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Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV.djvu/168

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starb in Röhrsdorf 1820 76 Jahre alt. Der jüngste Georg Adolph hatte 3 Söhne, wovon der älteste George Heinrich von Hartitzsch, Kammerherr und Hof- und Justizrath Staucha bekam, welcher 1825 verstorben ist und eine Wittwe, eine geborene Gräfin von Holzendorf und 3 Töchter Marie Louise, Pauline Agnes und Anna in Staucha hinterlassen hat. Der jüngste Sohn Julius besass Haide und ist 1818 gestorben, der zweite Sohn Hans Adolph von Hartitzsch, vermählt mit der einzigen Tochter des Hans Dietrich Alexander von Hartitzsch seines Oheims, Erdmuthe Friederike Elisabeth, Erb-, Lehn- und Gerichtsfrau auf Röhrsdorf, ist seit 1814 Gerichtsherr von Dorfchemnitz. Alle 5 Kinder haben sie durch den Tod verloren und seitdem ein Fräulein von Bose als Pflegetochter bei sich erzogen.

Von der Familie von Hartitzsch kam Colmnitz an den Ober-Steuereinnehmer und Kammerherrn Max Karl von Carlowiz, welcher im Jahre 1833 verstarb und das Gut seiner Wittwe Frau Maria von Carlowiz hinterlies, von welcher es deren Sohn, der Herzogl. Weimarische[WS 1] Kammerherr Karl Adolph von Corlowiz überkommen hat, welcher seit dem Jahre 1839 damit beliehen ist. Das hier in der Abbildung aufgenommene Schloss liegt in Nieder-Colmniz und hat eine sehr schöne bequeme innere Einrichtung, so wie die Wirthschafsgebäude vortrefflich zu nennen sind.

In Colmnitz sind ausserdem noch 5 Mühlen mit 2 Sägen, 6 Schmieden, 1 Lehn-Gut mit Gasthof. Auf Ritterguts-Grund und Boden stehen 1 Mühle und 8 Häusler. Dann sind hier 86 Hüfner, 55 Grossgärtner, 65 Kleingärtner und 22 Häusler.

Ausserdem leben hier viele Maurer und Zimmerleute, sowie Handwerker aller Art. Die Hauptnahrung der Einwohner sind der Feldbau und die Viehzucht; sie erbauen Sommerkorn, Gerste, Hafer und besonders Flachs.

Der Dorfbach entspringt oberhalb Pretzschendorf, fliesst durch ganz Collmnitz, theilt den Thämigt vom Tharandter Walde und fällt zu Naundorf in die Bobritzsch.

Die Kirche hat ein gefälliges Ansehen und enthält einen gothischen Flügelaltar. Seit dem Brandte vom 12. Septbr. 1812, wo das hiesige Schulgebäude ein Raub der Flammen wurde, ist dasselbe neu und massiv wieder aufgebaut.

Im Westen von Colmnitz liegt der steile bewaldete Culmberg, von welchem Colmnitz den Namen hat und welcher nicht mit dem 1 Stunde von Oschatz gelegenen, geschichtlich merkwürdigen Kolm - oder Kölmberg verwechselt werden darf. Auf letzterem wurden im 12. und 13. Jahrhundert unter den Markgrafen Otto, Dietrich und Heinrich dem Erlauchten 12. Landtage unter freiem Himmel gehalten, wobei die Ritter zu Pferde erschienen.

Wir haben oben schon erwähnt, dass Colmnitz im Westen auch mit Sohra grenzt und finden daher Gelegenheit, über diesen merkwürdigen Ort einiges Wenige hinzuzufügen, da schwerlich in diesem Album wieder die Rede ein Mal darauf kommen dürfte. Sohra, die Sauer-Aue, liegt in einem freundlichen Thale und gehört dem Rathe zu Freiberg als Verwalter des Johannishospitals. Die Burg Sohra, die wahrscheinlich im Hussitten-Kriege zerstört worden ist, lag im Walde nach Pretschendorf hin. Von dieser alten Burg Sohra existiren mancherlei schauerliche Sagen, so dass das verschwundene Ritterthum hier noch nicht so bald in Vergessenheit kommen wird. Für den Fremden ist sie jetzt schwer zu finden, da nur noch Spuren von Wall und Gräben vorhanden sind, die mit dickem Gesträuch überdeckt werden. Noch vor 70 Jahren waren Mauerruinen und Keller vorhanden, welche Ueberreste von den umliegenden Dörfern als Baumaterial benutzt, verschwunden sind. Sonst hiess es das Rittergut Sohra mit Oberbobritzsch. Die Ritter von Sohra stammen von hier. Durch Vermächtniss eines Ritters von Stenzenberg gelangte Sohra mit Oberbobritzsch im Jahre 1280 ans obgedachte Hospital.

Am Colmnitzer Wege besitzt Sohra einen kleinen Kalkofen, von wo aus man eine treffliche Aussicht nach Freiberg, Bieberstein u. s. w. findet.

Colmnitz gehört mit seinen 270 bewohnten Gebäuden, mit seinen 502 Familienhaushaltungen und 1914 Einwohnern zum Gerichtsamt und Bezirksgericht Freiberg, zur Amtshauptmannschaft Freiberg, zum Regierungsbezirk Dresden. –

O. M.     



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Weimarisehe
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/168&oldid=- (Version vom 11.6.2017)