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Zum Gute gehört eine schöne Schäferei. Die Einwohner sind nach Kiebitz eingepfarrt und in’s Gerichtsamt Döbeln gewiesen.

Ochsensal, 1 Stunde südlich von Schilde, dicht an der preussischen Grenze gelegen.

Das hiesige Rittergut ist seit längerer Zeit als ein Beigut von Thallwitz betrachtet worden und hat 26 Scheffel Feld, 26 Scheffel Wiesen, 724 Acker Holzung, 9 Teiche. Im 16ten Jahrhundert gehörte es der Familie von Schleinitz.

Zu Anfang des 18ten Jahrhunderts war es im Besitze des Grafen von Holzendorf, von welchem es an Friedrich von Döring kam. von diesem wieder an einen von Holzendorf, an den Kammerherrn, dann an den geheimen Rath Grafen von Hoym; dann war im Besitze des Beiguts, so wie des Hauptgutes die Fürstin Henriette Reuss-Ebersdorf, eine geborne Gräfin von Hoym und jetzt der Fürst von Ebersdorf.

Der Ort hat eine Filialkirche von -Schmannewitz und die Einwohner, deren Zahl über 200 beträgt, sind in’s Gerichtsamt Oschatz gewiesen. Die nähere Beschreibung siehe unter Thallwitz.

Oelsnitz ist kein so alter Ort, als von den Historiographen angenommen wird und ist erst in der neuern Zeit erbaut und zu einem Rittergute erhoben worden.

Der Ort liegt 1½ Stunde nördlich von Grossenhain, 2000 Schritte von der preussischen Grenze.

Das Gut wurde im Jahre 1817 abgeschätzt und auf 49,934 Thaler taxirt.

Zu Anfang des 18ten Jahrhunderts gehörte dasselbe einem Matthei und 1745 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr M. Bürger zu Bärnsdorf, welcher es im besagten Jahre von den Erben des Matthei um 4000 Thlr. erstanden hatte. Im Jahre 1750 acquirirte das Gut der Hofrath K. L. von Walther, nach welchem es an den Grafen Hagen kam. Dann wurde die Familie Gablenz damit beliehen und jetzt besitzt es Herr Fischer.

Schriftsässig gehörte vor der neuen Gerichtsorganisation das Dorf Gross-Thiemig zu. Das Gut selbst ist wegen seiner Nähe von Grossenhain, ein sehr nutzbringendes Gut und hat auch in neuern Zeit viele Verbesserungen sich zu erfreuen, weshalb es im Werthe noch gestiegen ist.

Der Rittergutsbesitzer ist zugleich Collator über die dasige Kirche und Schule, das Filial von Oelsnitz ist in Skässchen und beide Kirchen standen vor der Reformation unter der Probstei Hain.

Eingepfarrt nach Oelsnitz sind Krauschütz, Nigrode, Weissig und Brand. Die in einigen 30 Häusern lebenden 200 Einwohner sind dem Gerichtsamte Grossenhain unterworfen.

Oetzsch, 1¼ Stunde von Oschatz, in einer herrlichen, reichen Aue gelegen.

Das schöne Herrenhaus mit seinen massiven Wirthschaftsräumen gehörte vom 14. Jahrhundert an lange Zeit hindurch der Familie von Saalhausen, erst im Jahre 1657 kam es in andere Hände und der Rittmeister Hans Wolf Schreckenfuchs wurde Besitzer von diesem Gute; allein schon 1676 acquirirte es Johann Heinrich Höppner, bei dessen Familie es bis 1751 verblieb.

Dann besass es bis 1780 der preuss. Major von Metzsch, von welchem es Johann Gottlob Nollan kaufte, von dem aus auf dessen Wittwe übergegangen ist.

Nach ihr wurde Erb-, Lehn- und Gerichtsherr ein gewisser Herr ?oppe, bei dessen Familie sich das Gut jetzt noch befindet.

Das hiesige Rittergut wurde mit einem Ritterpferd verdient und hatte die Erbgerichte über einen Theil von Watritz.

