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des Trieb-Flüsschens der Geigenbach, und wahrscheinlich beruht der Name auf einem längst eingegangenen Oertchen.

Syrau, (S. 185 d. A.) auch Syra, Syhra, bedarf nicht der so künstlichen Namensdeutung, wie das Album sie giebt, da Syrowo im Serbischen die Aesche heisst. Es wäre doch auch erst zu beweisen, dass die Slawen sollten grösser und stärker gewesen sein, als die Germanen. Ferner kann weder das J. 1446, noch Johann Friedrich richtig sein, wenn der erste hiesige Tettau, Apel oder Albert, um das Jahr 1500 geblühet hat. In der 10ten Zeile der 2ten Spalte wolle man vor Apel das Komma streichen; denn der gemeinte hiess Hanns Apel, d. h. Johann Albert. Vor den Tettau’s aber gehörte „die Syren“ dem Geschlecht „vom Berge“, d. h. von Bergen bei Schöneck, z. E. 1428 dem Hildebrand vom Berge. Andere wollen dieses Geschlecht mit denen v. Berga (Schloss-Berga im Weimarischen) identificiren. Obersyrau (s. das Album. S. 186) hatten die 3 Brüder v. Tettau schon 1555. – Auf der daselbst erwähnten Wüstmark Meltheur steht nun wieder ein Oertchen dieses Namens, dessen Erklärung noch Niemand völlig gelungen. Oesfeld nahm ihn für Rybrid, für zusammengesetzt aus dem slawischen Mel, die Mistel, und dem deutschen Thur, ein Berg oder Bergzug; dann aber würde der Name schwerlich so oft (in Böhmen und 5 Mal in Sachsen, auch in Schlesien etc.) vorkommen. Der Advocat Karl Winter sah darin Melythor, Milythor, lieber Obergott oder Götterpräsident, und meinte, Melibocus (den er für den Brocken nahm) solle dasselbe ausdrücken. Solchen aberwitzigen Mischmasch musste man ihm zu Gute halten. In Sachsen wird Mehltheuer oder Mehltheur auch Malter, in Schlesien Melter ausgesprochen. – Auf S. 286 ist das letzte[WS 1] Wort „verkaufte“ umzuwandeln.

An der Syrauischen Meltheur erreicht die Eisenbahn im Durchstiche 1342 Fuss über der Pleisse vor Connewitz oder 1672 Fuss Seehöhe; dem Forst zwischen Schneckengrün und dem Orte Meltheur giebt Lohnmann bis zu 1657, der Höhe zwischen Meltheur und Syrau Wiemann 1638 Fuss. Letzterer meint hierbei wohl den Lerchenberg an der reussischen Grenze, nordwestlich von Syrau, welcher die Eisenbahn zu ihrem dasigen grossen Umwege nöthigt. Im Norden des Dorfes ist an der Grenze, jenseits der S. 187 besprochnen Lindenkirche und des Ziegenhübels, der Palzschenpöhl: ein Name, der die Annahme eines eingegangnen Dorfes nöthig macht, und von bal, biely, weiss, klar, oder von Pola, Feld, oder von Polziza, die Melde, herkommt. Ein Dorf Palzschen liegt noch bei Lommatzsch, bekannt durch seinen ehemaligen Orakel-See.

Der Kirche zu Syrau giebt Wiemann 1488 Fuss. Die Flur, im Mittel 1458 Fuss hoch, variirt an Höhe stark, und die Gegend ist nicht eben mild, aber schön.

Da die Schenck’sche Karte 3 Rittergüter hier angiebt, so muss von den beiden heutigen Ritterlehnen allhier (dafür jedoch nur noch 1 Gehöfte besteht) vor 140 Jahren das eine zweifach gewesen sein.

Syrau enthielt 1834 in 76 Häusern 450 –, 1858 in 98 H. 640 Seelen. Diese starke Zunahme erklärt sich zum Theil durch die nahe Eisenbahn, an deren Unternehmer der Ort für mehr als 4000 Thlr. Landes verkauft hat. Viele Bewohner arbeiten für die Fabrikshandlungen zu Plauen, Greiz und Zeulenroda. Aus dem dicht unterhalb des Dorfes und folglich des Rittergutes, so wie nördlich des erstern, bricht man viel Schiefer; woraus nicht nur Schreibtafeln, sondern auch – einzig hier in Sachsen – Stifte gefertigt werden.

Frotzschau ist augenblicklich nicht hierher, sondern nach Fröbersgrün im Reussischen gepfarrt; das weitere ist abzuwarten.

