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Mühlhausen hat eine freundliche romantische Lage. Die herumliegenden Berge bieten herrliche Ansichten. Die dasigen Einwohner sind gemüthlich und höflich und die oft erwähnte treuherzige Gesinnung des Voigtländers gegen seine Nebenmenschen, findet man hier zu Hause.

Dieser Ort hat vorzüglich in den letzten Decennien viel durch das Emporblühen des Bades Elster gewonnen; denn hieher werden von den Badegästen häufige Spaziergänge unternommen, und in den schönen Sommerabenden machen die einzeln dahin wandelnden Gruppen der Badegäste einen tiefen Eindruck auf dem Beschauer.

Mühlhausen ist mit Raun und Kleedorf, mit Sohl, Arnsgrün, Gürth und Grün nach Elster eingepfarrt, weshalb auch unter beiden Orten eine lebhafte Verbindung ausser der Badezeit stattfindet.

Alle diese Orte, einschliesslich des Dorfes Mühlhausen haben ihre eignen Schulhäuser, welche als Nebenschulen von Elster betrachtet werden. Die Stellen werden insgesammt von den Gemeinden besetzt und von dem Diakonus zu Adorf als dem Prediger von Elster als Local-Inspector beaufsichtigt.

In Mühlhausen ist seit einigen Jahren ein neues Schulhaus, das von circa 80 Kindern besucht wird.

Die Schicksale des Ortes anlangend, so dürfte der 30jährige Krieg zu denjenigen gehören, der auf das Schrecklichste hier seine Spuren zurückliess.

Der ganze Ort wurde damals verwüstet und geplündert, und einige Einwohner sollen sich blos durch die Flucht in die in Raun, neben dem Schulhause stehende Kapelle gerettet haben.

Diese Kapelle steht noch heutigen Tages über deren Ursprung, Alter und anfängliche Bestimmung keine sicheren Nachrichten vorhanden sind. Vermuthlich war es eine sogenannte Messkapelle, wie die verschiedenen vorhandenen Heiligenbilder schliessen liessen, die bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts noch vorhanden waren.

Jetzt wird noch in dieser Kapelle alljährlich eine Predigt zum Kirchweihfest und zweimal Communion von dem Prediger in Elster darinnen gehalten.

Doch zurückkommend auf die Mühlhausen betroffenen Schicksale in früherer Zeit, so müssen wir besonders noch des bayerischen Erbfolge Krieges gedenken, der ebenfalls Plünderung und Seuchen im Gefolge hatte und Mühlhausen in eine Einöde verwandelte.

Im Orte Mühlhausen befinden sich ausser den namhaft gemachten Gebäuden noch 2 Mühlen mit 3 Gängen und in der Neuzeit sind mehre andere schöne Privatgebäude hier entstanden, welche des Ortes Ansehen, seine angenehme Lage um ein Bedeutendes erhöhen.

Ein Theil von Mühlhausen, der in neuerer Zeit ebenfalls angebaut worden ist, heisst Jüdenloh. Woher der Name eigentlich stammt ist unbekannt und findet man solchen auch nicht in den alten Topographien und sonstigen Beschreibungen.

Mühlhausen mit Jüdenloh hat 69 bewohnte Gebäude mit 439 Einwohnern, welche seit Aufhebung der Patrimonialgerichte unter das Gerichtsamt Adorf gehören.

Nicht weit von Mühlhausen beginnt der schöne Rauner-Grund, wo sich die Rauner-Schänke befindet, die nach Mühlpausen lehnpflichtig war.

Uebrigens ist Mühlpausen noch bekannt, durch die Schönheit seiner weiblichen Bewohnerinnen, die der Curgast in Elster öfter als Brunnenmädchen zu bewundern Gelegenheit hat.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/260&oldid=- (Version vom 7.1.2017)