Zum Gute gehören 2 Scheffel Gärten, 108 Scheffel Felder, 14 Scheffel Wiesen, 5 Scheffel Holz und ein Teich. Dem Gute steht auch die niedere Jagd zu. Sonst gehört auch zu diesem Gute die Schmorkauer Mühle.

Bei der im Jahre 1700 grassirenden Pest in Oschatz war der Sitz des Amts auf das hiesige Schloss verlegt.

Die Einwohner, welche in einigen 30 Häusern leben und deren Seelenzahl über 200 beträgt, sind nach Mügeln eingepfarrt, haben aber im Gerichtsamte Oschatz Recht zu leiden.

Ohorn Meissner Seits, auch Mohorn, Mohren genannt, liegt, ½ Stunde südlich von Pulsnitz, wozu auch ein Theil des Dorfes und somit zur Oberlausitz gehört, ein anderer Theil, in welchem das Rittergut sich befindet, ist zum Meissner Kreise geschlagen.

Das schöne grosse Mannlehn-Rittergut steht isolirt und hoch in Nordwesten.

Es war früher Zubehör von Pulsnitz, wurde aber dann besonders von der von Schönberg’schen Familie acquirirt, gehörte im 17ten Jahrhundert dem Stiftshauptmann von Werthern auf Weiche, Pulsnitz u.s.w. und kam dann an seinen Schwager Nicolaus von Maxen, der es seinen Sohn hinterlies; dann wurde das Gut ein Besilzthum der gräfl. Solm’schen Familie, von welche es Aug. Hempel in Pulsnitz erkaufte.

Im Orte selbst leben viele Leinweber und Bandmacher, die den Ort sehr belebt machen.

Obergurick, auch Obergurig (Hügeldorf) genannt, liegt in der wendischen Pflege des frühern Amtes Stolpen, wird aber zum Meissner Kreis gerechnet, 3½ Stunde von Bischofswerda, über dem linken Spreeufer in angenehmer, fruchtbarer Gegend.

Das hiesige amtssässige Rittergut wurde mit ½ Ritterpferd verdient und im 15ten und 16ten Jahrhundert dem bischöfl. Meissner Lehnsverbande zugerechnet.

Besondere Besitzer finden den wir erst zu Anfang des 17ten Jahrhunderts und zwar einen gewissen Kaspar Voigt, im 18ten Jahrhundert war es Besitzthum des Rittmeister Ludwig von Leubnitz, worauf es 1789 in die Hände des Adr. Buder kam, der seine Unterthanen zu Universal-Erben seines Gutes machte, welche es später an einen gewissen Hohlfeld verkauften.

Der Ort ist mit Sährigen, welches schriftsässig zum Rittergute Obergurkau gehört, in die Kirche zu Bautzen eingepfarrt, da der landesherrliche Befehl vom Dechant zu Bautzen, zufolge dessen diese Orte in die Kirchfahrt Wilthen gewiesen werden sollten, wieder rückgängig gemacht wurde.

Der Ort mit seinen 200 Einwohnern, gehört zum Gerichtsamte Bischofswerda.

Porschnitz, 2¼ Stunde von Meissen, 2 Stunden von Nossen entfernt.

Das hiesige Rittergut gab im 14ten Jahrhundert einem alten Adelsgeschlechte (von Borsonicz) den Namen und das Gut selbst war burggräfliches Lehn.

Im 15ten Jahrhundert gehörte es der Familie von Polenz und im 16ten und 17ten Säculo denen von Ende.

Zu Anfang des Jahres 1810 wurde Herr Lieutenant Herrmann damit beliehen, worauf es 1827 in die Hände eines Herrn Ilgner kam.

Das Gut selbst ist nicht sehr gross, aber fruchtreich und ergiebig, wenn auch in einer hügeligen und hochgelegenen Gegend.

Felder und Wiesen bringen reiche Früchte, der Obstbau ist vortrefflich.