Das materiell betrachtet nur noch einfache Rittergut, mittler Stärke, versteuert 42592/5 Einheiten, gab 1801 nur 399 Consumenten an, hat ausser Syrau auch (im Jahre 1834) 15 Unterthanen in Steinsdorf, 6 in Kauschwitz, 6 in Drochaus, auch Lehnleute in Jössnitz, war nach früheren Verhältnissen altschriftsässig und landtagsfähig, und ist längst allodificirt. Man treibt sehr starke Viehmastung und Dampfbrennerei. Seine (volle) Gerichtsbarkeit behielt es bis in den Mai 1856.

Eines der Rittergüter haben vor etwa 110 Jahren die Erben des Friedrich August v. Watzdorf veräussert; diess scheint zwar einer Angabe im Album zu widersprechen; es ist aber eben auch nur Schein. – 1817 erkaufte Syrau Ludwig v. Schäffer, von welchem es erbweise bald an Frau Henriette v. Schäffer gedieh. Als Besitzer starb 1833 Karl Friedrich Wilhelm Alberti; 1837 hatte es Ernst Alberti, und ein anderer Alberti verkaufte es 1852 an Herrn Golle. – Unter die Gerichtsdirectoren gehörte 1819 – wo er Vicestadtvoigt zu Plauen war – der Freiheitsmann Heubner. Auch verdient das überaus schädliche Hagelwetter am 18. Juli 1847 Bemerkung.

Nach Syrau war das – längst abgetragne – nördliche Thor zu Plauen benannt. – In der Flur ist das Amt lehnbetheiligt, und das auf der „Schützenwiese“ stehende Haus unterliegt dem Rittergute Kauschwitz. – In Syrau soll der sogen. Schwedentrunk (das Eingiessen von Mistjauche, um einem die Angabe verborgener Schätze abzuzwingen) zuerst vorgekommen sein, aber keineswegs seiten der Schweden, sondern der Kroaten.

Taltitz (S. 131 d. A.) heisst in Urkunden auch Tallintitz, was sich freilich nicht minder schwer, als die jetzige Benennung, deuten lässt. Die Lage ist sowohl durch des Bodens Güte, als durch die Nähe von 2 Mittelstädten und wegen der durchführenden Oelsnitz-Schleitzer Chaussee eine recht günstige; das nahe schöne Elsterthal mit seinen Burgstätten erhöhet ihren Werth. Den Ort selbst, welcher 1834 in 72 Häusern 422 –, 1858 in 86 H. 562 Bewohner zählte, netzt der Eiditzlohbach, jedenfalls nach einem Loh oder einer bruchigen Wüstung genannt, die sich durch Verwüstung eines Oertchens Eiditz (vermuthlich 1429 durch die Hussiten?) gebildet hat; man sucht dieses Eiditz nordöstlich oberhalb Taltitz. Ob aber dieses Wasser mit dem im Album erwähnten Lachenbache identisch, ist blos vermuthlich.

Die mit Dobeneck, Unterlosa, Messbach und Unterweischlitz rainende, durch die Elster von Plausch- und Magwitz geschiedene Flur liegt im Mittel 1346 Fuss hoch, also 20 Fuss unterhalb der Oelsnitzer, aber 194 Fuss höher, als Plauens Flur. Sie variirt in der Seehöhe bedeutend. Die Kirche fand Wiemann 1253 Fuss hoch. – Ob der in Westen ansteigende Eichelberg jene Burg getragen, davon ein 1632 abgestorbener Zweig der Trützschler (Eichelberg-Trützschler, oder v. Eichelberg, Trützler genannt) sich geschrieben, ist streitig. In Südosten erhebt sich der Geiersberg.

Bis 1506, wo ein Hanns Wiener hier Pleban war, sind Dröda und Planschwitz Filiale von Taltitz gewesen, dessen Pfarrer vor 350 J. an den thüringischen Landcomthur des Deutschordens 6 Gulden Absenzgeld steuern musste.

Das nach früherer Verfassung zwar nur neuschriftsässig, aber doch landtagsfähig gewesene Rittergut versteuert 4248 Einheiten, gehört schon den Mittelgütern bei, und betreibt starke Dampfbrennerei. Die Collatur bei Kirche und Schule gehört nicht mehr der Herrschaft, sondern dem Ministerium. – Von den Häusern des Ortes unterlagen 1822 den Eulensteiner Gerichten 6, den Dobeneckischen 10, den Taltitzischen 55. Bei den 10 Rusticalhufen mit mehr als 300 Ackern (welche indessen meist geringern Bodens sind, als die herrschaftlichen) giebt es 3 magazinfreie. Vor 20 Jahren hielten die vereinigten Güter Taltiz und Dobeneck an 2000 Schafe, und da desshalb und wegen der Koppelhut über 30 Acker unbestellt bleiben mussten, gab es in den Dörfern viel Klage. Diese haben aber seitdem sich merklich aufgeschwungen. Einige Bauern haben in der sogen. „untern Freiheit,“ einem Theile der Elster, mit der Stadt Oelsnitz die Koppelfischerei.

