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hat der Bau der katholischen Hofkirche (1734–52) auf das Aufbausystem und auf die Kraft des Ornaments, weniger auf die Wahl der Motive Einfluß geübt. Daneben finden die Forderungen der „bienséance“ über die Differenzierung der Fassadendekoration Beachtung. Während die Hofkirche wie die Bährschen Bauten gleiche Ausbildung der Fensterachsen zeigen, ist sie bei der Annen- und vor allem bei der Kreuzkirche mehrfach abgestuft. Also auch hier wie bei den Bürgerhäusern ein starker Einfluß Longuelunes und seiner Schule.

Eine besondere Stellung in Schmidts Schaffen nehmen die kurz nach der Beschießung errichteten Wohngebäude ein. Das Haus Altmarkt 13 ist inzwischen stark verändert. Von den sechs Achsen der Front sind vier noch heute durch einen Dreieckgiebel mit Vasen zusammengefaßt. Auf die Mitte des Stichbogentores traf ein Schaft. Die durch­gängig stichbogigen Fenster hatten glatte unprofilierte Gewände. Die der Vorlage zeigten über dem Sturz kräftigen Rokokoschmuck[1]. Auch das Giebelfeld wies solchen auf. Hasche rühmt das Gebäude 1782 (Beschr. Dresd. I S. 207) als „eine wahre Zierde des Markts mit breitem steinernen Austritt. Es hat etwas Beson­deres an sich gegen alle übrigen, die Stichbogenform der Fenster.“ Das Haus gehörte zu den vornehmen Wohnhäusern. Das alte Gebäude wurde beim Bom­bardement beschädigt.[2] Schmidts Neubau wird also Anfang der sechziger Jahre anzunehmen sein. „Die sehr stattliche Fassade zeichnet sich durch besonders schöne Verhältnisse aus.“ (Gurlitt, Kunstd. Dresd. S. 723.)

Das Haus Töpfergasse 15[3] ist gleichfalls sechs Fenster breit, die mittleren zwei Achsen sind als Vorlage vorgezogen, die sich in den Untergliedern des Hauptsimses verkröpft. Die Gewände sind unprofiliert, die Dachfenster streifenartig zusammengezogen. Außer der Rokokoschnitzerei der Tür, über der wieder ein Schaft sitzt, ist kein Schmuck vorhanden. Wir haben uns das Bild durch Bemalung ergänzt zu denken.

Landhausstraße 4 vom Jahre 1763.

Ganz im Charakter der beiden Gebäude und jedenfalls auch von Schmidt ist Landhausstraße 3[4] ein Dreifensterhaus, die oberen mit Stichbogen, die der Mittelachse mit Profilen, die Stürze sämtlich mit kräftig modelliertem Rokokoschmuck. Wie bei Altmarkt 13 bil­det die Gebäudemitte die Symmetrielinie für die De­koration der seitlichen Fenster. Eine aufgemalte Blendenteilung ist noch erhalten.

Zu den besprochenen Bauten gehört noch das inzwischen abgebrochene Waisenhaus. Zu seiner Wiedererbauung und Erweiterung erhielt Schmidt als Ratsbaumeister Auftrag. Das Gebäude nahm drei Seiten eines Hofes ein. An diesem lagen die Korridore. Die beiden Ecken waren nicht ausgebaut. Die entstehenden Räume würden schlecht zugänglich und benutzbar sein. Zugleich hob sich

dadurch der mittlere Bau wirkungsvoll von den Seiten ab. Hasche (Beschr. Dresd. I S. 690) schreibt,


  1. Eine ältere Photographie im R. A. läßt die Dekoration noch erkennen.
  2. Vergl. Richter, Atlas zur Geschichte Dresdens, 1898, Taf. 24. Daß der Neubau von Schmidt stammt, wird durch eine Notiz im „Sammler“ S. 338 belegt.
  3. Schmidts Autorschaft wird durch die amtlichen Listen belegt. Vergl. Hauptstaatsarchiv loc. 2256, Bau­sachen zu Dresden betreffend.
  4. Gurlitt, Kunstd. Dresd., S. 728 Abb. Nr. 609.
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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/28&oldid=- (Version vom 22.3.2024)