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Und fremde Leute stehen
Auf mancher Felsenwand,

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Und stehen still und sehen

So schwindlich über’n Rand.“ –

Der Bräut’gam schien so traurig
Und sprach kein einzig Wort,
Schaut in die Wellen schaurig

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Und rudert immerfort.


Sie sprach: „Schon seh’ ich Streifen
So roth im Morgen steh’n,
Und Stimmen hör’ ich schweifen,
Vom Ufer Hähne kräh’n.

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Du siehst so still und wilde,

So bleich wird Dein Gesicht,
Mir graut vor Deinem Bilde –
Du bist mein Bräut’gam nicht!“ –

Da stand er auf – das Sausen

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Hielt an in Fluth und Wald –

Es rührt mit Lust und Grausen
Das Herz ihr die Gestalt.

Und wie mit steinern’n Armen
Hob er sie auf voll Lust,

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Drückt ihren schönen, warmen

Leib an die eis’ge Brust. –

Empfohlene Zitierweise:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/279&oldid=- (Version vom 31.7.2018)