Schon war Tilling ganz nahe. Zuerst schaute Konrad ihn, dann mich an, und ohne ein Wort zu sagen, nickte er mir lächelnd zu und stürmte davon, als wäre er auf der Flucht.
„Wieder dieser Althaus!“ waren Tillings erste Worte, nachdem er Kehrt gemacht, um an meiner Seite weiterzureiten. In seinem Tone und seinen Mienen drückte sich deutlich Eifersucht aus. Das freute mich. „Ist er bei meinem Anblicke so ausgerissen, oder geht sein Pferd durch?“
„Ich habe ihn weggeschickt, weil –“
„Gräfin Martha – daß ich Sie gerade mit Althaus treffen mußte! Wissen Sie, daß die Welt behauptet, er sei in seine Cousine verliebt?“
„Das ist wahr.“
„Und werbe um ihre Gunst?“
„Das ist auch wahr.“
„Und nicht hoffnungslos?“
„Nicht ganz hoffnungslos –“
Tilling schwieg. Ich schaute ihm glücklich lächelnd ins Gesicht.
„Ihr Blick widerspricht Ihren letzten Worten,“ sagte er nach einer Pause; „denn Ihr Blick scheint mir zu sagen: Althaus liebt mich hoffnungslos.“
„Er liebt mich überhaupt nicht. Der Gegenstand seiner Werbung ist meine Schwester Lilli.“
„Sie wälzen mir einen Stein vom Herzen. Dieser Mensch war mit ein Grund, warum ich Wien verlassen wollte. Ich hätte es nicht ertragen können, sehen zu müssen –“
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/162&oldid=- (Version vom 31.7.2018)