es als eine herrliche Chance für Arno, daß er mitthun kann. Im Grunde hat er ja auch recht … für einen Soldaten gibt’s auch nichts Besseres, als den Krieg. So mußt auch Du die Sache betrachten, liebes Kind – Berufserfüllung geht doch allem voran. Was sein muß –“
„Ja, Du hast recht, Tante, was sein muß – das Unabänderliche –“
„Das von Gott gewollte“ – schaltete Tante Marie bekräftigend ein.
„Muß man mit Fassung und Ergebung ertragen.“
„Brav, Martha. Es kommt ja doch alles so, wie es von der weisen und allgütigen Vorsehung in unabänderlichem Ratschluß vorher bestimmt ist. Die Sterbestunde eines Jeden, die steht schon von der Stunde seiner Geburt an geschrieben. Und wir wollen für unsere lieben Krieger so viel und inbrünstig beten –“
Ich hielt mich nicht dabei auf, den Widerspruch, der in diesen beiden Annahmen liegt: daß der Tod zugleich bestimmt und durch Gebete abzuwenden sein könne, näher zu erörtern. Ich war mir selbst nicht klar darüber und hatte von meiner ganzen Erziehung her das vage Bewußtsein, daß man an so heilige Dinge nicht mit Vernunftfragen herantreten dürfe. Hätte ich gar der Tante gegenüber solche Skrupel laut werden lassen, so würde sie das arg verletzt haben. Nichts konnte sie mehr beleidigen, als wenn man über gewisse Dinge rationelle Zweifel anstellte. „Nicht darüber nachdenken“ ist allen Mysterien gegenüber Anstandsgebot.
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/034&oldid=- (Version vom 31.7.2018)