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Sehr gering waren die Ausgaben für die baukünstlerische Arbeit und für die Bauleitung. Schmidt erhielt nach Genehmigung des zweiten Neubauprojektes 150 Taler für seine Risse, ebensoviel Krubsacius und Exner für ihre Turmentwürfe. An Hölzer, der viele und umfangreiche Zeichnungen geliefert hatte, wurden vom Kurfürsten 400 Taler aus der Baukasse bewilligt. Locke endlich erhielt auf ein Gesuch im Jahre 1785 für seine Pläne nach langem Handeln statt der geforderten 212 Taler nur 120 Taler bewilligt. Insgesamt sind rund 1000 Taler für Risse ausgegeben worden, ebensoviel etwa für die Bauleitung. Ein bestimmtes Salär für diese vielgestaltige und verantwortungsvolle Tätigkeit wurde weder mit Schmidt noch mit Eigenwillig vereinbart. Sie waren beide gleichzeitig auch Baugewerken und hatten als solche ihren Zeuggroschen. Die Einnahme hieraus betrug nach Eigenwilligs Angabe in den ersten 9 Jahren durchschnittlich 140 Taler. Mit Beginn des Turmbaues sank der Ertrag auf 90 Taler. Gleichzeitig stieg die Bauleitungsarbeit durch das Hinzutreten der ver­schiedenartigsten Handwerker und Kunstgewerbler, die besondere Ausarbeitungen, Anschläge, Detailpläne und Beaufsichtigung forderten. Von 1769–78 erhielt Eigenwillig im ganzen 350 Taler Gratifikation. Für die Folgezeit, in der ihm auch jede Privattätigkeit in der Stadt unmöglich war, wurden nach öfterem Petitionieren endlich 1786 aufs Vergangene 100 Taler jährlich bewilligt, von einer festen Besoldung aber abgesehen, um eine Verschleppung des Baues hintan zu halten. Zum Vergleich diene, daß die Regierung nach Bormanns Abgang für die bloße Rechnungsführung 150 bis 200 Taler für angemessen hielt.[1] Ebensoviel, einen doppelten Maurerlohn, sollten die 1767 von Exner geforderten Techniker erhalten, Exner selbst sogar 800 Taler neben seinem Gehalt von 1600 Talern. Für seine Monatsberichte erhielt er noch 300 Taler. Nach den heutigen Honorarnormen wären für einen Entwurf und seine Durchführung (ohne die Kosten für Reisen, Zeichnungsänderungen, Konkurrenzentwürfe u. s. f.) bei einem derartigen Bau etwa 4 Prozent der Gesamtsumme zu vergüten, also rund 16 600 Taler. Noch nicht der achte Teil davon ist damals gezahlt und die geistige Tätigkeit, besonders die der bauleitenden bürgerlichen Meister[2] außerordentlich niedrig bewertet worden.

Einen anderen Aufwand von Material und Kräften finden wir nicht mit rubriziert: die Kosten der Bauverhandlungen. Wieviel Tinte, wieviel Kanzleipapier, wieviel Kopistengebühren und Boten­löhne, wieviel Zeitaufwand, wieviel geistige und mechanische Arbeit der Behörden und der auftreten­den Einzelpersonen hat der Bau der Kreuzkirche damals gekostet! Allein fünf starke Bände Kabinetts­akten haben im Laufe von 40 Jahren den Fürsten selbst vorgelegen. Acht Bände, hauptsächlich über die Rechnungslegung, besitzt das Konsistorium. Das Ratsarchiv hat naturgemäß das umfangreichste Material. Dazu kommen die Akten des Geheimen Konsils und der Finanzbehörden, des Gouvernements und der Oberbaukommission. Wieviel war von den Architekten erstrebt und wie wenig erreicht

worden!


  1. Der Rat lehnte diese besondere Vergütung aus der Baukasse an eins seiner Mitglieder der Konsequenzen wegen ab.
  2. Beim Bau der Frauenkirche dürften diese Verhältnisse noch ungünstiger liegen, zumal Bähr infolge zu billiger Kontrakte zugesetzt haben soll. Ein ganz anderes Bild bietet der Bau der katholischen Hofkirche, der allerdings bei etwa doppelter Bausumme die halbe Bauzeit beanspruchte. Noch vor der Grundsteinlegung erhielt Chiaveri ein festes Gehalt von 1100 Talern jährlich, das bald auf 1400 Taler stieg, hierüber, außer sonstigen Vergünstigungen, Dienstwohnung im späteren Prinz Max-Palais. Nach seinem Weggang von Dresden bezog er eine Jahrespension von 700 Talern, dann 800 Taler (so 1769) aus der Staatskasse bis zu seinem Tode 1770. Er dürfte allein ziemlich 4 Prozent des Bauaufwandes erhalten haben. Neben ihm waren dauernd mehrere Kondukteure mit Gehältern von 400 bis 600 Talern beschäftigt, abgesehen von den Bildhauern.
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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/119&oldid=- (Version vom 22.4.2024)