann besassen es die von Liebenau bis 1547.
Von dieser Zeit wurde es von Krummhermsdorf weggerissen ? wurde Besitzthum des Adam von Strageditz, im Jahre 1581 ? Kaspar von Karras damit beliehen; im Jahre 1583 Ernst von ?merstädt, von welchem es 1584 der Stadtrath zu Sebnitz acquirirte.
Der Grund und Boden wurde von dieser Zeit an verkauft und ?itz hatte dafür ¼ Ritterpferd zu leisten.
Den Rest zum Ritterpferde leisteten die Güter Burkersdorf und Krummhermsdorf und der Stadtrath zu Sebnitz, hat jederzeit 2 Raths?nen zur Lehnsreichung zu präsentiren.
An Gebäuden sind von diesem Gute längst schon keine Spur ? vorhanden, nur noch Reste, welche Zeugniss ablegen, dass die?n auf der Nordseite der Stadt gestanden haben. Sebnitz hat ? sein eignes Gerichtsamt, während es früher unter dem Amte ?stein stand.
Oppitzsch, 3 Stunden nordöstlich von Oschatz entfernt ? unde von Strehla, in herrlicher Auegegend mit Strehla rainend.
Hier hat sich die Elbe ein neues Bett gegraben und vor dieser ? war der Ort noch grösser als jetzt.
Das hiesige Rittergut wurde mit einem Ritterpferd verdient und gehörte im Jahre 1426 Hans und Conrad von Starke, im 16ten Jahrhundert bis zum 17ten Jahrhundert hatten es die von Nitzschwitz innen, nach welchen es von Balthasar und Abraham von Taupadel in Lehn erhielten, um 1660 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr Wolf Christoph von Schönfels, dann 1670 war es wieder in den Händen derer von Nitzschwitz, welche es bis gegen das Ende des 17ten Jahrhunderts behaupteten. Um 1700 acquirirte es Georg Rudolph von Heynitz, bei dessen Familie es bis zum Jahre 1763 blieb, wo es der Holzverwalter Kessinger kaufte, dessen Sohn es lange besass und von dem es an die von Petrikowsky gekommen, die es jetzt noch besitzen.
Das Herrenhaus ist schön und massiv erbaut, woran ein grosser Kunstgarten stösst und dem Schlosse gegenüber stehen die geräumigen Wirthschaftsgebäude.
Das Gut hatte die Schriftsässigkeit erlangt, die Obergerichte standen aber dem Amte Osehatz zu.
Robschütz, 1¼ Stunde südlich von Meissen, mit seinem altschriftsässigen Allodial-Rittergute erinnert an die ältesten Zeiten von Meissen.
Unmittelbar hinter dem hiesigen Rittergute auf dem sogenannten Kirsch- oder Weinberge hat die Raubschützenburg gestanden.
Dem hiesigen Rittergute waren die Dörfer Luga, Schönnewitz und das Vorwerk Reitzschwüste und eine Wirthschaft im sogenannten Klosterholze unterworfen.
Dieses Klosterholz ist mit Nadel- und Laubholz bestanden und zieht sich am rechten Trübischufer gegen eine Stunde abwärts. Der Sage nach stand hier ein Kloster und die ganze Flur ist von den Polenzen an Robschütz gekommen.
Die Wirthschaft im Klosterholze dient den Besuchern des Meissner Buschbades zur Wohnung und der daranstossende Waldberg bietet viele reizende Spatziergänge.
Der Boden des Gutes ist vorzüglich, die Ernten an Getreide aller Art sind die meisten Jahre reich, der Obstbau gedeiht in Ueberfluss, besonders Kirschen und Aepfel.
Das Rittergut selbst liegt auf dem höchsten Punkte von Alt-Robschütz und weite Wohn- und Wirthschaftsgebäude, viele Stallungen und Scheunen umgeben dieselben; auf einem Wohngebäude befindet sich ein Thurm mit der Uhr.
Das Gut hat einem alten Adelsgeschlecht den Namen verliehen. Die Herren von Rotschütz oder Robschütz waren burggräfliche Vasallen.
Dann kam das Gut in das Besitzthum der in hiesiger Gegend so reich begüterten Familie von Miltitz. Von ihnen ist es durch Heirath an den Grosskanzler Grafen von Beuchlingen gekommen, dessen Wittwe eine von Miltitz besass es noch 1752. Zu Anfang des 18ten Jahrhunderts besass es Herr Haufe und 1828 ein Herr von Helmold.
Eingepfarrt ist Robschütz in die Kirche zu St. Alfra in Meissen und eingeschult nach Garsebach.
Gewinnbringend für das hiesige Rittergut ist der seit Anfang des 19ten Jahrhunderts angelegte Kalkbruch, welcher bedeutend in seiner Ausdehnung ist und viele Menschen beschäftigt.
