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Unser Wagen war vorgefahren; wir mußten einsteigen und Rosa drängte mich vorwärts; Tilling führte die Hand an die Mütze und wollte zurücktreten. Da machte ich eine heftige Anstrengung und sagte mit einer Stimme, die mir selber ganz fremd klang:

„Sonntag zwischen zwei und drei, werde ich zu Hause sein.“

Er verneigte sich stumm und wir stiegen ein.

„Du mußt Dich erkältet haben, Martha,“ bemerkte meine Schwester, als wir davonfuhren; „Deine Aufforderung klang furchtbar heiser. Und warum hast Du mir diesen schwermütigen Stabsoffizier nicht vorgestellt? Ich habe noch selten ein weniger aufheiterndes Gesicht gesehen.“


* * *


Am bestimmten Tage und zur bestimmten Stunde ließ sich Tilling bei mir anmelden. Vorher hatte ich in die roten Hefte folgende Eintragung gemacht:

„Ich ahne, daß der heutige Tag über mein Schicksal entscheiden wird. Mir ist so feierlich und bang, so süß erwartungsvoll zu Mute. Diese Stimmung muß ich in diesen Blättern fixieren, damit, wenn ich einst nach langen Jahren darin blättere, ich mir recht lebhaft die Stunde ins Gedächtnis zurückrufen könne, welcher ich jetzt so bewegt entgegensehe. Vielleicht kommt es ganz anders, als ich denke – vielleicht auch genau so … jedenfalls wird es mich einst interessiren, zu sehen, wie weit Voraussicht und Wirklichkeit sich deckten. – – –

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/140&oldid=- (Version vom 31.7.2018)