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dich errettet weiß! mit diesen Worten tröstete mich in der Stärke ihrer Seele, herzlich mich umarmend, die Treue. Tage der Erinnerung, Tage der ewigen Trauer, Tage meines jetzigen Lebens! nur in euch finde ich das höchste Glück, das mir die gnadenvolle Gottheit noch gewähren kann. Gegen 4 Uhr schwieg die empörte Natur und Menschen waren abermals gerichtet. - Die Russen, ihren Zweck, den Uebergang Wittgensteins über den untern Elbstrom zu maskiren, glücklich nun erreicht zu haben glaubend, zogen sich ietzt zurück und der Weg nach meiner Behausung, welche die Feuersgluth noch verschonet hatte, war wieder gesichert. Aber schrecklich waren die Verwüstungen! Die Oekonomie-Gebäude lagen in der Asche, und selbst die Trümmer der, noch am Abend, frey und muthwillig von den Franzosen angezündeten hölzernen Brücke schwammen im Wasserwirbel brennend und rauchend umher.

Was noch von einigen Meublen vorhanden war, wurde nun gegen die Vergütung von 4 Thalern für die Fuhre schleunigst in die Stadt geschafft, alle unsere wenigen Ueberbleibsel aber, die das Wasser nicht verderben konnte, in die Keller, welche ich, vermöge geheimer Maschinerie, 4 Ellen hoch beynahe unter Wasser setzen konnte. - Von des Schicksals Spruch war es uns nun beschieden, auch die Schrecknisse einer belagerten Stadt zu fühlen, um Angst, Kummer, Hunger, Noth und Todt mit Tausenden zu theilen.

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/124&oldid=- (Version vom 11.9.2022)