Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V.djvu/329

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(bei Eger) machten mit den Elsterbergern ein Geschlecht aus, obwohl sich nicht bestimmen lässt, ob nur als eine Linie oder als zwei Linien des Lobdeburger Stammes. – Nachdem nun 1422 die Hussiten Luditz erobert, bekam 1434 Jakob v. Wresowec und daher auch 1467 dessen Sohn Hanns diese Herrschaft. Dieser Hanns aber, der auch noch die grosse Herrschaft Theusing besass, schrieb sich auch Johann v. Elsterberg. Möge diess nun immerhin blos auf einem Erbanspruch oder auf einer Verpfändung beruhen, so lässt dennoch ein verwandschaftlicher Zusammenhang zwischen den Lobdeburgern auf Elsterberg und den Wrschowetzen zweiter Dynastie sich nicht verkennen. Oder wären diese späteren Werssowetze vielleicht gar eine nach Böhmen übergesiedelte Lobdeburger Linie, dann wäre das in ihnen den Historikern aufgegebene Räthsel gelöst. Ob aber Johanns Sohn und Enkel, beide Hanns v. Wrssowec genannt (der erstere fiel 1526 bei Mohacs, der andere verkaufte Luditz 1535 an den Plauischen Herrn und meissnischen Burggrafen Heinrich V.) sich auch v. Elsterberg geschrieben, ist uns unbekannt. Als mit Heinrich VII. die Plauischen Fürsten ausstarben, kam 1572 Luditz an den Hassensteiner Freiherrn Hanns v. Lobkowitz, 1575 aber durch Kauf an einen Kokorzowa, bei dessen gräflichen Nachkommen es noch ist.

Die Seeberger Linie der Lobdeburger (welche unwidersprechlich und doch noch in keiner Schrift genannt ist) hatte in Böhmen ausser Seeberg selbst (welches man nicht mit jenem bei Kaaden verwechseln darf, das im frühern Mittelalter den Schönburgischen Herren gehörte) auch Plan und Michelsberg: eine grosse Besitzung im Pilsener Kreise; diese hatte z. B. der 1466 gestorbene Bohuslaw v. Zeeberg, dessen Wittwe Margaretha (gestorben 1473) als eine geborene v. Kunstadt u. Podiebrad – wo nicht eine Tante der Sidonia v. Sachsen, doch eine nahe Verwandte des Herzogs Albert gewesen. Nachdem Bohuslaws Sohn Bathko (wahrscheinlich s. v. a. Botho?) 1499 gestorben, hätten nun Seeberg und Plan an Victorinus v. Zeeberg auf Thein fallen sollen; aber dieser selbst starb bald nachher, und so belieh der Kaiser mit Plan 1500 den Grafen Schlik v. Bassano (Passaun) und Weisskirchen. – Aus dieser Zeeberger Familie ruhen viele Glieder in der Stiftskirche zu Tepl. – Ob nun Kaspar Schlik auf Schöneck, welcher 1445 in Elsterbergs Besitze gewesen, es als Pfandherr oder als Mittel-(Zwischen) Lehrherr gehabt. bleibt dunkel. – Bei Limmer (II. S. 49 der Geschichte des Voigtlandes) kommt unterm Jahre 1349 ein Konrad v. Elsterwerd vor, der wohl vielmehr ein Elsterberg gewesen. Ein Heinrich v. Elsterberg hauste 1389 auf der jetzt gräflich sternbergischen Burg Brezina unfern Pilsen. – Bemerkenswerth ist noch, dass die Fräulein aus der Elsterberger Familie sich nicht von Elsterberg, sondern v. Lobdeburg schrieben: so Cordula, des meissnischen Burggrafen Heinrich II. Gemahlin. – Plan erscheint in Elsterbergischen Händen erst seit 1400; früher war es denen v. Dobrohost. Ein Elsterberg hat damals das dasige Schloss neu gebaut. 1382 hatte das Geschlecht auch Falkenstein, und kam damit zur Landesportion Wilhelms des Einäugigen.

Das Aussterben der Herren v. Elsterberg pflegt man in die Zeit zu setzen, wo man Elsterberg selbst in anderen Händen findet; dies erscheint aber irrig, sobald man – was doch unabweislich – mit ihnen die Herren von Seeberg identificirt. Auch Seeberg jedoch hatten sie nicht mehr bei ihrem letzten Erlöschen; denn diese Hauptburg, deren Stätte zur Lust von den Franzensbrunner und Elster’schen Badegästen häufig besucht wird, gehörte schon 1434 dem berühmten Oberstcanzler Kaspar Schlik, kam 1662 an die Grafen Nostiz und 1703 von einem Gerhard Jaque an die Stadt Eger.

