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Seite:Aus dem Märchenschatz der Kaschubei.djvu/35

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werden also auch mit dem Stein die Wahrheit gesagt haben.“

So ging er geradewesgs auf das Rathaus und sagte zu den Aeltesten der Stadt, er verstünde es, Wasser aus der Erde zu gewinnen und könne ihnen helfen. Die Aeltesten versprachen ihm viel Geld, wenn er der Stadt Wasser verschaffen würde. Er führte sie auf den Markt und befahl ihnen, den großen Stein fortzuwälzen, der dort in der Mitte lag. Und kaum war der Stein fortgewälzt, als aus der Erde soviel Wasser hervorquoll, daß bald ein ganzer Fluß die Stadt durchströmte und mehr Wasser da war als genug. Die Aeltesten hielten ihr Versprechen und gaben ihm soviel Geld, daß er ein reicher Mann wurde.

Dann ging er in die Schenke und ließ sich zu essen und zu trinken geben von dem Besten, was da war. Dort erzählten ihm die Leute, daß die Königstochter im Schloß sehr krank sei und die Aerzte kein Mittel dagegen wüßten. Er sagte: „Führt mich zum König, ich werde sie heilen.“

So führte man ihn zum Schlosse. Dort gingen alle, vom König bis zum untersten Diener, mit gesenkten Köpfen umher und weinten, denn sie dachten, daß die Königstochter sterben müsse. Und das Schloß war voller Aerzte, aber alle schüttelten die Köpfe und keiner wußte einen Rat.

Als man dem König meldete, daß der Fremde seine Tochter heilen wolle, sagte er zu ihm, er wolle ihm seine Tochter zur Frau geben und sein ganzes Königreich, wenn er nur ihre Gesundheit wiederherstelle. Der Fremde hatte sich gut gemerkt, was die Raben um Mitternacht auf dem Galgen gesagt hatten, er führte den König zu dem Teich im Garten und befahl, diesen abzulassen. Als das Wasser abgelaufen war, zeigte sich der goldene Fisch. Der Fremde ließ ihn kochen und der Königstochter von der Brühe zu trinken geben. Und kaum hatte sie den ersten Löffel ausgetrunken, da stand sie auf, wollte essen und war gesund. Aus Dankbarkeit gab

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Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)