über Ausdauer. Ich hätte diese Verbindung sehr gern gesehen, und beobachtete mit Vergnügen, wie die Blicke meiner Schwester froh aufleuchteten, wenn von weitem der Hufschlag von Konrads Pferde sich vernehmen ließ, und wie sie seufzte, wenn er wieder davonritt. Er machte ihr nicht mehr den Hof, das heißt er sprach nichts von seiner Liebe, brachte seine Werbung nicht von neuem vor – dennoch war sein Benehmen eine regelrechte Belagerung.
„Wie es verschiedene Arten gibt, eine Festung zu nehmen,“ so erklärte er mir eines Tages, – durch Sturm, – durch Hunger – so gibt es auch mehrfache Mittel, ein Frauenherz zur Kapitulation zu bringen. Darunter eins der wirksamsten: die Gewohnheit – die Rührung … Es muß sie doch rühren, daß ich so beharrlich liebe, dabei so beharrlich schweige und immer wiederkomme. Wenn ich ausbliebe, risse das eine gewaltige Lücke in ihre Existenz; und wenn ich noch eine Zeit lang so fortfahre, so wird sie ohne mich es gar nicht mehr aushalten.“
„Und wieviel mal sieben Jahre gedenkst Du so um Deine Erkorene zu dienen?“
„Das habe ich nicht berechnet … so lange, bis sie mich nimmt.“
„Ich bewundere Dich. Gibt es denn gar keine anderen Mädchen auf der Welt?“
„Für mich nicht. Ich habe mir die Lilli in den Kopf gesetzt. Sie hat ein gewisses Etwas um die Mundwinkel, im Gang, in der Art zu sprechen, das mir keine Andere ersetzen kann … Du, Martha,
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/255&oldid=- (Version vom 31.7.2018)