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Seite:Aus dem Märchenschatz der Kaschubei.djvu/34

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und begannen, sich zu besprechen. Der erste sagte: „Heute sah ich, wie ein Bruder seinen Bruder die Augen ausstach, daß er nichts mehr sieht. Ich wüßte schon einen Rat: Nach einer Weile wird es regnen, wenn er sich mit dem Regenwasser die Augen auswüsche, würde er wieder sehen können. Aber was hilft ihm das, wenn er uns hier nicht hört!“

Der zweite Rabe sagte: „Nicht weit von hier ist eine Stadt, in der die Menschen vor Durst sterben. Und sie wissen nicht, daß, wenn sie den großen Stein fortwälzen, der mitten auf dem Markte steht, unter ihm mehr Wasser hervorströmt, als sie nötig haben. Aber was hilft das den Leuten, wenn sie es nicht wissen und niemand uns hier hört!“

Der dritte Rabe sagte: „Auch ich weiß etwas! In derselben Stadt im Schlosse liegt die Tochter des Königs krank, und kein Arzt weiß ein Mittel gegen ihre Krankheit. Aber ich weiß, was ihr helfen würde: Im Schloßgarten ist ein kleiner Teich und in dem schwimmt ein goldener Fisch. Wenn ihn jemand fängt und und kocht und der Königstochter von der Brühe zu trinken gibt, dann macht er sie sogleich gesund. Aber was hilft ihr das, wenn das keiner weiß und niemand uns hier hört!“

Dann flogen die Raben fort.

Der Blinde hatte alles gehört und beschloß auszuprobieren, ob die klugen Raben die Wahrheit gesagt hätten. Nach einer Weile fing es wirklich an zu regnen. Der Blinde hielt die Hände hin, fing Regenwasser auf und wusch sich damit die Augen aus. Und sofort konnte er wieder sehen. Jetzt bemerkte er, daß er mitten im Walde unter dem Galgen saß, er stand auf und ging, um wieder aus dem Walde zu Menschen zu kommen. Er mußte lange gehen, am Morgen aber kam er zu der Stadt, in der die Menschen kein Wasser hatten und vor Durst dahinstarben. Da sagte er zu sich: „Die Raben haben die Wahrheit gesagt mit dem Regen, nach dem ich das Augenlicht wieder bekommen habe, sie

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Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)