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Verbreiterung der Kirche den Turm noch inniger mit dem neuen Mauerwerk zu verbinden. Am 28. April 1764 wurde diese Grundrißänderung in der Ministerkonferenz ohne Anstand genehmigt.

Im Juni hatte Schmidt das dieser Änderung entsprechende zweite Neubauprojekt fertig. Bei der Abgabe berichtete er, daß er vor einiger Zeit von Prinz Albert[1] zu Hofe berufen worden sei. Der Prinz habe ihn bedeutet, die Risse seien ganz gut eingerichtet, nur im Äußeren ließe sich noch bessern und zwar sollten die Fenster in der Dachung höher gerückt und die Pilaster an den Portalen durch Säulen ersetzt werden. Die Audienz bei Prinz Albert wird mit der im Februar erwähnten identisch sein, da erst jetzt geänderte Fassadenpläne abgegeben wurden. Der Rat reichte die neuen Pläne zur nochmaligen Approbation ein. Umgehend erfolgte diese in der Ministerkonferenz vom 23. Juni 1764.

War aber die Bestätigung bisher glatt erfolgt, jetzt lautete der Beschluß dahin, daß „die anderweit gefertigten Risse zwar im Hauptwerk approbiert, daneben aber für gut befunden werde, deren Kommunikation an den Hofbaumeister Krubsacium wegen der Befestigung sowohl als der Verzierung besonders der in den Kolonnaden (Säulenordnungen), Türen und Fenstern wohl zu beachtenden Proportionen anzuordnen“. Der Rat erholte sich noch vorschriftsgemäß die Unterschrift des Gouverneurs der Residenz und Kommandanten der Festungswerke (12. Juli). Am 16. Juli 1764 erfolgte dann mit großer Feierlichkeit die Grundsteinlegung durch den Prinzen Xaver selbst. Für die Baugeschichte ist die Anteilnahme des Hofes an der Grundsteinlegung[2] nicht ohne Einfluß. Das bei den Wettinern so selbstverständliche Interesse an jedem größeren Bau in ihrer Residenz wurde auch bei Prinz Xaver geweckt und gestärkt. Er wollte hinfort nicht zugeben, daß „in Ansehung eines solchen auf langwierige Dauer bestimmten öffentlichen Gebäudes etwas versehen werde“.

Leider ist dieses Interesse des Administrators, dem der Untergrund eigenen künstlerischen Empfindens und Verständnisses abging, für die Baugeschichte nicht fördernd, sondern hemmend und schädigend gewesen.

Nach der Grundsteinlegung wurde mit aller Macht der eigentliche Neubau gefördert und noch im Juli die Aufmauerung des Grundes für die nördliche Seite der Kirche um 4000 Taler verdungen. Schmidt reiste zur Beschleunigung der Materiallieferung selbst in die Steinbrüche.[3]

Im


  1. Prinz Albert von Sachsen-Teschen (1738 geboren) war ein Bruder des Prinzen Xaver, der nach dem Tode des Kurfürsten Friedrich Christian am 14. Oktober 1763 die Administration der Kur Sachsen übernahm, und ein Schwager der Kurfürstin Mutter Maria Antonia. Seinen Studienheften in der Königlichen Bibliothek nach zu urteilen, scheint er sich früh für die Geometrie und die mathematischen Wissenschaften, zu denen ja damals auch die Architektur gerechnet wurde, interessiert zu haben. Er trat zunächst ins Heer ein. Seinen ersten Plan, Großmeister des deutschen Ordens zu werden, gab er auf. Vom Wiener Hof wurde er dann zum Generalfeldmarschall und Statthalter Ungarns ernannt und führte eine Tochter Maria Theresiens heim, durch die ihm das Fürstentum Teschen zufiel. Nach dem Siebenjährigen Kriege, an dem er als Heerführer beteiligt war, erhielt er die Statthalterschaft in den Nieder­landen und hat sie bis zu deren Lostrennung von Österreich innegehabt. Kurz nach der Beschießung Dresdens und nach dem Friedensfest hielt er sich mehrfach am sächsischen Hofe auf. Im Juli 1764 war er nicht mehr hier anwesend.
    Von seinem Verständnis und seiner Liebe für die bildenden Künste spricht vor allem ein Denkmal, das noch heute seinen Namen trägt, die Albertina in Wien. Diese an Kupferstichen und an Originalzeichnungen der ersten Meister reiche Kunstsammlung hat er begründet, durch große Summen aus seinen ansehnlichen Einkünften vermehrt und schließlich als Fideikommiß vererbt. In ihm lebte der hohe Kunstsinn seines Groß- und Urgroßvaters, der beiden polnischen Könige, der dem Prinzen Xaver, wie dem jungen Kurfürsten Friedrich August nicht eignete. Daß Prinz Albert auch für Architektur Verständnis besaß, bezeugt der von ihm korrigierte Baumeister Schmidt selbst. Er rühmt des Prinzen hohe Einsicht in die Baukunst und nimmt gern dessen Anregung für die Ausgestaltung der Fassade an. Die Kritik des Prinzen hat also fördernd auf die Ausreifung der Schmidtschen Pläne gewirkt.
  2. Zahlreiche Berichte, auch offizielle (im Hauptstaatsarchiv), sind erhalten. Vergl. hierüber den Aufsatz des Verfassers in den Beiträgen zur Sächs. Kirchengeschichte, Heft XVIII, 1905.
  3. Bei Bestellung des Sandsteins kam Schmidt in Konflikt mit der Regierung (RA., GXXIV. 34). Er wurde denunziert, sich mit einem böhmischen Schiffer Dix wegen Lieferung böhmischen Steines in einen Kontrakt eingelassen zu haben, ein Unternehmen, das „dem Landesinteresse von äußerstem Nachteil“ befunden wurde. Der sächsische Steinlieferant, Hoffaktor Uhlmann, hatte das Doppelte der churfürstlichen Taxe von 1737–59 verlangt, und da es nicht bewilligt wurde, die Steine nach Berlin geschafft. Schmidt erreichte schließlich durch vieles Zureden und
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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/18&oldid=- (Version vom 17.4.2024)