abschoß, welche offenbar die Bestimmung hatten, in seinem Herzen sitzen zu bleiben. Loris Mann, eine Zierde des Jockeyclubs, des Rennplatzes und der Theatercoulissen, war bekanntermaßen so wenig treu, daß eine kleine Rachenahme ihrerseits nicht allzustreng zu verdammen gewesen wäre; aber daß Friedrich als Revanchemittel dienen sollte – dagegen hätte ich doch einiges einzuwenden gehabt …
Eifersüchtig – ich? … Ich wurde rot, als ich mich bei dieser Erregung ertappte. Ich war ja seines Herzens so sicher … Keine, keine auf der Welt konnte er so lieben wie mich. Nun ja: lieben – aber eine kleine Verliebtseinsflamme – die hätte immerhin neben der mir geweihten, sanften Glut aufflackern können …
Lori verhehlte mir gar nicht, wie sehr sie an Friedrich Gefallen fand:
„Hörst Du, Martha – Du bist wirklich zu beneiden um diesen charmanten Mann.“ Oder: „Bewache ihn nur ordentlich, Deinen Friedrich, denn dem setzen gewiß alle Frauenzimmer nach.“
„Ich bin seiner Treue sicher,“ antwortete ich darauf.
„Laß Dich nicht auslachen – als ob „treu“ und „Ehemann“ nebeneinander genannt werden könnten, das gibt’s nicht. Du weißt, wie zum Beispiel mein Mann –“
„Mein Gott, vielleicht bist Du da auch falsch berichtet. Dann sind ja nicht alle gleich –“
„Alle, alle – glaube mir. Ich kenne keinen von unseren Herren, der nicht … Unter denen, die mir den Hof machen, sind mehrere verheiratet – was
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/266&oldid=- (Version vom 31.7.2018)