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welcher der kriegerische Geist noch viel lebendiger war, als in der unseren, und in welcher das Weltmitleid, das nach Abschaffung alles Elends begehrt und jetzt in immer größere Kreise dringt, noch sehr unbekannt war.“

„Was hilft’s? Elend muß es immer geben – das läßt sich nicht abschaffen, ebensowenig wie der Krieg.“ …

„Sehen Sie, Graf Althaus, mit diesen Worten kennzeichnen Sie den einstigen, jetzt schon sehr erschütterten Standpunkt, auf welchem sich die Vergangenheit allen sozialen Übeln gegenüber verhielt, nämlich den Standpunkt der Resignation, mit der man das Unvermeidliche, das Naturnotwendige betrachtet. Wenn aber einmal beim Anblick eines großen Elends die zweifelnde Frage „Mußte es sein?“ ins Herz gedrungen ist, so kann das Herz nicht mehr kalt bleiben, und es steigt neben dem Mitleid zugleich eine Art Reue auf – keine persönliche Reue, sondern – wie soll ich sagen? – ein Vorwurf des Zeitgewissens.“

Mein Vater zuckte die Achseln. „Das ist mir zu hoch,“ sagte er. „Ich kann Sie nur versichern, daß nicht nur wir Großväter mit Stolz und Freude an die durchgemachten Feldzüge zurückdenken, sondern daß auch die meisten von den Jungen und Jüngsten, wenn befragt, ob sie gern in den Krieg zögen, lebhaft antworten würden: Ja gern – sehr gern.“

„Die Jüngsten – gewiß. Die haben noch den in der Schule eingepflanzten Enthusiasmus im Herzen.

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/150&oldid=- (Version vom 31.7.2018)