vorzupfeifen. Was sollte Fritz sich wundern, wenn er nach zwei Jahren ihn so singen hörte!
Das war ein Freudentag in Meister Daniel’s Leben, aber er wiederholte sich nicht; der Winter kam, aber kein Brief von Fritz, und je weiter es in die Zeit hineinging, desto schwächer wurde der Schimmer jener Freudenflamme und desto dunkler wurde es um den einsamen alten Meister.
Als nach ein paar Jahren die Krokus im Schloßgarten blühten, trat ein einfacher Leichenzug aus dem Thore des St. Jürgensstiftes; ein Kränzchen von Primeln und Immergrün lag auf dem Sarge, ein alter Mann ging zunächst hinter demselben; er ging etwas stumpelig und auf seinem Antlitz mit den schloweißen Augenbrauen zuckte eine unruhige Trauer. Es war wohl nicht um die Todte, die er auf ihrem letzten Weg begleitete; denn sie hatte in mählich verdämmerndem Bewußtsein das äußerste Lebensziel erreicht; aber der alte Mann hatte jenseit des Meeres einen Sohn, sein einzig Kind, und er wußte seit lange
Theodor Storm: Bötjer Basch. Berlin: Gebrüder Paetel, 1887, Seite 060. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:B%C3%B6tjer_Basch.djvu/060&oldid=- (Version vom 31.7.2018)