gebildet zu haben. Vor 480 Jahren erscheint das Gut unter dem Namen „Walkenstein in der Plawischen Art gelegen.“ Und da auch fast alle ältere Nachrichten es Valkenstein schreiben, so wird man versucht, den Namen der alten Burg nicht vom Vogel Falke, sondern (wie den Falken- oder Valtenberg unfern Stolpen, Wolkenstein, Wolkenburg, Polkenberg, Wolkwitz etc.) vom slawischen Mannesnamen Wolk, Bolko, Balko, abzuleiten.
Aus der uralten Herrschaft oder dem Hauptgute Falkenstein, mit welchem bei der Wettiner Landestheilung 1382 die (aus dem gräflich Lobdeburgischen Geschlecht stammenden) Herren v. Elsterberg speciell Vasallen des meissnischen Markgrafen Wilhelms d. Einäugigen wurden, sind durch Erbtheilungen die Güter Falkenstein obern Theils, Falkenstein untern Theils, Mühlberg (diese drei sind nun wieder verbunden,) Ellefeld (welches jedoch als Kammergut zuletzt zerschlagen worden und eingegangen ist,) Werda, Dorfstadt und Oberlauterbach – vielleicht auch noch Winn und Wiesel- oder Wenzelsburg? – hervorgegangen. Genau aber so, wie bei der Zerschlagung der Herrschaft Auerbach verfuhr man auch hier, insofern man fasst von jedem der Herrschaftsorte einen Antheil jedem (fast jedem?) der Rittergüter zutheilte. Diesem Uebelstande hat mindestens doch in gerichtlicher Beziehung die Gegenwart abgeholfen. Erhöhet wird er aber noch durch die „Collatur,“ d. h. durch das Patronatsverhältniss des jedesmaligen ältesten Trützschler zu vielen Ortstheilen, für die er, nachdem das Geschlecht die geistlichen Besitzungen an sich genommen, zugleich wie der Herr eines – jedoch der Grundstücke entbehrenden Rittergutes erscheint, – und in denen ihm bis 1855 auch volle Gerichtsbarkeit zustand. Diese Collatur begreift ausser dem Antheile an der Stadt noch Theile von Ellefeld (1834 57 Häusser), Bergen (10 H.), Kottengrün (9 H.), Neustadt (2 H.), Reimtengrün (3 H.) und Dorfstadt (1800 13 Häusser), so dass man der Unterthanen 8-900 rechnen kann. 1819 war Patron der Collatur der Rittmeister Heinrich August Trützschler, welcher sein Hammergut Schmalzgrube bei Annaberg bewohnte. – Das eigentliche Rittergut dagegen, besteuert mit 79361/2 Einheiten, besitzt ausser dem weit-grössten Stadttheile noch Mühlberg, Friedrichsgrün, Mühlleithen, Boda und Wieselburg, sowie Theile von Ellefeld (1834 19 Häuser,) Werda (26 H.), Trieb, Reimtengrün, Schreiersgrün, endlich Neustadt zum grössten Theile. Davon sind Mühlleiten und Winzelburg wegen ihrer Entlegenheit nach Klingenthal einbezirkt worden.
Wiemann fand die Stadtkirche 1751, Lohrmann (jedenfalls zu niedrig) nur 1694, und Ersterer die „weisse Mühle,“ ein schönes Gebäude an der Gölzsch, 1622 Fuss überm Meere; somit steht die Kirche gegen 74 Ellen überm Flüsschen. Die mittlere Seehöhe der Ortsflur beträgt nur 1754, wogegen die 3 herrschaftlichen Forstreviere resp. 1753, 2130 und 2638 Fuss Seehöhe haben. Das 2te umschliesst zugleich das Dorf Friedrichsgrün, das 3te Boda, Winzelburg und Mühlleithen. Sonach gehört diese 3te Waldflur zu den höchsten und rauhesten im Lande, wie denn auch darin der Gipfel des Kieles oder Keilberges ragt, welchen Lohrmann zwar nur 2942 Fuss hoch –, aber nach Wiemannischen nahen Messungen zu niedrig gefunden. Sicherer sagt man, er überrage die Falkensteiner (21/2 Stunde entfernte) Kirche um 1248 Fuss oder 713 Ellen. Gewissermassen gehört dem Kiel auch der um 1/2 Stunde nähere Schneckenstein zu, welchem (s. das Album) Wiemann 2689 Fuss beischreibt; Lohrmann mass nicht den vorspringenden Felsen, sondern die Bergkoppe oberhalb desselben, und hätte sie sollen höher als 2699 Fuss finden. Dass die Klippe auf v. Charpentiers mineralogischer Karte von Sachsen nur 1579 Fuss über Wittenberg erhalten, ist blosser Stichfehler. – Die Topasen findet man nicht, wie das Album erwarten lassen könnte, im Berge, sondern nur in einem Theile der 70 Ellen hohen Klippe, welche eigentlich der Schneckenstein heisst. Dieser Theil besteht aus Topasfels, einer bisher auf Erden noch nirgends weiter gefundenen Gebirgsart, welche aus Quarz, Topas (theils derb, theils krystallinisch) und Schörl besteht, weshalb Einige sie als blosse Modification des Schörlschiefers betrachten. Ein „Homo malae notae“, wie Büchner in seiner Dissertation über die voigtländischen Edelsteine 1743 sich ausdrückte hat des Schneckensteines Topasenreichthum 1727 entdeckt und mit vielem Gewinn anfangs heimlich ausgebeutet. Bald aber beschlich ihn die Furcht, es könne einst Jemand ihm hierher nachgehen, und so entdeckte er dem König August selbst den Fundort, den nun Trützschler dem König abtreten musste. Man baute nun dort ein (längst wieder verschwundenes) Haus beim Felsen unter dem Namen des Königsthrones (nicht, wie im Album steht, der Königskrone) und gewann lange Zeit hindurch nicht blos einzelne Krystalle, sondern auch Prachtstufen, deren eine von mehreren Centnern in das Edelsteincabinet kam. – Doch aus jener einöden Ferne wieder nach Falkenstein zurück!
