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wie ich die haßte! Was war das? … Eifersucht? Jetzt blitzte mir das Verständnis dessen auf, was mich bewegte: ich war in Tilling verliebt – – – – „Verliebt, liebt, liebt“ rasselten die Räder auf dem Pflaster, „Du liebst ihn,“ leuchteten mir die vorüberfliegenden Straßenlaternen zu – „Du liebst ihn,“ duftete es mir aus dem Handschuh, den ich an meine Lippen führte – an der Stelle, die er geküßt.


* * *


Tags darauf trug ich in die roten Hefte folgende Zeilen ein: „Was mir gestern die Wagenräder und die Straßenlaternen sagten, ist nicht wahr, oder doch zum mindesten sehr übertrieben. Ein sympathischer Zug zu einem edlen und gescheidten Menschen! – ja; aber Leidenschaft? – nein. Ich werde doch mein Herz nicht so hinschleudern an jemand, der einer Anderen gehört. Auch er empfindet Sympathie für mich – wir verstehen uns in vielen Dingen; vielleicht bin ich die Einzige, der er seine Gedanken über den Krieg mitteilt – aber darum ist er noch lange nicht verliebt in mich – und ebensowenig darf ich es in ihn sein. Daß ich ihn nicht aufforderte, mich an einem anderen Tage, als an den ihm so verhaßten offiziellen Empfangstagen zu besuchen, mochte wohl nach dem vorausgegangenen, vertrauensvollen Gedankentausch etwas unfreundlich geschienen haben … Aber es ist vielleicht besser so. Wenn nur erst ein paar Wochen über die geistigen Eindrücke, die mich so tief erschüttert haben,

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/117&oldid=- (Version vom 31.7.2018)