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39. Der Basilisk in Budissin.

Der Sage nach soll ein Hahn, sobald er 20 Jahre alt geworden ist, ein Ei in den Dünger legen. Das durch dessen Wärme ausgebrütete Geschöpf soll die Gestalt eines Huhns, die Flügel eines Drachen, den Schwanz einer Eidechse, den Schnabel eines Adlers, die Klauen eines Tigers haben, eine rote Krone auf dem Kopfe tragen, während der ganze Körper voll schwarzer Borsten sei. Wen es mit seinen grünen Augen ansieht, der wird durch seinen Blick vergiftet. Ein solches Ungetüm, welches man einen Basilisken nennt, hauste einst in einem Hause der Schülergasse zu Budissin, wo es viel Unheil angerichtet hat. Da behing sich endlich ein kluger Mann über und über mit Spiegeln, worein das Ungetüm geblickt, darauf es geborsten und somit durch sein eigenes Gift getötet worden ist.

40. Der Teufelsgang in der großen Mühle zu Budissin.

Als die sogenannte große Mühle am Fuße des Protschenberges erbaut wurde, leistete der Teufel dem Bauherrn dabei Hilfe, wofür der Müller dem Teufel den 16. Mühlgang überlassen mußte. Der wollte darauf ungestört Pferdeäpfel mahlen. Nach Vollendung des Baues hatten beide Teile lange Zeit in Frieden gemahlen, bis ein neuer Knappe trotz strengen Verbotes auch auf dem Teufelsgange Getreide aufschüttete. Im Zorn warf der Teufel den Mühlknappen außen an die Mauer, wo die Blutflecken noch lange Zeit sichtbar waren.

41. Der Teufel holt in Budissin einen Küchenjungen.

Bei einem Zechgelage der Edlen der Lausitz auf dem Schlosse Ortenburg bekam auch die Dienerschaft reichlich zu trinken. Ein Küchenjunge rief im Rausche, der Teufel möge ihn doch holen und schimpfte denselben einen feigen Wicht, der nicht so viel Mut habe, einen Küchenjungen zu holen. Dies war dem Teufel doch zu arg; er erschien in fuchtbarer Gestalt, ergriff den Burschen, fuhr mit ihm durch das Küchenfenster und zerschmetterte ihm über demselben den Schädel.

42. Der Teufel will eine Jungfrau verführen.

Um eine Jungfrau von Adel im Budissiner Kreise zu einem Stelldichein mit einem großen Herrn aufzufordern, erschien der Teufel bei ihr in Gestalt eines Weibes. Doch da das Mägdelein zögerte, ihr zu folgen, hing ihr das Weib eine goldene Kette um den Hals. Bei der Betrachtung des Schmuckes gewahrte es zu ihrem größten Schrecken, daß dem Weibe ein Pferdefuß unter dem Rocke hervorragte und rief in ihrer Angst den Namen des Herrn Jesu. Da verschwand der Teufel und die Kette verwandelte sich in schwarze Kohlen. Das Mädchen aber wurde todkrank. Nach drei Monaten erschien das Teufelsweib abermals und nach einem Jahre zum dritten Male. Doch als das Mägdelein noch immer der Versuchung widerstand, wich er unter Schimpfen und Fluchen von ihr, ließ aber ein Buch zurück, das der Pfarrer des Ortes, welcher das Mädchen durch Gottes Wort tröstete,

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: Bautzener Sagen. Verlag Johannes Vieweg, Leipzig 1924, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bautzener_Sagen.pdf/16&oldid=- (Version vom 2.10.2023)