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wohl zu Rathe zu halten weiß, wenn er nur welches hätte, der“ – „Nun, nun, ich wußte nicht, daß Ihr ihn so gut kennt,“ unterbrach mich hier der Geistliche, und lachte dabei so herzlich, daß er ganz blau im Gesichte wurde, und ihm die Thränen aus den Augen rollten. – „Ich hab’ doch aber gehört,“ ließ sich nun das Mädchen wieder vernehmen, „der Bräutigam wäre ein großer, überaus reicher Herr.“ – „Ach Gott, ja doch, ja! Confusion, nichts als Confusion!“ rief der Geistliche und konnte sich noch immer vor Lachen nicht zu Gute geben, bis er sich endlich ganz[1] verhustete. Als er sich wieder ein wenig erholt hatte, hob er den Becher in die Höh und rief: „das Brautpaar soll leben!“ – Ich wußte gar nicht, was ich von dem Geistlichen und seinem Gerede denken sollte, ich schämte mich aber, wegen der römischen Geschichten, ihm hier vor allen Leuten zu sagen, daß ich selber der verlorene glückseelige Bräutigam sey.

Der Becher ging wieder fleißig in die Runde, der geistliche Herr sprach dabei freundlich mit Allen, so daß ihm bald ein Jeder gut wurde, und am Ende alles fröhlich durcheinander sprach. Auch die Studenten wurden immer redseliger und erzählten von ihren Fahrten im Gebirge, bis sie endlich gar ihre Instrumente holten und lustig zu blasen anfingen. Die kühle Wasserluft strich dabei durch die Zweige der Laube, die Abendsonne vergoldete schon die Wälder und Thäler, die schnell an uns vorüberflogen, während die Ufer von den Waldhornsklängen wiederhallten. – Und, als dann


  1. Vorlage: gang
Empfohlene Zitierweise:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/125&oldid=- (Version vom 31.7.2018)