Unter den „Rittern v. Tussel“ meint das Album das Geschlecht Teuffel, daraus Erkel und Jan die Tufele 1428 gemeinsam das eine der beiden hiesigen Rittergüter besassen; das andere hatte Soldan v. Kospoth. Im Album wolle man auch für „Herren v. Thoss“ blos setzen: die Thoss.

Wenn in der bischöflich-naumburgischen Urkunde von 1225 als Zeuge auch ein Konrad v. Dalnitz erscheint, so erlauben alle Umstände nur, an Taltitz zu denken; übrigens aber sucht man das Geschlecht v. Taltitz umsonst. – Im 16ten Jahrhundert hatten die v. Neidberg ausser Taltitz und Eulenstein auch Dobeneck, Lauterbach etc.; 1617 aber gehörte Taltitz dem Georg Peter v. Reitzenstein, und von ihm scheint es an die Thoss, dann aber zum zweitenmal an sein Geschlecht gekommen zu sein; denn Christoph Karl v. R. auf Geilsdorf hatte 1629 auch Taltitz. Ueber die späteren Besitzer finden sich auch Abweichungen von des Albums Nachrichten: erklärbar wohl durch des Gutes jeweilige Spaltung. So soll z. B. der Oberamtmann Groen oder Grain erst 1708 die Ferber’sche Tochter geehelicht haben; dieser findet sich 1723, hingegen 1738 sein Eidam, der Amtmann Hickmann als Besitzer, und diesem folgten 1744 seine Wittwe Christiana Dorothea und deren Schwester Wilhelmine Dorothea Weidlich als die Töchter jenes Groen. Der im Album vorkommende Dr. Hickmann erscheint als Besitzer schon 1758, und Zenker erbte es (wahrscheinlich aber doch nur zur Hälfte?) schon 1774. Dessen Wittwe verkaufte es 1785 an den Freiherrn v. Hacke, dieser 1790. – 1819 hatte es der preussische Hauptmann Karl Ludwig v. Feilitzsch, dem auch Moos in Bayern gehörte; 1823 aber der Kammercommissar Hickmann. – Uebrigens kommen als Besitzer auch im 16. Jahrhundert die Säcke und um’s J. 1600 die v. Tettau vor.

Wie nun in der Taltitzer Flur auch der Oelsnitzer Rath, hinsichtlich der Mühle aber das Rittergut Planschwitz lehnbetheiligt sind, so ist das Gut Taltitz es in Pirk und Messbach. Seine volle Gerichtsbarkeit behielt es bis zum 2. May 1856.

Thosfell. (S. 9 d. A) Es ist noch unermittelt, ob die von Thossenfeld eine Linie der Thossen gewesen und ob die Markneukirchner Thosse Thossfell gegründet haben. Ein Dietrich von Thossfell erscheint zwar 1327, aber derselbe schrieb sich nicht Dietrich von Thosse auf Thossfell, sondern eben nur Dietrich von Thossfell.

Der jetzige Besitzer Major Freiherr von Haussen gehört zu den Revisoren der voigtländischen ritterschaftlichen Kreiscasse und zu dem Vorsitzenden im landwirthschaftlichen Versicherungsverbande zu Leipzig.

Das Gut darf schon denen vom ersten Range beigerechnet werden und hat sich vielfach als ein wahres Muster der Oeconomie bewährt. Es versteuert mit dem besonderen Schäfereigute und dem Mühlengute Hasenmühle zusammen 8078 Einheiten und besitzt ein in der Schönauer Flur stehendes Vorwerk, dessen Namen man vom slawischen Worte der Ulme ableitete.

Der Boden, im Allgemeinen mehr gut als schlecht, ist auf der herrschaftlichen Flur sehr gebessert und häufig sieht man mit Lust auf das dasige Getraide. Das längst allodificirte Gut versteuerte sonst 21/2 Ritterpferd. Es hat sehr edle Schäferei, die volle Jagd, eine starke Dampfspiritusfabrik, bedeutende Mastung, ein ausgezeichnet schönes, 11 Fenster breites und 7 Fenster tiefes Herrenhaus, durchaus Schieferdachung und erscheint in seinem grossen Gehöfte wie, sprichwörtlich zu sprechen – ein wahres Schmuckkästchen. Bei der 1849 nothwendig gewordenen Subhastation wurde es auf 121,538 Thlr. geschätzt. Unterthanen besitzt es ausser Thossfell in Altensalz (8 Häuser), Zobes (3), Schönau, Gospersgrün (14) und Gansgrün (6).

Unterhalb des Ortes an der Trieb stehen die Hammermühle nächst der Stätte eines verschwundenen Eisenhüttenwerkes und tiefer unten

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: letze
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/354&oldid=- (Version vom 3.8.2019)