und strich mit seiner harten Hand ihr sanft die goldblonden Härchen aus dem Gesichtlein, das bei den letzten Worten sich zum Weinen verzogen hatte. „War denn das Dein Bruder, den Du bei Dir hattest?“
Sie nickte. „Wir sind beide bei unsrer Großmutter; aber die kann gar nicht von ihrem Lehnstuhl auf!“
„Das ist nicht gut für Deinen Bruder,“ sagte der Meister ein wenig strenge. „Wie heißt er denn?“
„Tiberius.“
„Was für was?“ frug er, und das Kind wiederholte das Wort.
Der Alte schüttelte den Kopf. „Ist denn das ein christlicher Name? Hat unser Pastor ihn so getauft?“
„Ich weiß nicht,“ sagte die Kleine halb gedankenlos; denn der Dompfaff begann plötzlich wieder seine Melodie; und sie hatte für nichts Anderes Aug’ und Ohren. Als er aufgehört hatte, wandte sie ihre leuchtenden Augen dem
Theodor Storm: Bötjer Basch. Berlin: Gebrüder Paetel, 1887, Seite 047. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:B%C3%B6tjer_Basch.djvu/047&oldid=- (Version vom 31.7.2018)