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Seite:Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild.djvu/224

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     Abschied und Wiedersehn.

 I.
In süßen Spielen unter nun gegangen
Sind Liebchens Augen, und sie athmet linde,
Stilllauschend sitz’ ich bei dem holden Kinde,
Die Locken streichelnd ihr von Stirn und Wangen.

5
Ach! Lust und Mond und Sterne sind vergangen,

Am Fenster mahnen schon die Morgenwinde:
Daß ich vom Nacken leis die Arme winde,
Die noch im Schlummer lieblich mich umfangen.

O öffne nicht der Augen süße Strahle!

10
Nur Einen Kuß noch – und zum Letztenmale

Geh’ ich von Dir durchs stille Schloß hernieder.

Streng greift der eis’ge Morgen an die Glieder,
Wie ist die Welt so klar und kalt und helle –
Tiefschauernd tret’ ich von der lieben Schwelle.

 II.

15
Ein zart Geheimniß webt in stillen Räumen,

Die Erde löst die diamantnen Schleifen,
Und nach des Himmels süßen Strahlen greifen
Die Blumen, die der Mutter Kleid besäumen.

Da rauscht’s lebendig draußen in den Bäumen,

20
Aus Osten langen purpurrothe Streifen,

Hoch Lerchenlieder durch das Zwielicht schweifen –
Du hebst das blüh’nde Köpfchen hold aus Träumen.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/224&oldid=- (Version vom 31.7.2018)