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Lichtenberg

2 Stunden von Freiberg entfernt, 1000 Schritt vom rechten Muldenufer, 1480 bis 1500′ überm Meere gelegen, unter 50° 51⅔′ der Breite und 31° 3′ 30 bis 40″ der Länge.

Das schöne und in östlicher Richtung 1¼ Stunde lange Dorf wird von einem hohen, mit Fichten und Buchen bewachsenen Berge begrenzt, welcher der höchste in der ganzen Umgegend ist, und der Burgberg genannt wird, weil ehedem eine Burg auf ihm thronte.

Dieser Burgberg ist unstreitig vulkanischen Ursprungs. Man geniesst auf dessen Gipfel eine der herrlichsten Aussichten.

Lichtenberg, dessen unterster Theil an der Freiberger Mulde liegt, wird in seiner ganzen Länge von der Gimlitz durchströmt, die sich am westlichen Ende des Dorfes in die Mulde ergiesst, wurde in früheren Zeiten in Ober- und Niederlichtenberg getheilt und von zwei adlichen Herrschaften besessen.

Hans Hartitzsch, Bürgermeister, auch Hospitalmeister zu Freiberg, ist im Jahre 1398 sammt seinem ältern Bruder, Nicol, vom Markgrafen Wilhelm zu Meissen aufs Neue, ausser Weissenborn und Pretzschendorf, auch auf Niederlichtenberg belehnt worden.

Oberlichtenberg besass die Familie von Schönberg auf Purschenstein.

Im Jahre 1506 hat der Rath zu Freiberg zuerst die obere Hälfte des Dorfes mit Ober- und Untergerichten, sammt allen Zugehörungen und dem Walde, der hohe Schost genannt, von Caspar von Schönberg auf Purschenstein um 1300 rhein. Gulden und 1519 auch die niedere Hälfte von Lichtenberg, sammt dem Sitze und dem Vorwerk, Lehn- und Mannfesten, Jagden, Muldenwasser, Teichen und andern Zugehörungen von Melchior von Hartitzsch und dessen Brüdern um 1630 rhein. Gulden erkauft. Seit 1774 ist das jetzt sogenannte Lehnstück im Niederdorfe mit Wohn- und Wirthschaftsgebäuden versehen worden. Dieselben sind im Jahre 1818 ganz niedergebrannt, aber im Jahre 1822 wieder aufgebaut worden.

Auch in Niederlichtenberg hat innerhalb des sogenannten Ringelteiches (welcher ein zweifach rundum laufender, ziemlich verfallener, aber mit Wasser gefüllter Wallgraben ist) in früheren Jahrhunderten ein herrschaftliches Haus gestanden, wovon man daselbst noch Merkmale hat.

Bis auf die neuesten Zeiten sind Berthelsdorf, Müdisdorf, Lichtenberg die sogenannten Freiberger Stadtdörfer geblieben.

Lichtenberg hat gegenwärtig 200 Feuerstätten und 1470 Einwohner, die sich zum Theil durch Getreidebau, vorzüglich aber und hauptsächlich durch Flachsbau nähren. Auch gibt es hier viel Zimmerleute und besonders sehr viele Maurer, welche meistens in der Nachbarschaft arbeiten.

Es befinden sich ferner in diesem Dorfe 7 Mahlmühlen, 8 Oelmühlen und 1 Bretmühle.

Die Kirche ist von den früheren Besitzern von Niederlichtenberg, den Herren von Schönberg erbaut und befindet sich natürlich in der Nähe des Rittersitzes von Niederlichtenberg. Ein Gut steht abgesondert südwestlich von der Kirche, sowie eine Mühle ½ Stunde weit im Süden, unweit Randeck im einsamen, ungemein romantischen Wiesen- und Waldthale der Mulde.

Das starke Erbgericht, der Gasthof bezeichnet des Dorfes Mitte, durch welches die Dresdener Butterstrasse führt.

Noch existirt unweit des untern Endes ein Wirthshaus und das kleine Rathslehngut oder das Lehnstück, welches das Hofholz an der Mulde, eben da treffliche Wiesen und einen grossen Teich besitzt, und 1821 vererbpachtet wurde.

Ueberhaupt sind der ausgezeichneten Güter viele und von drüben herüber gewährt das Dorf in seinem weiten, tiefen, lachenden Thale eine schöne Ansicht.




Frankenberg

liegt am rechten Ufer der Zschopau, 2½ Stunde nordöstlich von Chemnitz, 2 Stunden südlich von Mitweida, 2 Stunden südwestlich von Hainichen und 2¼ Stunden nordwestlich von Oederan entfernt.

Heinrich I. sandte ums Jahr 920–930 aus Hessen und dem heutigen Waldeck, wo 2 Städtchen Frankenberg und Sachsenberg liegen, Colonisten hierher, welche Eroberungen machen und neue Städte und Dörfer begründen mussten.

Von diesen Kriegern wurde die alte Burgwart Gozne oder Gözne erobert, an deren Stelle aber nahe dabei das Schloss Sachsenburg begründet, welches in alten Urkunden stets „Sachsenbergk“ sich geschrieben findet, zu gleicher Zeit entstand aber auch Frankenberg, da damals Franken und Sachsen einem Herrscher gehorchten. Es gehörte zuerst nebst Sachsenburg den Herren von Mildenstein auf Hirschfeld, wurde aber bald von den Herren von Schönberg erworben (im 13. Jahrhundert), die es bis 1609 besessen haben, wo der Churfürst Christian II. Frankenberg von Hanns von Schönberg und Sachsenburg von Heinrich von Schönberg kaufte und ein Amt daselbst errichtete, welches bald nach Frankenberg, bald nach Sachsenburg verlegt ward.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/324&oldid=- (Version vom 21.5.2017)