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beynahe beneidenswerth – wenig Minuten hatten da entschieden – uns warf aber die Länge der Zeit auf die Folterbank. – Der Hoffnungsfunke glimmte noch einmal auf; ein Offizier erschien uns als tröstender Engel, der gemeinen Noth sich erbarmend, gab er uns zwey Beschützer. Jetzt loderte wieder in Flammen der verlassene Heerd, in großen Kesseln sieden die im Sturme und im Gebrause der Lüfte der Erde zu frühzeitig abgewonnenen Kartoffeln, in zusammengefügten Händen werden diese heiß ausgetheilet, und die Hungrigen ergötzen sich an die leckere nicht einmal mit Salz gewürzte lose Speise. –

Allmählig entfernte sich das Gekrache der Kanonen, schon sind Dresdens Schanzen bedrohet; einzelne Kugeln erschrecken die Bewohner der Altstadt, die Vorstädte zittern, aber die äußersten vor dem Schlage gelegenen Gartenhäuser sind schon durchbohret; – „der Sieg ist unser, alle Fehd’ hat nun ein Ende; die Stadt ist so gut wie erobert,“ sprach der eintretende Offizier, und alle Militärs, selbst die wohlbelohnte Sauvegarde, verließen nun schnell das unbeschützte Haus, um sich von der Wahrheit dieser Dinge zu überzeugen, oder vielleicht um Theil zu nehmen an der Plünderung der versprochenen Güter.

Ruhe war uns nun beschieden, doch wie lange? Ja, so wie im schwersten Gewitter schwangere Wolken vorbeyeilen, der furchtbaren Ladung schnell sich

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/79&oldid=- (Version vom 12.9.2022)