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schon das Stroh unter seinen Hufen, schon seine Mähne … Da schoß ich ihm zwei Revolverkugeln durch den Kopf – es fiel getroffen nieder und war von dem qualvollen Flammentod gerettet. Dann zurück in den Kampf, in den Mordgestank des Pulvers, in den wüsten Lärm knatternder Schüsse, stürzenden Gebälks, wütenden Kriegsgeschreies. Die Meisten um mich her, Freund und Feind, waren wohl vom Kriegstaumel erfaßt – ich aber blieb in unseliger Nüchternheit. Zu Dänenhaß konnte ich mich nicht aufschwingen – was thaten die Braven indem sie über uns herfielen? weiter nichts als ihre Pflicht. – Meine Gedanken waren bei Dir Martha … Ich sah Dich auf dem Paradebette liegen, und was ich mir wünschte, war, daß mich eine Kugel treffe. Dazwischen blitzte doch wieder ein Sehnsuchts- und ein Hoffnungsstrahl: „Wie, wenn sie lebt? Wie, wenn ich heimkehrte?“ …

Das Gemetzel dauerte über zwei Stunden und wir behaupteten, wie gesagt, das Feld. Der geschlagene Feind entfloh. Wir verfolgten ihn nicht. Auf dem Platze blieb uns Arbeit genug zu verrichten. Von dem Dorfe einige hundert Schritte entfernt und vom Brande unversehrt geblieben, steht ein großer Meierhof, mit zahlreichen leeren Wohnräumen und Ställen; hier werden wir die Nacht über ausruhen und hierher haben wir unsere Verwundeten gebracht. Das Begraben der Toten bleibt auf morgen früh. Dabei werden natürlich wieder einige Lebendige verscharrt, denn der Starrkrampf nach Verwundungen

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/229&oldid=- (Version vom 31.7.2018)