Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section | |
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das Rectorat, der Pastor das Cantorat vergiebt. Die neuen Lehrer an der Bürgerschule wurden ohne Unterschied vom Stadtrath eingesetzt.
Crimmitzschau ist berühmt geworden durch seine Fabriken, und sein schnelles Emporblühen, seine grosse Zunahme an Bevölkerung hat es seinen wollenen Waaren zu verdanken.
Crimmitzschau zählt jetzt in 600 Häusern über 8000 Einwohner. Es liegt am linken Pleissenufer, 800 bis 850 par. Fuss überm Meere, in anmuthiger und belebter Hügelgegend, ½ Stunde von der Altenburger Grenze, an der Sächs.-Bayer. Eisenbahn, die dem Orte selbst, ausser den Fabriken, noch mehr Leben und Nahrung verschafft hat.
1 Stunde südlich von Freiberg, am linken Ufer der Freiberger Mulde, die es von Weissenborn trennt, gelegen. Von der Mulde aus, die hier 1100 Fuss über der Meereshöhe liegt, schlängelt sich das Dorf auf den Rücken einer bedeutenden Anhöhe, die eine reizende Aussicht gewährt, senkt sich dann auf der andern Seite wieder sanft herab und erhebt sich am Ende des Oberdorfes wieder.
Im Jahre 1185 findet man dieses Dorf noch als ein zum Altzelleschen Klostergebäude gehöriges, dessen Besitz sich jedoch der Markgraf ausdrücklich vorbehielt.
Ohne Zweifel verdankt Berthelsdorf seinen Ursprung einem gewissen Berthold, daher es auch ursprünglich Bertholdesdorf geschrieben wurde.
Unter den Markgräflichen Schiedsrichtern kommt 1266 ein Ludwig von Bertholdesdorf vor.
Im Jahre 1388 waren Nicolaus und Dietrich von Borsberg, Vettern, Besitzer des Ortes, von welchen das Dominikanerkloster in Freiberg, jährlich 1 Malter Korn empfing. Im Jahre 1444 erkaufte es nebst Müdisdorf mit Zinsen, Diensten, Ober- und Niedergerichten, von dem damaligen Besitzer, Apel von Vizthum, für 4300 rhein. Gulden, der Rath zu Freiberg, seit welcher Zeit es stets unter dessen Jurisdiction geblieben ist, und dem auch die Collatur über Kirche und Schule zusteht.
Das Dorf zählt mit den abseits gelegenen, hier eingepfarrten Häusern, 120 Feuerstätte, worunter 43 Hüfner, 16 Gärtner und 39 Häusler (4 Mühlen) sich befinden und die von etwas über 1100 Seelen bewohnt werden, darunter 130 anfahrende Bergleute.
2 bis 2½ Stunde südlich von Freiberg gelegen, mit Weigmannsdorf im N.O. völlig zusammengebaut, erstreckt sich ½ Stunde lang aus, S.W. nach N.O., welche Richtung auch im Allgemeinen der vom nahen Grosshartmannsdorfer Hauptteiche kommende Kunstgraben hält, welcher durch die Felder im N.W. und N. sich hinzieht. An demselben steht isolirt das Huthaus. Im Süden krönt einen hohen, obwohl nicht steilen Berg, eine einzelne Klippe, der Alpstein, über welchen der Aberglaube mehr weiss, als der Verstand.
Jenseits der nordwestlichen Fluren verbreitet sich das Grubenholz, das jedoch nur zum Theil hierher gehört.
Müdisdorf war in früheren Zeiten ein Zubehör des von Honspergischen, dann von Vitzthum’schen Gutes Berthelsdorf, welches der Rath zu Freiberg, wie schon erwähnt, um 4300 rhein. Gulden erkaufte.
Der hiesige Kunstgraben ist unter dem Namen der Dörenthaler Wasserleitung, eigentlich ein Beilehn der königl. Rösch „Junger Fürst zu Sachsen“ und die hiesige Flur gehört zum Brander Revier.
Die Einwohner von Müdisdorf bestehen grösstentheils aus Bergleuten, doch wird auch guter Flachsbau getrieben.
Im Orte befinden sich zwei Mühlen und eine Oelmühle, und ausser dem Erblehngerichte, noch zwei ziemlich bedeutende Güter, von denen das eine ein Lehngut ist.
Der Ort besteht aus 150 Feuerstätten mit 600 Seelen.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/323&oldid=- (Version vom 21.5.2017)