Zu warnen ist noch vor der Einmischung jenes Albert von Seeberg, der 1289 böhmischer Reichsmarschall und Burggraf zu Kaaden war, auch 1292 sich Albrecht v. Schebrak (d. h. von Bettlern, dem bekannten bömisch-königlichen Lustschlosse) schrieb. Denn dieser hatte nicht nur vielmehr Seeberg bei Kaaden, sondern scheint auch, da er sich nach Buch bei Leisnig begraben liess, vielmehr nach seiner Geburt ein Glied des burggräflichen Leisniger Stammes gewesen zu sein, das mit den Lobdeburgern nicht verwand gewesen. Dieses Kaadener Seeberg nahm Friedrich v. Schönburg 1423 zugleich mit Merane zu Lehn, wodurch er zugleich Herr von Kaaden ward. In dieser Auffassung des Sachverhaltes und des Unterschiedes zwischen beiden Seebergen darf uns nicht der – wenngleich an sich auffallende – Umstand stören, dass 1467 einige Orte der Elsterberg benachbarten Herrschaft Mylau an den Schöppenstuhl zu Kaaden gewiesen worden sind.

Hinsichtlich der Lobdeburger ist zu bemerken, dass S. 17, Z. 13 v. u. es statt 956 heissen muss „959.“ Damals nämlich belieh König Otto den Herrmann v. Lobedaburg mit Ahuse und Westheim, deren der Truhendinger Graf Ernst sich verlustig gemacht hatte. Die in der osterländischen und thüringischen Geschichte so viel genannte Lobedaburg beweist noch heute ihre bömische Bauweise, die man auch an Rochsburg, Gnandstein u. s. w. findet: die höchste Partie des Baues nämlich wurde dabei in die tieferen gleichsam (ganz oder halb) eingeschachtelt. Da die Lobdeburg 1448 einem Hans v. Berga gehörte, so gewinnt allerdings Märkers Hypothese den Anschein der Richtigkeit, dass unter denen von Berga hier und anderwärts (z. B. auch in Purschenstein) die Herren von Lobdeburg-Burgau zu verstehen seien; überwiegend bleiben jedoch immerhin die Gründe, welche für das bömische Geschlecht der Berken sprechen.

Mit Recht betrachtet das Album als ersten hiesigen Bünau jenen Günther, dessen Vater Rudolf auf Droyssig, nach Königs Versicherung die lückenlose Bünauische Geschlechtsfolge eröffnet. Lässt aber das Album auf Günther allhier 2 Heinriche folgen, so geht es von König ab, welcher Günthers Sohn ebenfalls Günther nennt. Dieser hat nach König auch Thürnhof und Kummer- oder Kammerberg gehabt, welches ein Gut im Greizischen gewesen. König aber hat hier zwei Zeitalter zusammen verwechselt, indem zwar ein Elsterbergischer Günther einen gleichnamigen Vater und jene beiden Nebengüter gehabt, aber erst 1573 bis 1615 gelebt hat. Von beiden Heinrich (des Album) starb der Vater 1446, und der Sohn, ein Kreishauptmann, besass auch Schlöben, und ist wohl identisch mit dem 1470 gestorbenen. Ein hiesiger Günther begleitete den Herzog Heinrich nach Jerusalem und nach Compostella, wo er zum Ritter geschlagen wurde. Manche halten ihn für denselben, der 1518 das Sambiensische Stipendium der Bünau’s gestiftet, und der damals nicht blos Domherr zu Merseburg und Administrator des Droyssiger Tempelhofes gewesen, sondern auch noch Bischof von Samland (in Ostpreussen) war. Denn dieser Bischof soll, nach König, bis zu seiner Dignität wirklich Elsterberg besessen haben. Der Appellationsrath und voigtländische Hauptmann Rudolf hatte 1627 ausser Elsterberg auch Flössberg.

Bei Erwähnung der Bünau’s können wir uns eines wiederholten Zurückgehens nach Plan nicht erwehren. Fast könnte ein blos und rein zufälliges Zusammentreffen des Umstandes, dass das dem Wettiner Hause heimgefallene Elsterberg denen von Bünau verliehen wurde, mit dem folgenden für unglaublich gelten. In der Planer Herrschaft nämlich, welche – wie erwähnt – in den Elsterberger Händen lang gewesen, lag ein Dorf Bona oder Buna, jezt Punau oder Punnau geschrieben, welches die Besitzer 1363 nebst dasiger Burg an das Stift Tepl verkauften. Von diesen Besitzern schrieb der Eine zwar sich Beneda v. Wolfstein, der andere aber Stupto v. Bonytnow, worin sich der Name Bünau unschwer erkennen lassen würde.

