Seite:Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild.djvu/247

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


25
Auf einem Fels geboren,

Vertheilen kühlerrauschend sich zwei Quellen,
Die eigne Bahn zu schwellen.
Doch wie sie fern einander auch verloren:
Es treffen ächte Brüder

30
Im ew’gen Meere doch zusammen wieder.


So wolle Gott Du flehen,
Daß er mit meinem Blut und Leben schalte,
Die Seele nur erhalte,
Auf daß wir freudig einst uns wiedersehen,

35
Wenn nimmermehr hienieden:

So dort, wo Heimath, Licht und ew’ger Frieden!


 Der Tiroler Nachtwache.

In stiller Bucht, bei finst’rer Nacht,
Schläft tief die Welt im Grunde,
Die Berge rings steh’n auf der Wacht,

5
Der Himmel macht die Runde,

Geht um und um
Ums Land herum,
Mit seinen goldnen Schaaren
Die Frommen zu bewahren.

10
Kommt nur heran mit Eurer List,

Mit Leitern, Strick und Banden!
Der Herr doch noch viel stärker ist,
Macht Euren Witz zu Schanden.

Empfohlene Zitierweise:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/247&oldid=- (Version vom 31.7.2018)