Seite:Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V.djvu/352

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ist. Es finden auch im Schneckenwalde sich Spuren einer Burg, als deren (wohl letzte?) Besitzer man nur die Flossa oder von Fleissen kennt; und welche leicht der Mutterort von Schöneck gewesen sein dürfte, dahin deutet auch ein Gedicht des vor 350 Jahren berühmten Schneeberger Dichters Niavis oder Schneevogel. – Jedenfalls ist dem ursprünglichen Namen Schneckengrüns gewaltig mitgespielt worden, da man ihn wohl unmöglich in dem schnebes der oft erwähnten Plauischen Gränzurkunde von 1122 verkennen kann, die zwischen schnebes und Syrau die Dobenau fliessen lässt; letztere aber kann eben nur wieder die heutige Syrau-Bach sein. – Dass man den zwar nach Falkenstein gehörigen Topasfelsen den Schneckenstein genannt, mag wohl auf seiner Nähe bei und Richtung nach Schöneck hin beruhen.

Schneckengrün liegt 21/4 Stunde ostsüdöstlich von Mühltrof und südsüdöstlich von Pausa, jenseits des „Forstes“ (einer Hauptholzquelle für Plauen), zwischen Kauschwitz, Fasendorf, Leubnitz, Rössnitz, Kobitzschwalde, Neundorf und Zwoschwitz. Die Flur zeigt bei ziemlicher Variation, die mittle Seehöhe von 1472 Fuss, während das Rittergut von Wiemann 1398 und des Forstes grösste Höhe von Lohrman 1657 Fuss hoch gefunden worden. In Osten steigt der Dietrichsberg an.

Die von Raab waren nicht die ersten bekannten Besitzer, da 1428 schon Martin Roder auf Schneckengrün unter den Vasallen der Plauischen Vögte erscheint; 1480 hatte es dagegen Hanns v. Rabe auf Reusa und Schloditz. So auch hatten die Trützschler es nicht blos bis zu Anfang des 17. Jahrhunderts, da es 1632 erst von dem oftgenannten Obersten Hildebrand Eichelbert Trützschler auf Stein, Christgrün etc. an seinen Schwager Hanns Christoph v. Reichardt auf Steinbrücken bei Neustadt a. O. geerbt. Da aber 1613 zugleich Trützschler und der „junge“ Joachim Daniel Rabe als Besitzer vorkommen, so mag das Gut damals gespalten gewesen sein. – Gottlob Schmidt hat es nicht erst nach, sondern kurz vor 1800 erkauft, und starb 1821, hatte es jedoch nicht bis zum Tode; vielmehr trug 1819 schon Johann Friedrich Christian Schmidt die Lehn. – Nachträglich seien als Besitzer noch 1670 der Merseburger Domherr Johann Friedrich Römer, 1835 Christian Friedrich Adler genannt.

Das nach früherer Verfassung neuschriftsässige und landtagsfähige Erblehn-Rittergut, jetzt der Frau Johanna Friederike Adler verliehen, gab 1801 im Sprengel 255 Consumenten an, seine volle Gerichtsbarkeit schon 1853 ab, hat g. 165 Acker Feld, 73 Acker Wiesen etc., versteuert 41274/5 Einheiten, und gehört also schon den Mittelgütern bei. Es hat eine besondere Schäferei, und betreibt ausser Ziegelei und Dampfbrennerei besonders stark den Erdäpfelbau. Ausser dem Dorfe, das 1834 in 60 Häusern 275 –, 1858 in 68 H. 367 Seelen zahlte, und wozu auch die Paul- oder Peintenmühle gerechnet wird, hat es nur 1 Halbhüfner und 1 Häusler in Kloschwitz zu Unterthanen; denn in Kobitzschwalde, Kornbach, Oberpirk, Rodersdorf und Rodau hatte es nur die Lehnobrigkeit über Flurstücke, wie dagegen hier ein Flurstück nach Neundorf gehört.

Früher war hierselbst eine Schule, dazu auch das Forsthaus Reiboldsruhe sich hielt; jetzt aber ist (was man im kirchlichstatistischen Handbuche nachtragen wolle) Schneckengrün nach Leubnitz auch geschult.

