die Hasenmühle. Beide sind allodificirte Canzelleilehn und schon im Jahre 1810 wurde aus Letzterer von der Herrschaft eine Spinnerei gebildet und auf Baumwolle angelegt, zuletzt enthielt sie 2 Sätze Spinnwagen auf Streichgarn.
Im Jahre 1847 gehörte diese Spinnerei einem Friedrich Illing, noch 1832 war sie Eigenthum des Herrn von Beust, der sie bei 5480 Spindeln 104 Personen beschäftigte. Die andere hier befindliche Spinnerei ist im Besitze der Gebrüder Trölzsch und diese enthielt 1853 für Kammgarn 2400 Spindeln.
Das Amt Plauen übernahm im Jahre 1856 von dem nach früherer Verfassung nur neuschriftsässigen, aber landtagsfähigen Rittergute die Gerichtsbarkeit.
Thürnhof (S. 140 d. A.) wurde zwar in früheren Jahrhunderten auch Dürrenhof geschrieben, dürfte aber doch wohl am wahrscheinlichsten nach seinem ehemaligen gethürmten Schlosse genannt sein. Es liegt 2 kleine Meilen von Plauen, 2/3 M. südsüdwestlich von Greiz, und bildet mit Coschütz zusammen nicht nur scheinbar einen Ort, sondern auch eine Gemeinde, von deren 32 theilweis auch verstreut liegenden Häusern 3 mit 34 Seelen auf Thürnhof oder den südöstlichen Theil der Hauptmasse kommen. – Der 1/2 Stunde südöstlich von hier ansteigende Kuhberg, jenseits Brockau, erreicht nach Wiemann 1537 Fuss Seehöhe, also 443 Ellen aber der Mündung der Gölzsch, wird im Album irrig zum Vorgebirge zwischen beiden Flüssen gemacht, was vielmehr der Gölzschberg, ein Theil des Pfannenstieles, ist. Den Kuhberg fanden wir mindestens 1851 ganz waldbedeckt, und zweifeln daher auch jetzt an der Fernsicht; wohl aber wird er aus der Ferne vielfältig gesehen. – Die Flur Coschütz mit Thürnhof hat 1311 Fuss mittlerer Höhe, und die Sose – eine aus dem Holze in Nordost ansteigende Höhe, deren Name auf ein eingegangenes Oertchen deutet, und an deren südöstlichem Fusse einsam die Ziegelei steht, fand Wiemann 1468 Fuss hoch. Hiernach könnte man auf eine Höhenvariation von 1150 bis 1156 Fuss in der Flur schliessen. – Thürnhof ist seit 1839 nach Coschütz geschult.
Das allodiale Rittergut behielt seine volle Gerichtsbarkeit bis zum 25. April 1856. Damals kamen die Antheile an Buchwald (9 Häuser) und Pfaffengrün (2 Unterthanen, die aber nach anderer Nachricht nur Lehnleute sein sollen) unter das Treuener, die übrigen unter das Elsterberger Gericht, nämlich (ausser Thürnhof selbst) der sächsische Theil des übrigens greizischen Ortes Görschnitz jenseits der Elster mit 18, und Reinhardsgrün mit 32 Häusern; ferner (1834) 3 Häuser in Rückisch, 2 in Wipplas, 21 in Brockau und 2 in Gippe (was im Ortsverzeichnisse nachzutragen). 1801 hat das Gut 312 Consumenten angegeben. Dass es auch an Elsterberg betheiligt gewesen, ist sicher; wahrscheinlich hat dieses aber nur die Flur betroffen. – Ueber eines der hiesigen Güter zu Görschnitz hat bis 1662 dem Pfarrer zu Mühltrof die Erbgerichtsbarkeit zugestanden; als aber Rudolf v. Bünau diese ansprach, wurde sie ihm aus Furcht vor einem kostspieligen Process sogleich gutwillig überlassen.