Unter der S. 73. erwähnten Hauptstrasse kann wohl nur jene gemeint sein, welche von Eibenstock über Auerbach und Falkenstein nach Oelsnitz führt. – Die dort erwähnte Klippenreihe (eine dieser Klippen trug den Wart- und Verliessthurm der Burg Falkenstein selbst) läuft nicht, wie das Album angiebt, nach Nordnordwest, sondern nach Nordnordost, und wie sie in Norden auf der Kohlung 1/3 Stunde von Auerbach endet, so beginnt sie im Süden mit ihrer höchsten, weit sichtbaren durch ihre Fernsicht berühmten Partie, dem Wendel-, Wänzel- oder Winnersteine (s. u. im Alb. fälschlich Wimmerstein genannt). Diese mächtige, dreifache, schöne Felsengruppe, welche v. Bose (wohl nach einer spätern Lohrmannischen Angabe??) 2278, Wiemann 2230, Lohrmann (zuerst?) 2289 Fuss Seehöhe, also 340 E. Erhebung über die Falkensteiner Kirche beischreibt (nach Wiemann wären es nur 280 E.) krönt eine zwar nur flach ansteigende, aber umfangreiche Anhöhe, auf deren tieferen nordwestlichem Abhange Winn mit der Schäferei, in Norden Lohberg (s. ob.), im Süden Vorder- und Hintergrünbach liegen. Am merkwürdigsten ist der Winner Stein dadurch, dass – mindestens doch nach gemeinsamer Annahme der voigtländischen Historiker – die westfählische Vehme oder Fehme heimlich hier waltete, trotz der kaiserlich bestätigten Exemtion Böhmens und seiner Lehnherrschaften vom Vehmgerichtszwange. Noch im 18. Jahrhundert droheten über einer höhlenartigen Spalte des Felsens die grausigen Embleme der Fehme. Sollten nun gleichwohl diese trüglich gewesen sein, so würde man etwa annehmen müssen, es habe ein mittelalterlicher „Karl Winter,“ am wahrscheinlichsten dann der Zwickauische Bürgermeister Stühler, genannt Erasmus Stella, hier eine Betrügerei gegen die geschichtforschende Nachwelt verübt, wie bei Weissbach unfern Wildenfels, wo Stühler selbst einen Adelung getäuscht hat, und in Stenn bei Zwickau. Ist dagegen die Sache an sich richtig, dann war im heutigen Sachsen der Winner Stein der einzige Sitz eines Fehmgerichtes. Denn was Karl Winter über ein „Vehmgericht“ unterhalb der Bastei in der sächsischen Schweiz in das Publikum gebracht, das wirft der Geschichtskundige zu Winters schönen Erdichtungen. – Am Schiefer des Winnersteines findet man eine dem Orleans ähnliche, färbende, aber nicht benutzte Flechte.
Dass die Burg Falkenstein in ihrer Gesammtheit sollte auf der Klippe im Hausgarten des Rittergutes gestanden haben, verneint der geringe Raum; es galt ohne Zweifel, wie in Schöneck, nur vom Wartthurme. Das 1859 mit verbrannte Schloss war vor 140 Jahren gebaut, auch seitdem wieder einmal erneuet, und kein majestätisches, aber ein schönes Gebäude.
Zur ersten Spalte auf S. 74 ist zu bemerken, dass der „Stallmeisterberg“ genau genommen keine Häusergruppe trägt; denn der Juchheh steht auf der Mühleithe, und Hannaloh auf dem Röhrhübel. Man setze auch Z. 22 statt „weiter“ vielmehr „weit.“ – Dorfstadt beginnt nicht nordwestlich, sondern westlich der Stadt, jenseits des „Schlossraumes,“ einer Holzung.