Noch mehr bekannt ist aber Robschütz durch seine Steingebirge.
Links der Triebische finden sich in Kalkstein viele vorzügliche Versteinerungen von Pflanzen, Fröschen, Schlangen, Vögel u.s. w. und einige dabei vorkommende Menschenschädel, so wie Stücke Eisen beweisen, dass die Gegend vor grauer Vorzeit bewohnt war.
Auf dem Rittergute ist eine Sammlung der schönsten aufgefundenen Versteinerungen angelegt.
Ausser diesen Merkwürdigkeiten wird auch hier noch eine gelbe Erde gefunden, welche zu feinster Gelberde zubereitet wird.
Die Unterthanen besitzen nach alter Berechnung 28 Hufen, worunter sich eine Erbpachtsmühle befindet, im Ganzen sind im Orte, worunter ausser den Häuslern 2 Bauern und 8 Gärtner sich befinden, 200 Einwohner.
Neu-Robschütz liegt von Alt-Robschütz im Norden und wird vom letzteren durch eine Nebenschlucht der Triebisch, die nach Abend geht, getrennt.
Robschütz mit Roitzschwiese gehört zum Gerichtsamte Meissen.
Neukirchen, ein Name, deren wir in Sachsen in verschiedenen Kreisen, im Voigtlande, im Erzgebirge mehrere haben.
Unser Neukirchen oder Neukirch liegt 3 Stunden von Freiberg und 4 Stunden südlich von Meissen.
Neukirchen ist ein sehr alter Ort und kommt in den Annalen schon im 11ten Jahrhundert vor, schon im 12ten Jahrhundert erscheint derselbe als Rittersitz und bald darauf mit dem benachbarten Steinbach combinirt.
Im Anfange des 14ten Jahrhunderts gehört das Gut mit Steinbach der Familie von Born, dann denen von Brand, von Maltitz, Schönberg, von Mörner. Durch die Familie von Mörner kam das Gut 1759 an die von Schönberg auf Reinsberg, zu welchem Hauptgute Neukirchen schon im 15ten Jahrhundert gehört hat.
Vor Mörner besass es zu Anfang des 17ten Jahrhunderts ein Wolf von Morgenthal, welcher 5 Pferde stellen musste, dann von 1670–1680 die Familie von Pantzschmann und nach dieser der Kammerherr Hans Otto von Ponickau. Durch Vermählung der Tochter des Herrn Major von Mörner kam es aber an Herrn von Schönberg auf Reinsberg. Im 18ten Jahrhundert besass es der Hofmarschall von Erdmannsdorf. Später kam es an das Geschlecht derer von Zedwitz und jetzt besitzt es Herr Geh.-Rath Ludwig Friedrich Ferdinand von Zedtwitz.
Zu Anfang des 18ten Jahrhunderts machte die erwähnte Frau von Mörner, als Besitzerin des Gutes, ein Gestift für Predigerwittwen, das jetzt vom Cultusministerium verwaltet wird.
Das Gut selbst ist gross und ergiebig; die Gebäude sind schlossartig und im imposanten Style des Mittelalters erbaut. Es wurde mit 2 Ritterpferden verdient.
Ein sehr altes Bauwerk neben dem Schlosse ist die Kirche daselbst, welche aus einer noch ältern Kapelle des Schlosses entstanden sein mag, so dass der Pfarrer zu Rothschönberg noch jetzt aus Neukirchen eben so viel Decem bis zur neuesten Zeit erzogen hat, als der Neukirchner Pfarrer selbst.
Die Orgel der Kirche ist ein Geschenk des Kurfürsten Johann Georg IV. Schon Georg III. besuchte Neukirchen oft mit seinen Prinzen und bis zum 18ten Jahrhundert wurden auch die Zimmer mit 3 Betten gezeigt, worinnen die fürstlichen Personen geschlafen hatten.
Merkwürdig, geschichtlich merkwürdig ist Neukirchens Kirche durch das Factum, dass Kunz von Kauffungens Ueberreste hier begraben liegen.
Mit allem Prunk und wahrhaft ritterlich war Kunz von Kauffungen auf Veranlassung seines Schwagers des Bischofs Caspar von Schönberg in Meissen nach seiner Hinrichtung in die Peterskirche zu Freiberg begraben worden. Allein 4 Tage nach dieser Beerdigung musste auf Befehl des Kurfürsten Friedrich und seines Bruders Wilhelm der Leichnam wieder herausgenommen werden, worauf der Bischof von Schönberg denselben nach Neukirchen schaffen lies, von welchem Gute die Herren von Schönberg den Bischofstehenden bezogen.
Diese Annahme, rücksichtlich des Begräbnisses von Kunz von
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/372&oldid=- (Version vom 17.4.2019)