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Seite:Ausdeved 391715186.pdf/5

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Aus der Vergangenheit der Kinderbesserungsanstalt.

Die erste Hausordnung für das am 8. Oktober 1685 in Dresden gegründete Waisenhaus war in Rücksicht darauf entworfen, daß alle in diese Anstalt aufgenommenen Kinder verwahrlost seien. – Nachdem in der am Jüdenteiche (Georgsplatz) gelegenen Wollmanufaktur Wohnräume „zum nötigen Zwang solcher ungeberdigen Jugend“ eingebaut worden waren, ließ der Rat durch Bettelvögte verwahrloste Kinder von der Gasse wegfangen, um dieselben durch Arbeit und Bußübungen zur Ordnung und Gottesfurcht zu erziehen. Je nach dem sittlichen Standpunkte der Pfleglinge unterschied man bald „Zöglinge“ und „Züchtlinge“, für welche letzteren es eine Züchtlingsstube und fünf Zellen gab. Wie groß zeitweilig die Zahl der Züchtlinge war, ist daraus zu ersehen, daß unter den im Jahre 1705 in der Anstalt vorhandenen 145 Insassen sich 85 Züchtlinge befanden.

Leider mußte man wegen Raummangel von dieser Zweiteilung des Cötus bald wieder absehen, weil in das Waisenhaus eine Zuchtanstalt für arbeitsscheue erwachsene Personen verlegt wurde, die bis 1817 bestehen blieb.

Der Mangel einer besonderen Anstalt zur Erziehung der verwahrlosten Kinderwelt Dresdens ward in der Folge immer fühlbarer und veranlaßte die Königliche Landesregierung im Jahre 1825 zu nachstehender Aufforderung an die Armenkommission zu Dresden:

Von Gottes Gnaden, Friedrich August, König von Sachsen etc.

„Rath, liebe getreue. Aus der von euch mittelst Berichts vom 30. v. Monats eingereichten gedruckten Nachricht von dem Fortgange der hiesigen Armenversorgungs-Anstalten auf die Zeit vom 1. May 1824 bis dahin 1825 ergiebt sich, daß, nach Abzug. . . . . . . , und unbeschadet der zu bestreitenden currenten Ausgaben, immer ein nicht unbeträchtlicher Ueberschuß bei den hiesigen Almosenfonds verbleibt.

Wenn nun hierbei in Erwägung gekommen ist, daß es in hiesiger Residenz an einer Anstalt zur Correction und Erziehung verwilderter Kinder und solcher, deren Eltern am Tage über ihren Arbeiten nachgehen und sich mit Erziehung ihrer Kinder nicht befassen können, zur Zeit gänzlich fehlt, und deren Gründung für das allgemeine Beste sehr