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heute noch an unsern Ruinen, an unserm traurigen Schicksale, das wir und alle, die wir außerhalb der Schläge uns befanden, ohne Ausnahme theilten - daß eure Kirchen-Heiligthümer verschonet blieben, daß sich nicht noch mehr Leichenhügel auf Leichenhügel thürmten, daß eure sonst so bevölkerten Straßen nicht gänzlich verödeten, daß eure Weiber und Kinder nicht verhungerten, und daß euch, in höchster Verzweiflung den gewaltsamen Tod vorziehend, die Fluthen nicht begruben, dieß danket Napoleon! der euch unwissend, vielleicht wider Willen errettete! - -

Zur Beherzigung und zur Bestätigung dieser Wahrheiten werfe ich die Frage auf: Was würde schon jetzt aus dem menschenreichen magazinlosen Dresden geworden seyn, wenn die Belagerung und die Sperrung nur noch 3-4 Wochen, ja nur 14 Tage angehalten hätte? In einer Festung müssen Magazine seyn, erwiederte der Soldat, aber wo diese hernehmen, und wenn auch diese wirklich bey den ungeheueren in Sachsen sich befindenden Armeen da wären, würde das Militär mit uns theilen, mit uns, die wir den letzten Bissen Brod mit ihnen theilen mußten? Wie Schafe würden wir dann, Hamburgs unglücklichen Einwohnern gleich, vom Altar und Heerd hinweggetrieben worden seyn; also Dank dir, Napoleon! Und hohes Dankgefühl der gütigen Vorsehung dargebracht, durchströme

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/127&oldid=- (Version vom 11.9.2022)