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kommend, mitten durch das Dorf, um sich in die Mulde zu ergiessen.

Niederschlema war ursprünglich ein Rittergut wie Oberschlema und gehörte 1447 denen von Uttenhofen. Zur Zeit der Reformation besass es Georg von Uttenhofen.

Seit 1691 hat es die Stadt Schneeberg im Besitz.

Diese hat die verfallenen Rittergutsgebäude mit dazu gehöriger Mühle in den 20ger Jahren dem Kreisforstmeister von Leipziger käuflich überlassen, welcher in Verbindung mit dem Kaufmann Dankwardt zu Schneeberg, eine Maschinenbauanstalt errichtete, wo die nach ihren Erfinder so genannten, Schönherr’schen Webstühle gebaut wurden.

Auch ein Hammerwerk befindet sich hier, wo besonders Schaufeln und Spaten fabricirt werden, auch finden sich noch unbedeutende Ueberreste einer kleinen Kapelle, die von den Leuten, nebst dem Hügel worauf die Kapelle stand, das Kirchel genannt werden.

Niederschlema zählt circa 80 Grundstücke, worunter 17 Güter, 3 Mahl- und Schneidemühlen, 1 Maschinenbau-Anstalt und 1 Hammerwerk sich befinden, welche das nöthige Triebwasser durch den Abfall des schon vielfach benutzten Flössgrabens erhalten.

Auch ist eine Zeche in Niederschlema, welche Braunstein zu Tage fördert.

Die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 500. Sie leben theils von Ackerbau, theils von Handarbeit, doch wohnen auch viele Blaufarben-, und andere Fabrikarbeiter, einige Bergleute, Hammerschmiede und mehrere Handwerker daselbst.

Die Weiber und Kinder der Aermeren klöppeln.




Reuth

liegt ½ Stunde nordwestlich von Neumark, 1½ Stunde nordnordöstlich von Reichenbach 2¼ Stunde östlich von Greiz und südsüdwestlich von Werdau, am Beginn des Auerbachs und einigen Teichen.

Das Rittergut wurde mit ½ Ritterpferde verdient und gehörte 1600 dem Christoph Seeling auf Niederplanitz, nachher dem Jacob Seeling auf Plauen und Wildenthal, im 18. Jahrhundert kam es an den Ronneburger Amtshauptmann Aug. Friedrich von Metzsch auf Stangengrün und Sommering, bei dessen Nachkommen es sich jetzt noch befindet. Herr Kammerherr von Metzsch auf Reichenbach, Friesen u. s. w., ist Besitzer dieses Gutes.

Die Einwohner, deren Zahl 200 ist, welche in 32 Häusern leben, treiben gröstentheils Weberei von baumwollenen Waaren, der Ackerbau ist nur gering und beschränkt sich auf den nothwendigsten Bedarf. Das Rittergut besitzt schöne Fluren an Feldern, Wiesen und Holzungen.

Eingepfarrt ist Reuth nach Beiersdorf, wohin auch das Rittergut zu Ruppertsgrün bei Werdau zur Kirche geht.

Während Reuth seine eigene Gerichtsbarkeit vor Einführung der neuen Gerichtsorganisation hatte, ist es jetzt dem Gerichtsamte Reichenbach zugewiesen.




Stangengrün

1½ Stunde von dem voigtländischen Städtchen Lengenfeld, 3 Stunden von Auerbach und von den Städten Zwickau 3½, Schneeberg 3½ und Kirchberg 1½ Stunden entfernt gelegen. Es bildet auf dieser Seite die Grenze des erzgebirgischen Kreises gegen das Voigtland.

Ein sehr alter Ort und das alte Adelsgeschlecht der Herren von Stangengrün mag ihm den Namen verliehen haben.

Später und schon im 14. Jahrhundert, gelangten die Herren von Metzsch in den Besitz von Stangengrün, von welchen es pfandweise bis 1548 an den Zwickauer Rath gelangte, dann an Joachim von Beust auf Planitz, von welchem es im gedachten Jahre Albrecht von Metzsch, dessen Geschlecht es mit kurzer Unterbrechung bis in die neuesten Zeiten besass, wieder einlöste.

Von der Metzsch’schen Familie acquirirte es der Gutsbesitzer von Neumark, Herr Christian Traugott Popp, bei dessen Familie es sich jetzt noch befindet.

Das Gut selbst ist an Areal nicht unbedeutend, hat aber keine besonderen herrschaftlichen Gebäude.

Der frühere Gerichtsdirector von Stangengrün musste seine Gerichtstage bei dem dasigen Ortsrichter halten.

Wie der Gutsbesitzer früher die eigenen Gerichte hatte, so steht ihm jetzt auch noch das Collaturrecht über die dasige Kirche und Schule zu.

Eingepfarrt in die Kirche ist das halbe Dorf Wildenau, genannt Frohnseite.

     Erzgebirgischer Kreis, 27. Heft oder 143. der ganzen Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen IV. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1856, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_IV.djvu/330&oldid=- (Version vom 3.5.2019)