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Colmnitz.


Colmnitz liegt 2 Stunden östlich von Freiberg, längs der Colmnitz an den Strassen von Freiberg nach Höckendorf und Dippoldiswalde.

Es wird eigentlich in Ober-Colmnitz und Nieder-Colmnitz eingetheilt, ersteres liegt südlicher, letzteres zieht sich gegen Norden. Es grenzt mit seinen Fluren nördlich an das Tännigt und den tharander Wald, östlich an den letzteren und an Klingenberg, südlich an Pretzschendorf und westlich an Nieder-Bobritzsch und Sohra.

Die beiden hiesigen Rittergüter, wovon das zu Nieder-Colmnitz blos schriftsässig, das zu Ober-Colmnitz amtssässig war, sind vereinigt.

Colmnitz wie Dorf Chemnitz, welches 1173 zuerst in der Kloster-Zellischen Begrenzungsurkunde vorkommt, war ein Zubehör der Herrschaft Frauenstein. Später kam es an das Geschlecht derer von Hartitzsch, deren Ahnherr Fischer an der Donau gewesen und einen deutschen Kaiser auf der Flucht mit der grössten Lebensgefahr über die hochangeschwollene Donau gesetzt haben soll. Da dieses Wagestück kein anderer Fischer unternehmen wollte, sei derselbe von dem Kaiser, dass er ihn gerettet, in den Adelstand erhoben worden. In den Wappen der von Hartitzsche deuten 2 Fische allerdings auf eine solche Begebenheit hin. Dieses Geschlecht hat sich sonst von Harticz nach dem Rittergute bei Johnsdorf in Böhmen an der Sächsischen Grenze geschrieben, ist sehr früh aus Böhmen nach Sachsen gekommen, wo sie als Freunde der Reformation flüchten mussten. Es hat auch wichtige Stellen im Rathe zu Freiberg bekleidet.

Ein Asmus von Hartitzsch auf Dorfchemnitz, Mitbesitzer von Colmnitz ist 110 Jahre alt geworden und im Jahre 1579 gestorben. Dieser hatte 4 Söhne gehabt, zwei sind in Schlachten geblieben, der dritte nach zurückgelegten Reisen zu Freiberg im Jahre 1568 meuchelmörderisch erstochen worden und der vierte Reinhardt von Hartitzsch hat Dorfchemnitz, Voigtsdorf und Colmnitz besessen und ist sonach als Stammvater dieser Linie von Hartitzsch anzusehen. Die Nachkommen dieser Familie haben sich zu verschiedenen Zeiten in Ober- und Niederdorfchemnitz, in Ober- und Nieder-Voigtsdorf, in Colmnitz und in Ober- und Nieder-Staucha getheilt und oft wieder die Güter Mancher vereint besessen.

Der Sohn des Georg Adolph von Hartitzsch und der Anna Christine von Schönberg, Ferdinand Wilhelm von Hartitzsch wurde im Jahre 1726 Besitzer von Colmnitz und starb am 1. October 1846 im 49. Lebensjahre. Derselbe hatte ein Fräulein von Meusebach, deren Vater sehr hohe Ehrenstellen in Sachsen und Polen bekleidete, zur Gemahlin. Sein Sohn, Johann Adolph von Hartitzsch ist vor ihm gestorben. Daher wurde Julius Alexander von Hartitzsch auf Ober- und Niederstaucha zugleich auch Erblehngerichtsherr auf Ober- und Niederdorfchemnitz und Colmnitz. Dieser ist das erste Mal mit einem Fräulein von Schönberg vermählt gewesen, nach deren Tode zum zweiten Male mit Fräulein Magdalena Elisabeth, einer geborenen von Zehmen aus Stauchitz; und dieser ist im Jahre 1764 61 Jahre alt in Dorfchemnitz plötzlich gestorben. Dessen Wittwe starb im Jahre 1785 in Dresden und ist als die lezte der Familie in dem Erbbegräbnisse zu Dorfchemnitz in der Kirche beerdigt worden; sie wird als eine sehr mildthätige Frau geschildert.

Letzteren beiden sind deren Söhne als Gerichtsherren von Ober- und Niederdorfchemnitz, Colmnitz und Ober- und Niederstaucha gefolgt, wozu sie im Jahre 1774 von Rudolph Dietrich von Hartitzsch noch Ober- und Nieder-Voigtsdorf, als dieser, aus Gram über den 2 Jahre früher erlittenen Verlust seines einzigen Sohnes, im Jahre 1772 ebenfalls sein Leben endete, als Lehns-Zufall erbten.

Diese beiden Söhne, welche zwei Schwestern Fräuleins von Gersdorf aus dem Hause Pulsnitz, zu Gemahlinnen hatten, theilten sich nun später in die Güter, nämlich der jüngste, George Adolph von Hartitzsch, Domprobst und Amtshauptmann bekam Ober- und Nieder-Staucha, welcher noch Haide mit Knathewitz bei Wurzen sich kaufte.

Der älteste aber, Hans Dietrich Alexander von Hartitzsch erhielt Ober- und Nieder-Dorfchemnitz mit Ober- und Nieder-Voigtsdorf und Colmnitz und kaufte sich noch dazu Röhrsdorf bei Königsbrück. Dieser

     Erzgebirgischer Kreis, 14tes Heft oder 78tes der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/167&oldid=- (Version vom 11.6.2017)