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hatte. Mit ihm schied ein verdienter Förderer des Kirchenbaues, ein treuer und verständnisvoller Kampfgenosse Schmidts, wie dieser unter äußerem Druck und schwer gekränkt in seiner Ehre.

Bauausführung und Baukosten.

Die Bauausführung ging nur sehr langsam vor sich. Bei Schmidts Weggang war noch wenig zu sehen. Bis zur Grundsteinlegung waren die Ruinen der alten Kirche an der Süd- und Ostseite abgetragen. Als der Turm einstürzte, standen die neuen Sockel, nur an der Nordseite begann man erst mit den Fundamenten. Ende 1768 waren auch hier die Sockel fertig und der Turmgrund nach Exners Plan herausgemauert. In den ersten 10 Jahren unter Eigenwillig wurden die Umfassungen und das innere Mauerwerk Schicht um Schicht fertig gestellt und das Gerüst abgebrochen bis auf den Turm, der zunächst unter einem Schutzdach liegen blieb. 1780 begann die Aufstellung des Daches. Von 1781 an wuchs das Turmmauerwerk wieder weiter. An Luthers Geburtstag 1788 wurde der Knopf, am folgenden Tage das goldene Kreuz aufgesetzt. Die letzten Jahre galten dem Innenausbau. Nachdem aller Anstrich beendet, Orgel, Kanzel und Altarbild aufgestellt war, konnte am 22. November 1792 die Übergabe an die Kirchgemeinde erfolgen.[1]

Die Abrechnung und deren Prüfung schleppte sich noch lange hin. Erst 1801 erklärte das Oberkonsistorium, daß „die Verwendung der Kreuzkirchengelder als zweckmäßig zu erachten“ sei. Die gesamten Baukosten betrugen 415 527 Taler. Der Einnahmeüberschuß wurde auf den Bau der Diakonatsgebäude überschrieben. Der faktische Bauwert der fertigen Kirche war wesentlich niedriger. Verloren waren die Ausgaben für den alten Turm (mindestens 30 000 Taler, die Hälfte der bis 1766 verbauten Gelder), dann die durch Exner verschuldeten Mehrkosten für Abtragungen, Änderungen und für das übertrieben starke Turmfundament. Weiter hatte die lange Bauzeit Mehraufwand für Schutz­dächer, Wandelbarwerden der Gerüste und höhere Regiekosten zur Folge. 17 223 Taler betrugen die Zinsen der zeitweilig aufgenommenen Kapitalien. Mindestens 100 000 Taler, ein Viertel der Gesamt­summe, dürften nutzlos vergeudet worden sein. Die jährliche Bausumme[2] war bei 30 Baujahren durchschnittlich 13 850 Taler. Doch schwankte sie stark. Weit über dem Durchschnitt (bis zu 25 000 Taler) stand sie nur bis zum Abbruch des alten Turmes und in den ersten Jahren von Eigenwilligs Bauleitung. Während des Streites mit Exner blieb der Bau mehrfach ganz liegen, ebenso im Jahre 1777 bis zur Bewilligung der Anlage.

Der größte Ausgabeposten, fast ein Sechstel der Gesamtsumme, war der für Maurer-[3] und Handlangerlöhne. Sie betrugen mit 71 100 Talern rund das Doppelte der Zimmerlöhne, das Dreifache der Fuhrlöhne und noch ein Fünftel mehr als die Kosten für die umfangreiche Arbeit der Steinmetzen. Unter den Baustoffen belastete vor allem der Sandstein mit 57 000 Talern die Rechnung. Etwa halbsoviel wurde für Holz, ein Drittel für Kupfer, Messing und Blei, und knapp ein Fünftel für Kalk, Ziegel und Gips ausgegeben. Mit den eigentlichen Handwerksmeistern wurden keine Akkorde geschlossen. Deren Leute standen im Tagelohn. Sie selbst fanden ihr Verdienst aus dem „Zeuggroschen“, einem prozentualen Anteil am Lohn jedes Arbeiters als Entschädigung für Leihen des Werkzeuges und für die Regiekosten.[4]


  1. Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte XVIII, S. 76, Einweihungsfeierlichkeiten. Ausführlich auch in den Merkw. der Kreuzkirche.
  2. Die Frauenkirche kostete bei 17 Jahren Bauzeit 288 810 Taler. In den ersten 7 Jahren wurden durch­schnittlich über 23 000 Taler verbaut. Die Hofkirche war auch nach 17 Jahren, die Ausstattung nach 26 Jahren fertig. Der Gesamtaufwand betrug 907 000 Taler. Verbaut wurden in den ersten Jahren durchschnittlich über 80 000 Taler. Die Kreuzkirche hatte bis Ende 1778 rund 243 370 Taler gekostet. Tabelle mit den Jahresraten vergl. Hauptstaats­archiv loc. 2258, Kreuzkirchenbau betreffend, vol. II Bl. 215.
  3. Im Jahre 1767 betrug der Tageslohn eines Maurers 7 (gute) Groschen (der Hoflohn 6 Pfennige mehr). Beim Bau der Hofkirche (1734–52) hatte man nur 6 Groschen bezahlt.
  4. Der Zeuggroschen existiert im Prinzip noch heute. Soweit nicht Einheitspreise vereinbart sind, stellt der Meister für die Arbeiterstunde einen höheren Preis in Rechnung, als er wirklich auszahlt. Die Differenz deckt Unkosten und Meisterverdienst. Der Ausschlag schwankt heute zwischen 10 und 25 Prozent. Das Hofbauamt zahlte z. B. für Regie­arbeiten, zu denen es selbst den Polier stellt, bis vor einigen Jahren 10 Prozent, jetzt 13 Prozent.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/118&oldid=- (Version vom 22.4.2024)