Das Gut, ein v. Schlieben’sches Fideicommiss, hat in Buchwald ein kleines Vorwerk, sowie in Reimersgrün das sonst Dillnerische Bauergut, ist aber blos von mittlerm Belange, und versteuert von 140 Ackern mässig-guter Felder, 60 Acker Gärten und Wiesen, 13 Acker Hutland, 11/2 Acker Teichen und ziemlicher Holzung nur 44933/4 Einheiten. – Der S. 141 erwähnte Lieutenant v. Schlieben hiess Georg Ehrenreich Günther, und lebte 1769 bis 1842; ihm folgte Karl Wilhelm nebst seinen Geschwistern. Hiernach ist das zu beurtheilen, was das Album S. 141 zu Ende der ersten Sp. bringt. Auch scheinen zur Mitte der ersten Sp. auf S. 142 einige Bemerkungen nöthig. Der ganze Handel kann nicht erst 1610 geschehen sein, da schon 1415 Luditz von den Riesenbergen an die Elsterberger gediehen ist: wahrscheinlich halb durch Beerbung des Hanns – und halb durch Kauf vom Hanns Borsso v. Riesenberg; denn jede dieser beiden Erwerbungsweisen findet man angegeben. Der Erwerbende aber war Herr Heinrich v. Elsterberg aus dem Lobdeburger Grafenstamme. „Plon“ im Album ist nicht etwa Plohn im Voigtlande, sondern die grosse böhmische Herrschaft Plan. –
Tirpersdorf obern und untern Theils, (S. 181 d. A.) urkundlich auch Tirpisdorf und Tirpensdorf nach einem längst ungangbar gewordenen Mannsnamen genannt, sind 2 sonst blos amtsässig und somit nicht landtagsfähig gewesene, allodiale, zu einer Wirthschaft verbundene Rittergüter. Das 11/2 Stunde nordöstlich von Oelsnitz als seiner Amtsstadt und 13/4 Stunden von Schöneck, an der Oelsnitz-Falkensteiner Strasse gelegene Dorf befasste 1834 in 91 Häusern 505 –, 1858 in 105 H. 699 Seelen, raint mit Brotenfeld, Kotten-, Lodden-, Pillmanns- und Hartmannsgrün, versteuert seine 847 Acker mit 10269 Einheiten, und seine Flur ist im Mittel 1562 Fuss hoch. Die Gerichtsbarkeit ist seit dem 16. April 1856 durchaus königlich. Die Lehnleute des Oelsnitzer Rathes haben ursprünglich der dortigen Nicolaicapelle unterlegen, und dem zweiten Diakon ist sein hiesiges Zinshuhn geblieben. Ueberdies haben 6 Gehöfte 1542 dortigem Marienaltar, 1 Herberge der Stadtkirche, die Mühle dem Stadtrathe ursprünglich gelehnt. Jetzt unterliegen 2 Häuser dem untern Rittergut zu Mechelgrün, etwa 3/10 Ortes der hiesigen Herrschaft, der Rest dem Amte, das auch die Obergerichte von jeher geübt. Das Rittergut hat auch 1 Unterthan in Kottengrün, Lehnleute aber in Werda und Bergen. Dagegen ist Unterlosa hier lehnbetheiligt, und das in Westen nahe Grimmerholz gehört der Stadt Oelsnitz. – Die Schulstelle wird nicht vom Superintendenten vergeben, sondern von hiesger Gemeinde.
1349 haben die Brüder Eberhard, Peter und Kraft v. Mylau 2 Mk. Rente und die Mühle als Markgrafenlehn besessen. 1542 gehörte das Rittergut gemeinsam dem Berthold und Wolf Hurggold, und vor 180 Jahren war der hiesige Christoph Heinrich v. Raab Kammerjunker des Freiherrn v. Bodenhausen auf Mühltrof. 1847 kaufte die vereinigten Güter, welche damals zwar nur 3365 Einheiten versteuerten, aber doch schon eine Besitzung von mittlere Werthe bildeten, der Förster Gottfried auf Untermarxgrün. Das zugehörige kleine Vorwerk Ober-Jägerswald liegt nebst den darauf eingebauten wenigen Häusern entfernt in Nordosten, mitten im Walde, am Pillmansgrün-Bergener Wege. Pillmannsgrün aber ist ursprünglich auch ein, längst mit Tirpersdorf combinirtes und materiell eingegangenes Rittergut und daher noch immer ein besonderes Cancelleilehn; gewissermassen könnte man sogar von dessen materiellen Bestande sprechen, dafern man es sich auf die Stätte von Jägerswald versetzt dächte. Ausser dem ist aber auch jetzt wieder ein „Vorwerk“ in Pillmannsgrün selbst. Jägerswald hält sich zur Pillmansgrüner Commun, die 1858 in 32 Häusern 217 Seelen begriff, nach Werda gepfarrt und nach Kottengrün geschult ist, und deren ziemlich rauh gelegne, mit Werda rainende Flur 1740 Fuss mittle Seehöhe hat. – – Unter dem S. 182 bemerkten Serpentin wolle man den Ophit (edlen Serpentin) verstehen.
Tobertitz (S. 15 d. A.) liegt eine starke Meile westlich von Plauen in einer schon etwas rauhen Gegend zwischen Stelzen, Rodau, Rössnitz, Rodersdorf, Thossen und Reuth. Die wenig coupirte Flur hat 1536 Fuss mittler Seehöhe.
Das Dorf zählte 1858 in 60 Häusern 371 Bewohner.
Des Erbkretschams und seiner Brauerei geschieht schon 1537 Erwähnung.
