Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV.djvu/131

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geschmückt wird, welches in einem obern Stockwerke mehrere Zimmer und einen grossen altmodisch decorirten Saal hat.

Das Schloss, welches schon im 13. Jahrhundert mehrfach genannt wird, soll der Sage nach von einem böhmischen Ritter, Namens Borso von Riesenburg (Rysinborg), erbaut worden sein. Einige leiten davon den Namen Purschenstein ab, während Andere aus dem Namen Pyrsenstein (Jagdschloss) den Purschenstein in älterer Zeit ebenfalls führte, einen andern Ursprung herleiten wollen. Indess verdient die Annahme, dass Borso von Rysinborg der Erbauer, oder wenigstens einer der ersten Besitzer von Purschenstein gewesen sei, allerdings viel Glauben; denn die Kaufurkunde eines Grundstückes in Dittersdorf legt dem Käufer die Verpflichtung auf, an das Kloster Osseg bei Riesenburg (Dux) in Böhmen eine Wachskerze zu entrichten; ferner heisst ein Weg, der durch den Wald gegen die Grenze führt, noch jetzt der Riesenburger Weg, es lässt sich daher kaum bezweifeln, dass Purschenstein in irgend einer näheren Verbindung mit der Riesenburg stand, deren in der Nähe von Osseg, in dem Saatzer Kreise Böhmens, 2 Stunden von Purschenstein gelegene Ruine noch jetzt von ihrer ehemaligen Grösse zeugt. Auch ist es erwiesen, dass die Familie Rysinborg oder Riesenburg längere Zeit hindurch, und schon im 13. Jahrhunderte, im Besitz von Purschenstein war.

Gegen die Annahme, dass jener Borsse oder Borso der Erbauer gewesen sei, streiten aber die Angaben Kreysigs, dass schon vor den Rysinborgs ein anderes böhmisches Rittergeschlecht, die von Schlanke, im Besitz von Purschenstein gewesen sein soll.

Die erste vollkommen zuverlässige Nachricht über Purschenstein findet sich bei Gelegenheit der Streitigkeiten Heinrichs des Erlauchten über die böhmische Erbfolge. Heinrich wird hier nehmlich dafür, dass er seine Ansprüche auf die Allodialerbschaft des Herzogs von Oesterreich aufgab, von Ottokar von Böhmen durch Purschenstein und Sayda, welche damals der Krone Böhmen gehörten, entschädigt. Dies war im Jahre 1250; indess muss bald wieder eine Aenderung eingetreten sein, von der die Geschichte nichts erwähnt, denn 1289 wurden Purschenstein und Sayda, letzteres damals wichtige böhmische Grenzfestung und wichtige Handelsstadt, als Besitz der Familie von Rysinborg, abermals an den Markgrafen von Meissen abgetreten.

Im 14. Jahrhundert kam die Familie Schönberg in den Besitz der Herrschaft Purschenstein und der Stadt Sayda, verkaufte die Herrschaft aber bald wieder, und es wechselten darauf im Besitz mehrmals die Geschlechter; denn 1324 wird ein Herr von Berga oder Bergau als Besitzer genannt, dann wieder ein Rysenburg; darauf seit 1351 der Meissener Burggraf Meinherr mit seinen Vettern, bis endlich 1429 Seyfried von Schönberg mit Purschenstein und Sayda belehnt wurde, worauf die Herrschaft ununterbrochen in dem Besitze seines Geschlechtes blieb.

Die Schönberge, von denen ein Hauptast der Purschensteinsche ist, von welchem mehrere Seitenzweige entsprossten, besassen ausser Purschenstein zu verschiedenen Zeiten auch noch die wichtigen Herrschaften Stollberg, Frauenstein, Sachsenburg, Kriebenstein u. a. und obgleich das Geschlecht noch jetzt hochangesehen und reich begütert ist, so stand es dennoch im 16. Jahrhundert in seiner höchsten Blüthe.

Purschenstein war noch 1463 mit Pfaffroda combinirt, und im Besitz der Brüder Bernhardt und Caspar von Schönberg; Ersterer war Statthalter (Gouverneur) in Dresden, und Letzterer Landvoigt und Marschall des Herzogs Albrecht, mit dem er in das gelobte Land zog, wobei er auf der Rückreise auf der Insel Rhodus starb.

Nach der Behauptung eines übrigens nicht sehr zuverlässigen Schriftstellers (Albinus) soll es einst, (aber wann?) auch Burggrafen von Purschenstein und Sayda gegeben haben, und Purschenstein schon 1299 unter den Orten genannt worden sein, welche Markgraf Friederich dem Könige Wenzel von Böhmen zum Kauf oder Tausch anbot. Eben diese Quelle nennt auch als nächstfolgende Besitzer die Herren von Bergaw, während Andere sie Staremberg nennen.

Auch diese Angabe ist übrigens nicht ganz ohne Grund, denn im Altenburger Archiv befindet sich ein Dokument, durch welches Otto von Berga ein früheres bestätigt, wonach Otto und Otto von Berga Purschenstein und Sayda an den Markgrafen von Meissen versetzten, und sich breit erklärten, es auf Verlangen an die von Schönberg übergeben zu wollen.

Ebenfalls in dem Altenburger Archive befindet sich auch ein anderes Dokument eines Asche (Ascanius) von Schönberg auf Purschenstein. 1369 war erwiesener Besitzer von Purschenstein Caspar von Schönberg und es wird dadurch die Glaubwürdigkeit jenes Dokumentes von 1351 sehr in Zweifel gestellt.

Abgesehen von der Geschichte der Herrschaft Purschenstein ist auch die des Schlosses nicht ohne mannigfache Ereignisse und Schicksale.

Am 6. August 1638 wurde Purschenstein (und Neuhausen) von einem beutesüchtigen Haufen Kroaten, dem sich mehrere junge Bürger aus Brix in Böhmen angeschlossen hatten, überfallen und ausgeplündert. Nachdem die wilde Horde viel Schandthaten verübt hatte, zog sie mit reicher Beute und das gestohlene Vieh vor sich hertreibend, wieder ab. Doch im Walde bei Einsiedel griff der Förster Georg Kaden, der mehrere beherzte Leute um sich gesammelt hatte, sie unerwartet an, um ihnen die Beute wieder abzujagen. Aber der Tapfere fiel, von mehreren Kugeln getroffen, und seine Gefährten ergriffen die Flucht.

In den Jahren 1640 und 1641 erhielt Purschenstein ebenfalls Besuche feindlicher Truppen und litt durch dieselben grössern oder geringeren Schaden.

Im Jahre 1643 wurde es abermals überfallen, diesmal durch die schwedischen Truppen unter General Wittenberger, die einen grossen Theil der Wirthschaftsgebäude niederbrannten und eine Besatzung von 40 Mann in das Schloss legten. Diese geringe Besatzung hatte im Januar eine förmliche Belagerung der Kaiserlichen unter dem Rittmeister Spohr auszuhalten, aber sie wehrte sich so tapfer, dass die Angreifer wieder abziehen mussten, wobei sie aus Rache die noch stehen gebliebenen Wirthschaftsgebäude und die Schösserei niederbrannten.

Im Januar 1646 diente das Schloss Purschenstein als Zufluchtsstätte

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/131&oldid=- (Version vom 11.6.2017)