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hohen Mauergeländer verband sie beide. Dieses Ganges bedienten sich, so wie der Gebäude selbst, die Russen zu ihrer Vertheidigung. Jenseits der Weiseritz hatten sich die Franzosen in verschiedenen Häusern und hinter Gartenmauern fechtend verborgen, und beynahe eine Stunde lang knallte das kleine Gewehrfeuer hin und wieder. Da führten die Franzosen eine Kanone auf den sogenannten Aueberg ohnweit des Kreutzweges auf, um unsere Russen aus ihren vortheilhaften Stellungen zu vertreiben, und feurige Granaten flogen unaufhörlich in und auf unsere Gebäude. So war es abermals an der Zeit zu fliehen! - den letzten entscheidenden Augenblick durften wir nicht abwarten, und selbst die Keller konnten uns bei zu befürchtender Feuersgefahr keine Sicherheit mehr gewähren. Doch auch unsere Flucht war mit Gefahr verbunden. Vor uns Gefechte, rechts und links Kosacken und Baschkiren, hinter uns Reserven und Truppen an Truppen erschwerten den schon längst gehabten Entschluß, jedoch die sich von Minute zu Minute vermehrenden glühenden Kugeln gaben demselben Kraft und Ausführung. Wer folget? rief ich laut, und ermahnte die Nachbarn, das Aeußerste nicht abzuwarten, um das mühseelige Leben zu erretten. In der Hoffnung, die Kleinigkeiten des noch wenigen Eigenthums zu erhalten, oder in der geringen Besorgniß der Gefahr, blieben zwey derselben zurück, und verbargen sich, während dem hitzigsten Gefechte, in einem Winkel

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/121&oldid=- (Version vom 11.9.2022)