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an den Sultan zu unterzeichnen für seine definitive Ernennung zum Vali. Nach dem Massacre verweigert er der armenischen Gemeinde, welche 400 Familien zu ernähren hat, die geringen Unterstützungen, die von der Behörde bewilligt sind, aus dem Grunde, weil der Bischof es abgelehnt hat, ein Telegramm zu unterzeichnen, welches die Schuld den Armeniern zuschrieb.

Erzingjan. Drei Wochen nach dem Massacre präsentierten die Behörden dem Bischof ein Telegramm, das an den Sultan und die Centralbehörde gesandt werden sollte, dessen Inhalt den Armeniern die Provokation und Verantwortlichkeit für die Massacres zuschrieb. Die Armenier weigerten sich, aber man übte Pression aus. Arretierungen erfolgten. An den Bettelstab gebrachte Notable seufzen im Kerker.

Sivas. „Alle möglichen Mittel wurden angewendet, um die Christen zu zwingen, Erklärungen zu unterzeichnen, in denen die Armenier der Provokation beschuldigt werden, und ihre Glaubensgenossen zu denunzieren.

Seert. „Die Behörde bedient sich aller Mittel, um die Armenier zu zwingen, eine Erklärung zu unterzeichnen, dahingehend, 'daß sie selbst die Unruhen provoziert hätten.“

Arabkir. Man zwingt die armenischen Gefangenen, eine Erklärung zu unterzeichnen, daß die Armenier die Unruhen provoziert hätten.

Die Behörden des Distriktes von Aghen verlangen von den Armeniern, daß sie mit ihrer Unterschrift bescheinigen, sie hätten freiwillig den Islam angenommen. Die Einwohner des Dorfes Antscherti mußten ebenfalls eine Erklärung in gleichem Sinne unterzeichnen.

Nicht nur auf die Armenier, sondern auch auf Würdenträger und angesehene Männer anderer Konfessionen, selbst auf Europäer, wird ein dahingehender Druck ausgeübt. „In Marsivan versuchte der Kaimakam (Distrikts-Gouverneur) die Jesuiten-Patres zu zwingen eine Erklärung zu unterzeichnen, daß die Armenier die Massacres provoziert hätten.

In Urfa wurden die Häupter verschiedener Religionsgemeinschaften und sogar Europäer mit ähnlichen Zumutungen von den Behörden belästigt.

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Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Berlin-Westend 1897, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/56&oldid=- (Version vom 31.7.2018)