Unter Denen v. Valkenstein erscheint 1317 Konrad als Vasall des Plauischen Voigtes Heinrich des Langen, Arnold 1327 als voigtischer Ritter; Heinrich war 1279 Canzler des Markgrafen Dietrich zu Landsberg, Sohnes Heinrichs des Erlauchten; Eckhart hatte bis 1412 Theil am Besitze Markneukirchens, und noch 1542 besassen Arnold und Christoph Magwitz und Brotenfeld. Dass dieses Geschlecht mit dem Trützschlerischen sollte identisch gewesen sein, wird dadurch höchst unwahrscheinlich, das der v. Elsterbergische Besitz Falkensteins zwischen den Falkensteinischen und Trützschlerischen fällt; letzterer muss jedoch immer auch über 400 Jahre zählen. Bedauerlich ist dieses so ansehnlichen Geschlechtes dunkle Herkunft; bis zu deren besserer Aufhellung erlaube man uns die Meinung, dass ihr Stammgut Russdorf bei Werdau und Blankenhain gewesen; denn beide Namen, Trützschler und Russdorf (wo noch Reste der Burg sich zeigen) führen zurück auf den Namen Rudolf. Wie in andere Familiennamen, die nach ihrer Formirung das „von“ nicht vertragen, ist es auch in den der Trützschler erst im 18. Jahrhundert gekommen. Man findet die ersten Trützschler zu Crimmitzschau, Glauchau, Zwickau.
Am hiesigen Bergamte (S. 75 des Album) hatte der Landesherr auch schon vor 1816 Theil, und eben deshalb hiess es ein Communbergamt. Man darf es aber nicht etwa mit der voigtländischen Abtheilung des frühern Bergamtes Schneeberg vermengen. Es hatte zuletzt Gerichtsbefohlene nur noch im Huthause bei Gottesberg.
Für „das Jagdgefolge“ ist zu setzen: „die Jagdfolge“; diese ist nämlich der Zwang der Unterthanen, bei der Jagd zu helfen. – In Z. 16 und 17 (S. 75) ist ein Wiederspruch durch den Satzfehler 1632 statt 1362 gekommen. – Stifter der Collatur war Pfarrer Konrad Trützschler. – Zur Plauischen Ephorie gehört Falkenstein schon seit 1838 nicht mehr, sondern zur Auerbachischen. Der Schullehrer sind in den beiden Schulhäusern 4, und es giebt auch eine Sonntagsschule. – Von Reimtengrün sind kleine Theile auch nach Treuen und Auerbach gepfarrt. Noch jetzt versieht ein Vicar das Diakonat. – Unter den Nahrungszweigen des Ortes hat man den Bergbau zu streichen. Einen drolligen Anstrich hat es, wenn Marbach in seinem Büchlein über Schöneck den Flor Falkensteins von seinem Handel mit Malz und Pech herleitete; erfreulich aber ist es, wenn daselbst (also schon 1730) die gute Trützlerische Waldwirthschaft hervorgehoben wird.
Das Rittergut besitzt einige Pachthäuser, eine Pechhütte, Torfbrüche etc. in den überaus weit umher verstreueten Dörfern Friedrichsgrün und Hammerbrück, wo dagegen die Glas- und Vitriolhütten nicht gedeihen wollten. Die Spacialbeleihung mit dem Bergzehnten von gesammten niedern Metallen geht bis 1594 zurück. In der Ortsflur liegen u. a. die Holzungen des Wiener Steins, des Lohberges und der Vergnügung; ungleich wichtiger aber ist jenseits der weissen Gölzsch der südöstlich von Falkenstein weithin sich verbreitende grüne Wald, mit welchem die officiell so genannten „hohen Walde“ beginnen, die man überhaupt auch die Falkensteiner Wälder nennt, obwohl sie zum Theil auch zu den Gütern Dorfstadt, Oberlauterbach etc. gehören.
Falkenstein war 1459 und bis zum Teschener Frieden 1779 ein böhmisches Haupt- (geschichtlich-richtig ein böhmisches Reichsachter) lehn. – Leonhardi giebt dem Gute auch Antheil an Unterlauterbach, was aber wohl nur von Lehnleuten gilt.
Besitzer war 1817 und 1821 der Hauptmann Christian Gottlob Trützschler, später der am 31. Juli 1831 als 80jähriger Greis verstorbene hochverdiente S. Altenburgische Canzler und Geheimerathspräsident Friedrich Karl Adam, welcher zuletzt quiescirt hier wohnte. Er war am 2. Januar 1751 in Culmitzsch bei Weida geboren, und hatte die
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/331&oldid=- (Version vom 7.1.2017)