Schönberg (S. 63 d. A.) liegt 1 Meile von Asch und Franzensbrunn, 11/2 von Eger, 2 von Adorf und Markneukirchen, in des Landes äusserster Südspitze, so dass es böhmischerseits mit dem freiherrlich v. Helmfeldischen Gute Altenteich, mit dem Zubehör der Stadt Eger und mit dem v. Wilhelm’schen Gute Wildstein, auch mit der Ascher Herrschaft, in Sachsen mit dem Zubehör von Brambach raint, und sich an den südöstlichen Fuss des im Album angedeuteten Capellberges lehnt. Diesem giebt Wiemann 2331, Lohrmann 2337, Kliemann 2313 Fuss Seehöhe. Letztere Angabe klingt wie die niedrigste, ist aber bei weitem die höchste, sobald man des allen Angaben, denen Prag zu Grunde liegt, nöthigen Complementes gedenkt. Den Capellberg, als einen der höchsten und mit der reichsten Aussicht begabten dieser Gegend, besuchten häufig die Franzensbader und Elster’schen Brunnengäste. Er gehört nicht in die Wasserscheide oder eigentliche Gebirgskette, bildet vielmehr an jenem Gebirgsstocke, der die Erz- und Fichtelgebirge verkettet, in ähnlicher Weise eine (südostwärts) vorspringende Partie, wie daraus (nordwestwärts) der etwas höhere Ascher Hainberg vorspringt. Der Gebirgsstock selbst trägt 3/4 Stunde nordwestlich von Schönberg, auf der Steingrüner Flur in Böhmen und östlich vom Himmelreich, den Elsterbrunnen, die Quelle der kleinen oder weissen Elster. Das Himmelreich aber besteht aus 2 Orten: dem katholischen und dem lutherischen Himmelreiche, so dass hier Jeder „nach seiner Façon selig werden kann.“ Die Natur, wie leicht abzunehmen, hat somit Schönberg (wie die Zwoda-Klingenthaler Partie des Erzgebirgs) nicht nach Sachsen, sondern nach Böhmens Egerlande im alten fränkischen Nordgau gewiesen, wie denn auch der in Süden die Gränze bildende Scheibenbach über Wildstein in den völlig-böhmischen Soser Bach und somit zur Eger kommt. Sein Wasser erreicht folglich die Elbe in Böhmen, während das ihm so nahe quellende Elster-Wasser erst oberhalb Magdeburg sich ihm zugesellt.

Schenks Karte stellt Schönberg als einen Stadtflecken dar; von anderen Dörfern unterscheiden ihn jedoch nur die zu Petri-Pauli und zu Allerheiligen stattfindenden Jahrmärkte. Ob man nun etwa den Capellberg vor dem Capell-Bau den Schönberg und nach ihm den Ort genannt, ist unbekannt aber wahrscheinlich. Die Lage ist eine rauhe, doch keineswegs unschöne, und nur in Norden und Westen gebirgig. Die Kirche steht nach Wiemann 1800 Fuss hoch, also 304 Ellen unterhalb der Walfahrtscapelle. Der Gränz- oder Scheibenbach verlässt Sachsen 1580 Fuss hoch. Von da steigt die Flur, um 364 Ellen variirend, am Capellberge bis zu 2217 Fuss an, so dass ihre mittle Seehöhe 1898 Fuss beträgt. Mit jener Angabe von 1580 Fuss steht aber Wiemann in starkem Widerspruche, wenn er der viel höher oben gelegnen Chausseebrücke nur 1569 Fuss beischreibt.

Schönberg ist 1834 bis 1858 von 64 auf 74 Häuser, von 500 auf nur 546 Seelen angewachsen. Es ist ziemlich eng zusammengebaut. Vereinzelt stehen entfernt in Nordosten die Fällmeisterei, in Osten die Grossteich- und eine Bretmühle bei den übrigens böhmischen Grossteichhäusern, in Süden die Scheibenmühle. Oberreits Karte zeigt in Westen ein nahes böhmisches Dorf Neugrün, welches in Sommers Böhmen fehlt, dafern es nicht etwa identisch mit Neuhimmelreich ist. Zur Schönberger Gemeinde gehören noch die Bären- und die am westlichen Fusse des Capellbergs stehenden Geier- (d. h. Berg-)Häuser.

Dicht zwischen der Kirche und der Adorf-Egerischen Chaussee steht, als das südlichste im Lande, das Rittergut, und zwar nach der Oberreitischen Karte unter 50° 11' 19" Br. und 29° 57' 57" der Länge. Wörtlich jedoch spricht Oberreit sowohl die Breite, als die Länge um 6 Secunden grösser aus, und David fand gar die erstere um 15 Secunden geringer, die Länge aber um 17 Secunden grösser, so dass sich hier eine Messungen-Differenz von 995 Ellen ergiebt. Hallaschka fand den Kirchthurm unter 50° 11' 3" Br. und 29° 58' 131/2 Secunden Länge.