Sonst übte das Amt Plauen hier die Obergerichte über den ganzen Ort, die Erbgerichte über 7 Güter und 2 Häuser; über 1 Gut hatte diese das Rittergut Rodau über 8 Häuser in Rössnitz, über 5 Nummern in Kloschwitz, über den Rest aber das hiesige Rittergut, dessen Gerichtsbarkeit im Mai 1856 endete. Dieser Rest begriff 1834 36 Nummern, 5 Güter und die Zinsen von einem sechs[t]en haben 1592 dem Gute Leubnitz unterlegen und jetzt soll dieses – wie die Stadt Plauen und das Gut Schloditz – hier lehnbetheiligt sein. Zum hiesigen gehört (bis 1856 nur erbgerichtlich) auch 1 Haus in Hornbach.
Das Rittergut nach früherer Verfassung neuschriftsässig und landtagsfähig, versteuert 3157 Einheiten.
Das im Album S. 16 zu Anfange der 2ten Spalte Erwähnte, scheint die in Nordwesten sich verbreitende Wüstmark Raterschwand zu betreffen und würde deren Namen erklären. Nur aber bedarf das Ganze der Bestätigung.
Der 1819 beliehene Besitzer war der Vater des jetzigen, der Amtshauptmann Karl Heinrich August von Schönfels.
Treuen obern und untern Theils. (S. 79 u. 81 d. A.) Die Stadt, in welcher beide ansehnliche Rittergüter stehen, ist Sitz des neuen und nach ihr genannten Amtes, welches ausserdem 14 Landgemeinden und (1858) überhaupt 10701 Seelen begreift, zu dem Bezirksgerichte Plauen ressortirt, und ausser dem Amtmann 2 Actuarien, 1 Rendanten, 1 Controleur und 8 Expedienten beschäftigt, – Ephorus ist nicht mehr der Plauische, sondern schon seit 1835 der Auerbacher Superintendent. Dem obern Rittergut – von welchem überhaupt das untere, ursprünglich wohl nur ein Vorwerk abgelöst ist – gehört auch ausschliesslich die Collatur der 7 Schulstellen. An Werth dagegen sind beide Güter nicht sehr verschieden; denn wie das obere 6733, so versteuert das untere 62662/3 Einheiten. Vereint würden sie ein Gut von bedeutendem Range bilden.
Den Namen schreiben die Urkunden sehr manichfaltig; Druchen, Trogan, Trewen, Drewen, Thoran etc., ingleichen so, wie das Album es angiebt. Aber auch in dessen Deutung herrscht grosse Verschiedenheit. Hanns Wolf v. Hermannsgrün (im Greizischen) genannt Johannes Cupus, stand hinsichtlich seiner literarischen Entdeckungen eben nicht hoch über einem Erasmus Stella, wesshalb seine Autorität nichts gelten kann; indessen folgt hieraus noch nicht (als Gegentheil) dass Treuen slawisch sein müsse; denn über die Deutung von Tharandts Namen, mit welchem Thoran wohl identisch sein könnte, sind noch heute sehr gelehrte Männer aus einander, und man darf nicht vergessen, dass ein Thorandt auch in den Rheinlanden liegt. Dagegen tönen allerdings Trewen (d. h. Holzheim,) Thoran (d. h. Rasenort) und Trogen (Ort an der Strasse) völlig slawisch. Druchen wollen manche von dem slawischen dru, druin herleiten, welches auf das Abhauen oder Ausrotten geht; diesenfalls würden sonderbarerweise Treuen und Oderwitz nur verschiedene Formen eines und desselben Namens sein. Kühner noch ist die Berufung auf das czechische Wort tuze, fest, unterstützt mit Theussing in Böhmen, welches die Czechen Taurzin aussprechen; hierbei würde Thuran oder Thoran, wie Thorn in Preussen, eine Burg bedeuten.
Der Druckfehler „1723“ (S. 79. Z. 13 v. u.) bedarf wohl keiner Andeutung, eben so wenig, was am Ende dieser Seite unter „Filialen“ gemeint werde, und dass schon längst mehrere Schullehrer hier sind. Zur Schule gehören noch Buch, Mahnbröck, Perlas und die Veitenhäuser. Letztere fehlen im Album unter den Zugepfarrten. Auch ist zu bemerken, dass von Reimtengrün nur ein Theil in hiesige, der Rest theils in die Falkensteiner, theils in die Parochie Auerbach gehört; es gilt für das einzige Dorf Deutschlands, welches sich zu drei verschiedenen Städten für den Gottesdienst hält. – Holzreich erscheint die Treuensche Gegend noch jetzt. Im Osten breitet sich bis Eich und Rebesgrün hin der ansehnliche Schlosswald aus, im Süden die
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/355&oldid=- (Version vom 7.2.2017)