Sollte nicht bei dem undurchdringlichen Dunkel, worein die Bünauische Herkunft sich nun einmal gehüllt hat, auch die Hypothese erlaubt sein, dass etwa ein jüngerer Sohn aus dieser böhmischen Burg Bünau sich sehr zeitig schon ins Osterland oder nach Thüringen gewendet? Hierbei würde aber der Verdacht uns leid thun, als wollen wir die böhmische (Blankenstein-Tetschener) Linie der Bünau’s mit jenem Buna vereinbaren; denn diese Linie ist wohl bekanntlich aus Obersachsen erst nach Böhmen eingewandert.

Was das Album über die Elsterbergischen Bünau anführt, kann noch aus dem Artikel über Thürnhhof (ein Gut, das nebst Syrau, Reinsdorf, Cunsdorf, Kleingera, Coschütz, Nosswitz, Cossengrün etc. aus der alten Herrschaft Elsterberg hervorgegangen) vervollständigt werden. Der S. 19, Z. 8 v. u. erwähnte Kreissteuereinnehmer Rudolf besass 1760 zugleich Christgrün. – Wenn 1742 ein Daniel Sigmund v. Koseritz auf Elsterberg sich insolvent erklärte, so ist an das zweite hiesige Gut zu denken. Beide aber besass 1817 der damals auf dem Landtag erschienene Oberstlieutenant Heinrich Adolf v. Beust, sowie seit 1830 der Kammerjunker Gustav v. Beust die Lehn für die (unter anderen Gütern zu besprechende) Hühnefeldische Stiftung trug.

Die 7185/9 Acker befassende Flur von Elsterberg steuert nach 23347 Einheiten, und umschliesst noch den obern Brand, ein zum Rittergut Cunsdorf gehöriges Holzstück. – Das neue Rathhaus macht der Stadt alle Ehre, und 1850 wurde die steinerne Brücke vollendet. Von der Stadtmauer, welche auch die Burg mit einfasste und Elsterberg zu einer respectablen Festung gemacht haben soll, giebt es noch einige Reste.

Beide Güter haben zwar eigentlich zusammen 209,36 Acker Landes, das aber, wie gesagt, meist ver-(erb ?)pachtet ist. Denn auch den Frankenhof baute man nach dem Hauptbrande vom 30. Mai 1840 nicht als Wirthschaftshof, sondern bloss als ein Gerichtshaus wieder auf. Jener Brand betraf in 110 Wohnhäusern etc. 219 Familien, und zwar die ganze Innenstadt; der im Album bemerkte am 12. März 1838 aber nur 31 Scheunen.

Unter den Gewerben thut die Tischlerei sich hervor. Eine Webschule für arme Knaben eröffnete man 1828, verwandelte sie 1829 in eine Strohflechtschule, und vereinigte damit 1831 eine Stroh-Nähanstalt. Der Nutzen davon zeigte sich aber als sehr gering, und man liess die ganze Anstalt eingehen; 1852 führte daher das „industrielle Sachsen“ hier keinen Verleger für Strohwaare an.

Der Pastor allhier war früher Erbgerichtsherr über das Sachswitzer Gotteshausgut und über den grösseren Theil von Pfaffengrün mit 15 Gütern und 13 Häusern. Der erste evangelische Pfarrer, Paul Lindemann, war früher Heinrichs d. Frommen Hofprediger und in Freiberg ein Hauptförderer der Reformation gewesen. Vor ihm scheinen Altenburgische Augustiner den Gottesdienst allhier besorgt zu haben.

Erlbach untern und obern Theils, nebst Eubabrunn. (S. 166 d. A.) Von diesen 3 Gütern wird Obererlbach officiell nicht ein Ritter-, sondern ein Erblehngut genannt. Eubabrunn hat im Album (S. 183) einen besondern Artikel erhalten, wesshalb hier nur beiläufig – Zusammenhangs und der Vollständigkeit halber – davon zu sprechen sein wird.

Die östlich von Erlbach auf der Landesgränze hochragenden Berge heissen nach ihrer hiesigen Ansicht, die Kegelberge oder der vordere und hintere Kegel. Der im Süden ansteigende Galgenberg muss nach diesem Namen einst das Hochgericht der Herrschaft (Mark-) Neukirchen getragen haben. Auch der Berg in Norden (ohne bestimmten Namen) ist von bedeutender Höhe.

Wiemann fand die Kirche nur 1572, Lohrmann dagegen den Bach bei derselben 1593 Fuss hoch, und man darf sich wohl wundern, wenn dieses so ohne Ueberschwemmung abgeht. Jedenfalls aber geht die Ortsflur mindestens bis zu 1500 Fuss herab; wenn demnach ihre mittle Höhe zu 1819 Fuss angegeben wird, so muss sie auch bis mindestens 2150 Fuss und also um fast 700 Fuss variiren.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/329&oldid=- (Version vom 4.2.2017)