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Französische Garde.

Herrlich schoßt die Aehre, es prangt der Acker, es prangen die Wiesen, der Bäume Blüte verspricht güldene Früchte ohne Zahl. Heilige Natur! schüttest du deine Gaben in diesem Jahre darum so segnungsvoll, so reichlich aus? ist die Verkettung der Dinge so stark? – wolltest du nur einigermaßen ersetzen, was in Tollkühnheit vernichtet wurde? wolltest du die leidende Menschheit vor gänzlichem Verderben bewahren; sollten nicht in höchster Hungersnoth ganze Geschlechter untergehen? Ha! so bewundere ich deine Geheimnisse, und mein Geist wirft anbetend sich im Staube nieder. – Sieh! von diesen Fenstern aus, mein Zeitgenosse, siehe diese Fluren, heute noch des Landmannes Lust und Freude, morgen sind sie schon den höchsten Verwüstungen preiß gegeben, Abbild der Nichtigkeit des menschlichen Lebens, so wie der menschlichen Hoffnung. Ein denkwürdiger Tag nach dem andern erscheint, und Tag für Tag häufet sich das Uebel, und es erwächset das Böse in dem Bösen, bis in der höchsten Höhe der Mensch das Gute und das Böse nicht mehr zu unterscheiden und zu erwägen weiß. –

Am 11. May kamen Kaiserliche Artillerie-Garden und überschwemmten rings umher unsere Dörfer. Und welche Scenen eröffnen sich? in wenig Minuten waren jene viel versprechenden Fluren verwüstet, und des trauernden Bauern schönste Hoffnungen

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/46&oldid=- (Version vom 12.9.2022)