Seite:Alfred Barth Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche.pdf/128

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

halber. Das Widerlager (Abbildung S. 39) ist günstiger als bei der Hofkirche, doch kommt auch Schub zwischen den Knotenpunkten in Frage. Schmidts Inneres ist bei­behalten, der Gurt des Gewölbes auf Konsolen vorgekragt und mit einem reichen Gitter[1] geziert. Über der Orgel fehlt die Kappenteilung der Kuppel, die dadurch schwer lastend und überaus nüchtern erscheint, um so mehr als auf jede Dekoration verzichtet ist. Um für den Sängerchor Raum zu gewin­nen, wurden in einer Variante sechs jonische Säulchen in einem elliptischen Grundriß aufgestellt.[2] Auf deren Gebälk kröpft sich die Orgelchorbrüstung weit ins Schiff vor. In einer Tektur werden sie durch einen auf Konsolen vorgekragten Balkon Schmidtscher Pla­nung ersetzt. Einige ältere Grund­risse weisen vor den Innenpfeilern freistehende Säulen auf. Sie würden den Ausblick sehr beengen. Nur für die Orgelpfeiler wurden sie später auch von Schmidt aufgenommen und von Hölzer ausge­führt. Sie sind wohl der einzige Gedanke, der im ausgeführten Bau auf Krubsacius zurückging.

Krubsacius. Kreuzkirche. Grundrisse des vorgebauten Turmes.
Maßstab 1 : 500. Nach den Originalplänen im Hauptstaatsarchiv
zusammengestellt.

Krubsacius. Kreuzkirche. Grundrisse der Seitengeschosse und Altane
des eingeschobenen Turmes. Maßstab 1 : 500.
Nach den Originalplänen im Hauptstaatsarchiv zusammengestellt.

Den Turm wollte Krubsacius nach dem ersten Plan an drei Sei­ten frei vor die Stirnwand setzen. Der Rat protestierte dagegen, da er

dann die gräflich Rödersche Brandstelle


  1. Zehn Jahre später wurde ein Gitter über dem Gurt als „allemal ins Gotische, d. i. Barocke fallend“ verworfen (S. 92). Dresden besitzt eine Menge Gitter in ähnlicher Linienführung, so am Kurländer Palais, am Harmonie­gebäude und anderwärts, auch an der Treppe des Landhauses. Die Muster stammen aus dem 1738 erschienenen Werk von J. F. Blondel, über Landhäuser, das 1765 von zwei Schülern des Krubsacius ins Deutsche übertragen wurde.
  2. Dauthe, einer der bedeutend­sten Krubsacius-Schüler, hat diesen Ge­danken bei der Umgestaltung der Leipziger Nikolaikirche (1788–89) verwertet. Vermutlich war Dauthe der andere Kondukteur, der die Pläne von Krubsacius mit aufgezeichnet hatte.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/128&oldid=- (Version vom 24.4.2024)