Diese war die Witwe eines preußischen Generals und besaß einen einzigen Sohn, welcher damals eben Lieutenant geworden war.
Einem schöneren Jüngling wie diesem Gottfried von Tessow bin ich in meinem ganzen Leben nicht begegnet. Rührend anzusehen war es, wie Mutter und Sohn an einander hingen; auch darin schien Frau Kornelie Ähnlichkeit mit ihrer verstorbenen Schwester gehabt zu haben. Wenn ich den Stolz sah, den sie augenscheinlich in Gottfried setzte und die Zärtlichkeit, womit er seine Mutter behandelte, so freute ich mich schon in Gedanken auf die Zeit, wo mein Sohn Rudolf erwachsen sein würde. Nur eines konnte ich nicht begreifen, und ich äußerte dies auch zu meinem Manne:
„Wie kann eine Mutter ihr einziges Kind, ihr Kleinod, einen so gefährlichen Beruf ergreifen lassen, wie den militärischen?“
„Es gibt einfach Gedanken, liebes Herz,“ antwortete mir Friedrich, „die niemand denkt, naheliegende Erwägungen, die niemand anstellt. Ein solcher Gedanke ist die Gefährlichkeit des Soldatenberufes. Den läßt man nicht aufkommen: es liegt – so meint man – eine Art Unanständigkeit und Feigheit darin, diese Erwägung vorzustellen. Es wird als so selbstverständlich und unvermeidlich angenommen, daß diese Gefahr bestanden werden müsse und eigentlich fast immer[WS 1] glücklich bestanden werde (die Prozente der Gefallenen verteilen sich auf die anderen), daß man an die Todeschance gar nicht denkt. Sie ist zwar
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: mmer
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/176&oldid=- (Version vom 31.7.2018)