Nebst seinen kleinen Vorwerken zu Hohen- und Bärendorf hat das Gut 423 Acker Pachtlandes, davon 23325/{{{2}}} Acker Feld und ein bedeutendes Theil Teichland sind. Hierzu kommt die ansehnliche, vom Förster in Bärendorf bewirthschaftete Holzung. Das Bärendorfer Vorwerk oder die Sorge liegt fast 1/2 Stunde nordwestlich vom Dorfe, jenseits des Capellberges und der hohen Reuth, also im Elstergebiete, nördlich von Bärendorf, dessen 22 Häuser ziemlich verstreut, die Lochmühle und die Froschschenke (diese hart an der Gränze) isolirt stehen. Noch stärker verstreut sich Hohndorf, welches mit Einschluss der Deck- oder Deckerhäuser 35 Häuser, darunter 2 Mühlen und 1 Bretmühle hat; es liegt fast 3/4 Stunde nördlich von Schönberg, theilweis am Brambache. Das Album spricht nur von einem Deckenhaus; es sind aber der Deckerhäuser 6 oder 7. An der Existenz eines Ortes Zweifelsreuth aber zweifeln wir entschieden: ja, sie ist so zweifelhaft, dass weder Oberreits Karte, noch das Ortsverzeichniss den Namen nennt. Jedenfalls ist er aus dem Leonhardi in das Lexicon von Sachsen und aus diesem in das Album übergegangen. Wohl aber giebt es ein Zweifelsreut in der nahen böhmischen Herrschaft Wallhof, unfern des sächsischen Dorfes Landwüst, und dieses gehört einem Grafen von Auersperg. – Der Schönberger Sprengel gab 1801 nur 545 Consumenten, 1858 aber 1831 Seelen an, welche gerichtlich seit 1849 dem Amte Adorf unterliegen. – Die Pfarrei unterlag nicht dem Zeitzer (Naumburger) Bisthum, sondern – wie andere Egerländische oder ehemals Vohburgische – dem Bisthum Regensburg; die Collatur aber übte, unter des thüringischen Landcomthurs höchster Aufsicht, der Deutschordenscomthur zu Eger. Der Pfarrer hat 10 fl. Absenzgelder zu steuern.

Das Rittergut hat 1726 bis 1750 einer Sequestration unterlegen, und erlangte 1753 erst die Landtagsfähigkeit. 1542 hatte wegen dieses damals amtsässigen Gutes Joseph v. Reitzenstein 1 Ritterpferd zu ställen. 1817 besuchte der Kammerherr und Oberforstmeister Georg Christoph v. Reitzenstein den Landtag, und 1820 starb dessen Wittwe als Besitzerin. 1753 ist der Rittmeister Georg Christoph Besitzer gewesen, und der heutige (seit 1830, s. das Album) ist gleichfalls Rittmeister, jedoch wohl ausser Dienst. 1357 hat das Gut der Voigt Heinrich von Lange besessen. Das Album gedenkt auch unterm J. 1336 eines Gutes Schönberg; dieses ist aber das 1/2 Stunde von Weida im Weimarischen gelegene, und die Kospoth haben das unsrige nie gehabt. Der Irrthum fällt dem Schultes’schen Directorium diplom. (II, 462) zur Last.

Nachträglich noch einiges Oertliche! – Urkundlich erwähnt findet sich 1537 der hiesige „Kretscham“ mit seinem Braurechte.– In Osten verbreitet sich die Wüstmark Odorf (wohl ursprünglich Adorf, d. h. Haindorf?) davon der „lange Odorfteich“ den Namen behalten. Und die Beuth, südlich vom Dorfe, mag wohl ebenfalls eine – freilich kleine – Wüstung sein, da es Orte des Namens Beutha noch heute giebt. In Norden, also nordöstlich vom Capellberge, ragt aus dem Kamme des hier anhebenden Erzgebirges der Buchberg, entfernter in Nordnordost der schon böhmische Knolberg, an welchen sich im Nord der Heng- im Süden der niedrige Hirschberg auf der Gränze anhängt, diesem zu Füssen sind die hierher gehörigen Lobteiche. Alle jene Berge bestehen aus Granit.

Auf der Gränze gab es am 30. April 1809 ein scharfes Scharmützel der Kaiserlichen mit den Sachsen. Dagegen fand im August 1848 auf dem Capellberge die erste der hier angesetzten allmonatlichen Volksversammlungen statt, wobei die Redner zu mehr als 1000 Böhmen, Sachsen und Bayern sprachen.

Schönbrunn, (S. 125 d. A.) so jedenfalls genannt im Gegensatze zu dem in Südwesten ihm nahen Bösenbrunn, raint ausserdem noch mit der 1/2 Stunde in Osten gelegenen Amtsstadt Oelsnitz, mit Planschwitz, Dobeneck und Lauterbach. Hinsichtlich ihrer mittlere Höhe übersteigt die Flur die städtische um 150 Fuss, und es trifft sich sonderbar, dass sie mit Schönbrunn bei Wolkenstein genau gleich, nämlich 1516 Fuss hoch ist, wobei sie von 1400 bis zu 1603 Fuss variirt; letztere Höhe hat die kahle Bergkoppe beim Dorfe. Das Klima ist wegen des ungehemmten Luftzuges etwas rauh.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/352&oldid=- (Version vom 7.2.2017)