Auch die Gutsgebäude sind wohnlich und bequem eingerichtet und die Wirthschaftsräume massiv aufgeführt.

Das Gut hatte nach alter Verfassung die Neuschriftsässigkeit erlangt, und es gehörten die Dörfer Maltitz, Mockeritz und Alt- und Neunössige dazu, gewöhnlich der Getschel oder Katschel genannt, nach der Anhöhe, an die es sich anlehnt.

Im 15ten Jahrhundert wurde es in Ober- und Nieder-Nössig getheilt.

Das Rittergut Porschnitz ist in die Kirche zu Krögis eingepfarrt, das Dorf dagegen in die Ziegenhainer Filial-Kirche Planitz.

Die Einwohner, deren Zahl nur aus Häuslern, im Ganzen 70 Einwohnern besteht, gehört unter das Gerichtsamt Meissen.

Das Rittergut Porschnitz ward stets mit Mockeritz und Maltitz bezeichnet.

Pulsnitz Meissner Seits, oder Meissnische Vollung genannt, liegt auf dem linken Ufer des Pulsnitzflusses.

Das dasige Vorwerk als Gut betrachtet, war mit dem Rittergute oder der Stadt Pulsnitz stets combinirt.

Das Nähere hierüber wird man der Beschreibung von der Stadt und dem Rittergute Pulsnitz im Lausitzer Kreis finden.

Rathmannsdorf, ⅜ Stunde nördlich von Schaudau, 1½ Stunde südsüdöstlich von Hohnstein auf einem coupirten Bergrücken gelegen.

Das hiesige Gut gehörte in den frühesten Zeiten den Birken von der Duba auf dem Hohnstein, von welchen es 1467 der Rath zu Schandau erkaufte und von dem Kurf. Ernst und Herzog Albrecht in Lehn erhielt.

Das Dorf hatte dafür die Handdienste bei der Stadt zu verrichten und den Bürgern das Malz in die Mühle zu fahren, welche Dienste jetzt längst abgelöst sind.

Schaudau selbst hatte schon im Jahre 1467 Stadtrecht, aber damals nur ein Stadtgericht, im Jahre 1479 ertheilten die gedachten Fürsten die Freiheit einen Rath zu wählen.

Seit dieser Zeit verblieb die Rathswahl bei der Bürgerschaft, den Stadtrichter setzte der Bürgermeister ein, welcher auch Verwalter des Gutes von Rathmannsdorf war.

Im Jahre 1696 machte der Rittergutsbesitzer von Prossen Ansprüche auf dieses Dorf, welches früher nach Prossen gehört haben soll.

Die Ansprüche wurden aber zurückgewiesen und das Dorf blieb bis heutigen Tags bei Schandau.

Der Ort ist nach Schandau eingepfarrt und die Bewohner desselben, deren Zahl jetzt über 400 Seelen beträgt, haben beim Gerichtsamte Schandau Recht zu leiden.

Reichenau, ½ Stunde östlich von Pulsnitz, rechts von der Strasse nach Camenz gelegen und ist jetzt ganz zur Lausitz gezogen, weshalb es dort eine Beschreibung gefunden und hier übergangen werden kann.

Reichenbach, auf der Grenze des Meissner Kreises gelegen, 1 Stunde südöstlich von Königsbrück. Gehört nicht mehr zum Meissner Kreise, sondern hat seine Beschreibung im Lausitzer Hefte gefunden.

Radeburg, die Stadt, ist von Dresden, Meissen und Grossenhain 4 Stunden entfernt und liegt an der Röder. Sie soll in früheren Zeiten zu einer besondern Grafschaft gehört haben, welche von dem Hauptorte Rödern comitatus Redariensis hiess. Von dem angeblich im J. 1068 gegründeten Kloster der sog. Marienknechte, Augustiner Ordens, ist keine Spur mehr zu finden, nur der Sage nach exisitirt ein Bürgerhaus, auf dessen Platz einst das Kloster gestanden haben soll.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1856, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_II.djvu/374&oldid=- (Version vom 28.5.2017)